Moers. .
Energie einsparen, weniger Treibhausgase, geringere Erderwärmung, Verhinderung der Klimakatastrophe – hört sich im Großen gut an, will aber im Kleinen umgesetzt werden. Zum Beispiel mit der Energieeinsparverordnung (ENEV). Nur leider erweist sich diese als durchaus zweischneidiges Schwert.
Die Diakonie musste sich – u.a. wegen der ENEV – von ihrem geplanten Mehrgenerationenhaus in Meerbeck verabschieden. Tritt die Verschärfung der Verordnung 2015 in Kraft, sind beispielsweise dreifach verglaste Fenster gefordert; das kostet, und zwar zu viel für die Diakonie.
Es stellt sich die Frage: Können Wohnungsbauunternehmen diese Kosten überhaupt noch stemmen? Die Redaktion fragte bei der Wohnungsbau Stadt Moers nach. Das Unternehmen plant ein Mehrgenerationenhaus, und zwar an der Eichenstraße.
„Die Baugenehmigung ist da, die Förderung ist bewilligt“, so Wohnungsbau-Geschäftsführer Rainer Staats. Gebaut wird nach der ENEV, und das wird teuer: „Die Dichtigkeit des Gebäudes erfordert eine Lüftung.“ Also müssen Einzelraumlüfter eingebaut werden, da diese „deutlich günstiger sind als eine geregelte Anlage“, so Staats. Aber die Lüftung muss sein; nur so ließe sich Schimmelbildung vermeiden. „Wir erfüllen mehr als die ENEV 2009 fordert, aber das geht nur mit Zuschüssen.“
Mit anderen Worten: Ohne Zuschüsse könnte sich auch die Wohnungsbau ein Mehrgenerationenhaus nicht leisten. Probleme gibt’s auch bei den Wohnungen, die das Unternehmen vermietet. Staats: „Wir kriegen eine energetische Modernisierung rechnerisch hin. Aber die Mieterhöhungen passen nicht zu unserem Kundenkreis.“
Bei einer Modernisierungsmaßnahme seien zehn bis 14 Cent Mieterhöhung pro Quadratmeter durch die Energieersparnis gedeckt – plusminus null für den Mieter. Um eine Energieersparnis von 30 bis 40 Cent pro Quadratmeter zu erzielen, müsse die Mieter aber um 1,40 bis 1,80 Euro pro Quadratmeter erhöht werden – für viele Mieter unbezahlbar. Staats denkt noch weiter: „Immer mehr Wohnungsbauunternehmen weisen auf die Entsorgungsproblematik der Fassadendämmung hin.“ Kunststoff-Wärmedämmplatten sind Sondermüll und müssen bei zukünftig anfallenden Sanierungen kostenintensiv entsorgt werden. Wer soll das bezahlen?
Es stellt sich also die Frage, ob die Mieter gerade preisgünstiger Wohnungen nicht zu den Verlierern der in Berlin und Brüssel beschlossenen Energie-Einsparbemühungen werden.