Duisburg.
Die Zimmerpflanzen gedeihen schon, das Bild fehlt noch. Auf ihm werden eine Uhr und Zahnräder zu sehen sein — Zeichen, die für Karoline Hoell auch für den Kulturbereich stehen. Vor 100 Tagen hat die 56-jährige Finanzexpertin, auf deren Visitenkarte „Diplom-Kaufmann“ steht, ihren Schreibtisch im Theater bezogen.
Grundlegend anders als zuvor in der Stadtverwaltung sei ihre Arbeit nicht, sagt sie. So gehörte es zu ihren ersten Aufgaben, den Haushalt zu begleiten mit seinen vielen fixen Posten und „wenig freiem Geld“. Der Gestaltungsspielraum ist klein, Sparpotenziale sind ausgeschöpft. „Hier darf niemand ausfallen“, sagt sie mit Blick auf die Theatermitarbeiter. Schließlich müsse hier, wo permanent live produziert werde, alles ineinander greifen. Egal, was passiert: The show must go on.
Karoline Hoell hat in Köln Betriebswirtschaft studiert und weiß um die Vorbehalte, die Kulturschaffende gegenüber Finanzfachleuten haben. Und kann das verstehen: „Der Finanzbereich will immer kürzen bei der Kultur, das ist ein Spannungsfeld.“ Jetzt, bei ihrer Arbeit im Kulturbereich, vergesse sie manchmal den finanziellen Hintergrund. „Man kann nicht immer die Kämmerei im Kopf haben, aber die Zahlen müssen in Ordnung sein, es muss korrekt laufen.“
Angebot in der Region genossen
Schon seit ihrer Studienzeit ist Karoline Hoell an Kultur interessiert und hat bislang das Angebot in der Region genossen. „Aber ich habe mir die Vielfalt nicht vorgestellt, die etwa die freie Szene bietet. Vor allem die bildenden Künstler und die Musik.“ So habe sie den Tag der „Offenen Ateliers“ genutzt, „um ein Gefühl dafür zu bekommen, was angeboten wird“. Und ist noch mal in die Museen gegangen. „Ich spreche nicht gern über Sachen, die ich nicht gesehen habe.“
Als im Kulturausschuss darauf hingewiesen wurde, dass der Töpferofen im Averdunk-Zentrum in schlechtem Zustand sei, „bin ich mal eben vorbei gegangen und wusste, wovon gesprochen wird“. Hoell genießt die Atmosphäre an ihrem neuen Arbeitsplatz. „Man hört die Durchsagen und das Einsingen, es laufen Leute im Kostüm herum, man sieht die Musiker und Ballettleute – ich freue mich jeden Tag, dass ich im Theater arbeite“, strahlt sie. „Das Produkt ist toll, die Kollegen ziehen an einem Strang.“ Und vor den Premieren spüre man die steigende Spannung bis in die Büros. Vor etwa zwei Jahren ist Karoline Hoell durch die Choreographien von Martin Schläpfer zum Ballettfan geworden. „Qualität setzt sich letztlich durch“, sagt sie schon stolz auf „ihr“ Haus.