Duisburg. .

Man muss auch mal ein Tabu brechen, will man Patienten wirksam und nachhaltig helfen: Hämorrhoiden jucken, brennen, schmerzen, bluten. Über das schambesetzte Thema redet man nicht gerne. Dabei ist jeder zweite Bundesbürger mindestens einmal in seinem Leben betroffen, so Schätzungen.

Bundesweit rund 3,5 Millionen mal pro Jahr müssen Probleme im Analbereich behandelt werden, davon rund 50- bis 100.000 mal operativ. Wie die lästigen Beschwerden beseitigt oder zumindest gelindert werden können, berichtete der Chirurg und Proktologe Dr. Marcus Lassau, Oberarzt am Evangelischen Bethesda-Krankenhaus in Hochfeld, den rund 100 Besuchern beim WAZ-Medizinforum zum Thema Hämorrhoiden.

Feinabdichtung des sensiblen Enddarms

Anders als viele denken, haben Hämorrhoiden ihren Sinn: Diese natürlichen Schwellkörper dienen – neben dem Schließmuskel – der Feinabdichtung des sensiblen Enddarms, verhindern Inkontinenz. Doch wenn diese Gefäßpolster sich vergrößern, jucken, brennen schmerzen und bluten, wenn es zu Nässen und Stuhlschmierereien kommt und/oder die Entleerung gestört ist, stimmt etwas nicht.

„Alles Hämorrhoiden oder was?“, fragte Facharzt Dr. Lassau. Vorsicht! „Nur 25 Prozent der Patienten mit diesen Beschwerden haben auch wirklich ein Leiden der Hämorrhoiden“, warnte Lassau. In den meisten Fällen bringt der Proktologe bei seiner Diagnose andere Ursachen zutage.

Veränderte Hämorrhoiden können verschiedene Ursachen haben: Neben einer Veranlagung der Verschleiß der Schwellkörper, eine Bindegewebsschwäche, dauerhaft zu harter oder zu weicher Stuhlgang, zu starkes Pressen dabei, auch Bewegungsmangel, zu viel Sitzen und nicht zuletzt eine falsche Ernährung. Folge: Hämorrhiden und ihre „Aufhängung“ im Innern des Mastdarms werden geschädigt, sie rutschen im Enddarm nach unten. Bei einer gründlichen Untersuchung stellt der Proktologe den Grad, das Stadium der Erkrankung fest.

Veränderten Stuhlgang einüben

Bei der Therapie leichterer Fälle ergreift der Facharzt Basismaßnahmen: Der Patient muss seine Ernährung umstellen und/oder einen veränderten Stuhlgang einüben. Die Symptome kann auch die Gabe von Medikamenten lindern – etwa Salben, Lokalanästhetika oder Adstringenzien.

Im frühen Stadium der Erkrankung kann auch eine halboperative Behandlung helfen: Dabei wird die Schleimhaut oberhalb der Hämorrhoiden entweder durch Verödung oder durch Abbinden mit einem kleinen Gummiband zur Vernarbung angeregt. Durch die Narbe werden die Hämorrhoiden fixiert und schrumpfen in der Folge auf normale Größe. „Doch diese Therapieformen helfen oft nicht auf Dauer“ so Dr. Lassau. „Viele Patienten müssen nach einiger Zeit erneut zur Behandlung kommen.“

In schwereren Fällen hilft nur ein operativer Eingriff. Besonders hat sich eine innovative Methode bewährt: die Operation nach Longo. Die Fachärzte sprechen auch vom „analen Lifting“.

Es gebe keine offenen Wunden

Die Vorteile: Diese Methode sei schmerzarm und komfortabel. Es gebe keine offenen Wunden. Der Klinikaufenthalt ist kurz, der Patient kann nach ein bis zwei Wochen wieder arbeiten.

Etwa 75 Prozent der Patienten, die über störendes Jucken, Brennen, Schmerzen und/oder Bluten am Ausgang des Mastdarms klagen, haben keine Hämorrhoidial-Leiden, sondern andere Beschwerden bzw. Krankheiten. Häufig sind Marisken, Hautlappen ohne Krankheitswert.

Viele Patienten leiden auch unter Blutgerinnseln, Analfissuren, Fisteln, Analvenenthrombosen oder Eiteransammlungen. Sie können behandelt oder entfernt werden.