Duisburg.
Es ist ein seltsames Gefühl, wenn man den Hausflur an der Beekstraße 17 betritt. 60er Jahre Erinnerungen werden wach. Alles aber ein wenig „in schmuddelig“. Im ersten Stock fällt der Blick auf den riesigen Innenhof, denn die Beekstraße 17 ist Teil eines großen Karree-Baus mit Münzstraße und Universitätsstraße an den Seiten.
Jahrzehntelang gehörte das Haus zum Karstadt-Konzern. Dann kam ein Eigentümerwechsel. Seitdem wächst der Ärger der Mieter. Das Gebäude wird auf der ersten und zweiten Etage kernsaniert, hochwertige Wohnungen sollen dort entstehen.
Dr. Christoph Hammer hat mit seinem Kollegen Dr. Reiner Spicher eine Gemeinschaftspraxis in der ersten Etage an der Beekstraße 17 und spricht von auf Dauer unhaltbaren Zuständen. Heizungsausfälle, Baulärm und Chaos. Erst am Montag seien Zoll und Bauaufsicht zu Besuch gewesen, hätten die Bauarbeiter mitgenommen.
Ein Ende sei nicht in Sicht. Er selbst, erzählt Christoph Hammer, hätte die Möglichkeit in Räumlichkeiten am Dellplatz umzuziehen. Aber sein Kollege Spicher sei 63 Jahre alt, wolle nur noch zwei, drei Jahre arbeiten. Da lohne ein Umzug nicht mehr meint der 59-jährige Mediziner.
Kernsanierung auf zwei Etagen für hochwertige Wohnungen
Ortswechsel: 3. Etage an der Universitätsstraße 40, Wohnung von Renate Kunzemann. Die langjährige Mieterin hat den Kaffee auf. Ebenso wie Georgios Izos, der ein paar Wohnungen weiter lebt. „Seit Februar leben wir auf einer Baustelle“, klagen beide. Noch nicht einmal eine Klingel hätten sie, um Besuchern die Tür zu öffnen. Die Fahrstühle seien so verdreckt vom Baumaterial-Transport, dass man sie mit guten Anziehsachen nicht mehr benutzen könne, ohne sie zu beschmutzen.
Außerdem sei es kalt in den Wohnungen. „Klar, unter uns stehen ja zwei Etagen leer“, beschwert sich Renate Kunzemann. Ein Heizlüfter bringt angenehme Temperaturen in die Wohnung. „Aber den Strom muss ich ja bezahlen.“ Beiden graut vor dem Winter, denn, so die Einschätzung der Beiden, die Heizungsrohre lägen offen und könnten in den entkernten Etagen unter ihnen einfrieren. Vom Lärm, der den ganzen Tag herrsche, mal ganz abgesehen.
Thomas Wenning, der die Immobilie von Karstadt übernommen hat und nun für 1,7 Millionen Euro saniert, beruhigt im Gespräch mit der NRZ. Die Heizungsrohre könnten nicht einfrieren, weil die freigelegten Stränge abgeklemmt seien.
Neue Auflagen der Behörden
Dass die Heizung erst so spät angestellt worden sei, liege an den Stadtwerken, die die Fernwärmestation nicht rechtzeitig von 800 Kilowatt auf 33 Kilowatt gedrosselt habe, sondern doppelt berechnet habe. Dass Zoll und Bauaufsicht am Montag auf der Baustelle waren, stört ihn nicht. „Die Leute waren alle angemeldet“, erklärt Wenning. Die Bauaufsicht habe moniert, dass die Absicherungsbalken nur 2,8 Zentimeter stark gewesen seien. Vorgeschrieben sind 3 Zentimeter. „Also werden die Balken ausgetauscht“, gibt sich Wenning gelassen: „Die können hier noch fünf Mal kontrollieren. Das ist in Ordnung.“
An den Bauverzögerungen seien die immer neuen Auflagen der Behörden Schuld. „Jetzt muss ich auch noch das Dach abreißen. Was 1960 in Ordnung war, sei 2013 nicht mehr in Ordnung.
„Da werden Sie als Bauherr wahnsinnig“. Nichts desto trotz plane er, bis April 2014 fertig zu werden: „Wenn nicht wieder was dazwischen kommt.“