Duisburg.

Seine Begrüßung im Revier fiel standesgemäß aus: Currywurst, Pommes und ein kaltes „Köpi“ bekam Jonathan Israel Andino an seinem ersten Abend in Duisburg aufgetischt. Für den Honduraner nicht der einzige „Kulturschock“, den er in seinen ersten Tagen in Deutschland zu verarbeiten hatte – ohne Probleme: Der junge Musiker schwärmt: „Mir gefällt es hier sehr, sehr gut. Ich würde gerne wiederkommen“.

Jonathan Israel Andino stammt aus Duisburgs Partnerstadt San Pedro Sula in Honduras, einer der gefährlichsten Städte der Welt. 80 Prozent der Drogen, die in die USA gelangen, werden durch die Stadt geschleust. Es gibt korrupte Politiker, einige Reiche und viele arme Leute. In einer von zwei Musikschulen des Landes hat der 19-Jährige, dessen Eltern Bäcker sind und zur kleinen Mittelschicht gehören, Geigespielen gelernt.

Zahlreiche neue Erfahrungen und Eindrücke

Bei einem Musikwettbewerb der Deutsch-Honduranischen-Gesellschaft (DHG) in Duisburgs Partnerstadt hat der junge Künstler einen dreiwöchigen Aufenthalt an Rhein und Ruhr gewonnen. Seit dem 24. November ist er nun in Duisburg und hat zahlreiche neue Erfahrungen und Eindrücke gewonnen.

Jonathan wohnt bei der Familie von Imke Alers, der stellvertretenden Solo-Oboistin der Duisburger Philharmoniker. Sein Zeitplan ist voll. „Ich habe schon viele Schulen und Musikschulen besucht“, erzählt der Honduraner in gutem Englisch. Zusätzlich hat er sich die Proben für das Sinfonie-Konzert angesehen. Die Violinisten Peter Bonk und Matthias Bruns haben ihm kostenlos Unterricht gegeben. „Er hat das Zeug zum Musiker“, ist Gastmutter Imke Alers überzeugt.

Keine Zukunft im Heimatland

Doch in diesem Beruf gibt es für Jonathan in seinem Heimatland keine Zukunft. Dort kann ihm niemand mehr etwas beibringen. „Bei uns zu Hause kann ich als Musiker kein Geld verdienen“, erklärt er. „Er bräuchte einen Studienplatz an einer Hochschule in Europa oder Amerika“, sagt Johanna Schie, Leiterin der Niederrheinischen Musik- und Kunstschule. Sie bemüht sich, wie Imke Alers und die DHG, Kontakte für den Geiger zu knüpfen.

Die Zeit in Deutschland sei für ihn Ansporn gewesen, seinem Traum weiter zu folgen, versichert Jonathan. Auch wenn er sich zunächst an die niedrigen Temperaturen gewöhnen musste. „Ich trage immer zwei Paar Socken. Ich genieße hier aber die Freiheit, abends spazieren gehen oder mit der Bahn fahren zu können“, berichtet der Musiker. In San Pedro Sula geht er hingegen nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr auf die Straße. „Das wäre viel zu gefährlich. Die Autos fahren über rote Ampeln, damit sie nicht anhalten müssen“, erläutert Jonathan.