Duisburg. Diabetes kann man verhindern – mit gesundem Leben. Das war eine der Botschaften beim Duisburger WAZ-Medizinforum in der Hamborner Helios Klinik St. Johannes.

Diabetes ist eine unterschätzte Volkskrankheit. Dabei sprechen die Zahlen eine klare Sprache: Bundesweit ist fast jeder Zehnte von der Stoffwechselkrankheit betroffen, in Duisburg also rund 50.000. Diese ohnehin hohe Zahl wächst bis 2030 laut AOK-Prognose weiter. Anlass genug, beim WAZ-Medizinforum in der Helios Klinik St. Johannes in Hamborn über Diabetes und seine teils schweren Folgen zu sprechen und das gleich mit der Chefärzten des Krankenhauses.

Die Mediziner unterscheiden zwei Arten Diabetes: Typ I mit absolutem Insulinmangel, von dem maximal zehn Prozent der Patienten betroffen sind, sowie Typ II, der Diabetes Mellitus. Er entwickelt sich fast immer nur dann, wenn eine erbliche Belastung mit falscher Ernährung, übermäßiger Zufuhr an Kohlenhydraten, mangelnder Bewegung und Übergewicht einhergeht. „Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko. Aber auch immer mehr dicke Kinder und Jugendliche und Schwangere sind betroffen“, berichtete Dr. Regina Hood, die Chefärztin der Diabetologie. Viele Patienten merkten lange nicht, dass sie „Zucker haben“. Sie lassen sich erst untersuchen, wenn sich typische Symptome für Diabetes mehren - Abgeschlagenheit und Müdigkeit, Durstgefühl, Sehstörungen, vermehrte Infekte, Entzündungen. Oder ein Bluttest bringt es zutage. Dr. Hood: „Wir sehen die Patienten leider oft erst dann in der Klinik, wenn die Folgeerkrankungen da sind.“

Dazu gehören Ablagerungen in Gefäßwänden, die zu Verschlüssen z.B. in den Arm- oder Beinarterien führen können, Schlaganfälle, Herzrhythmusstörungen Herzinfarkte, massive Sehstörungen bis zur Erblindung, Durchblutungsstörungen der Niere, chronische Fußwunden ohne Schmerzempfinden.

Früh erkennen

„Daher ist es ganz wichtig, Diabetes früh zu erkennen, noch besser zu vermeiden. Sie haben es in der Hand“, betonte die Diabetes-Expertin. Durch eine rechtzeitige Änderung des Lebensstils mit viel Bewegung, z.B. Nordic Walking oder Tanzen, gesunder Ernährung, vernünftiger Einstellung von Bluthochdruck und Fettstoffwechsel könne das Risiko einer Erkrankung um rund 50 Prozent sinken, zitierte sie eine Studie aus Finnland. Das Diabetes-Zentrum Duisburg, das die Ärztin in der Helios Klinik in Hamborn leitet, hilft mit Aufklärung und Beratung, Gabe von Medikamenten und Insulin.

Etwa 400.000 Menschen in Deutschland haben diabetische Fußschäden mit oft schlimmen Wunden und Infektionen. Schon zu enge Schuhe bergen Gefahren. „Wichtig ist eine professionelle Fußpflege“, unterstrich Dr. Hood. Sie wies auf die Fußsprechstunde in der Klinik hin, die Tipps gibt: „Wir wollen, dass Sie gesunde Füße haben.“

Folgen bis zum Herzen und zu den Füßen

Mit der Zunahme von Diabetes geht auch eine Zunahme von Herzerkrankungen, Schlaganfällen und Herzinfarkten einher, wie Dr. Wolfgang Lepper, Chefarzt der Kardiologie, berichtete. Beide Erkrankungen hängen häufig zusammen. 20 Prozent aller Herzinfarkte treffen Diabetes-Erkrankte. „Patienten mit Zuckererkrankungen haben zudem häufig eine etwas reduzierte Schmerzempfindlichkeit“, so der Experte. Das kann zu stummen, schmerzlosen Herzinfarkten führen. Lepper appellierte daher an seine Zuhörer: „Patienten sollten im Notfall nicht warten, sondern sofort die Notrufnummer 112 anrufen.“

Oft muss Dr. Eckhard Klenk, Chefarzt der Gefäßchirurgie, Diabetes-Kranke operieren. „Diabetes befällt die Schlagadern, die Arterien. Dadurch lagert sich Kalk und Fett in den Gefäßwänden ab. Außerdem fließt das Blut bei Zuckerkranken zäher, nicht so gut wie bei Gesunden.“ Daher werden die Zielorgane nicht mehr gut durchblutet. Mehr Infektionen und Entzündungen seien die Folgen. Im schlimmsten Fall drohen Blutvergiftungen und Absterben eines Fußes, eines Beines, aber auch eines inneren Organs. Kommt ein Patient – so spät – in die Klinik stehen zunächst Gefäßdiagnose und Bekämpfung der Infektion im Vordergrund. Dann legt der Gefäß-Chirurgen Stents oder Bypässe. Ergebnis: Das Blut kann wieder durch Bein und Fuß strömen, Wunden gerade an den Füßen besser und schneller heilen. Ist aber schon zu viel Gewebe zerstört, hilft nur noch eine (Teil-) Amputation, bundesweit rund 28 000 mal, in Duisburg etwa 300 mal jährlich.