Duisburg-Stadtmitte. . Die Büsche rund um den Spielplatz im Kantpark wurden zurückgeschnitten, doch davon verschwinden die Drogenabhängigen nicht automatisch. Ein Gespräch mit Friedhelm Storm, dem Suchtkoordinator der Stadt Duisburg, über Lösungen und warum ein Druckraum nicht weiterhilft.
Vor einem Jahr hat die Stadt Anwohner, Verbände und Selbsthilfegruppen zusammengerufen, um sich an einem Runden Tisch über die Drogenszene im Kantpark auszutauschen. Nachbarn hatten sich über die Situation beschwert. Ein Jahr später finden Eltern noch immer Spritzen auf dem Spielplatz, das geforderte Klo ist nicht aufgestellt, für einen Druckraum gibt’s kein Geld. Nun haben die Wirtschaftsbetriebe rund um den Spielplatz die Hecken zurückgeschnitten, damit die Fläche besser einsehbar ist und damit möglichst unattraktiv für den versteckten Drogenkonsum wird. Im Gespräch erklärt Friedhelm Storm, Suchtkoordinator der Stadt, warum man das Drogenproblem nicht ganz gelöst bekommt und erläutert, was der Runde Tische vor einem Jahr aus seiner Sicht gebracht.
Nachdem vor einem Jahr der Runde Tisch getagt hat, ist der Kantpark wieder in den Mittelpunkt gerückt. Können Sie die Eltern verstehen, die ihrem Nachwuchs eine möglichst unbeschwerte Kindheit ermöglichen wollen?
Friedhelm Storm: Ich verstehe die Eltern, aber wir leben nicht in einer heilen Welt, sondern in einer Großstadt. Der öffentliche Raum gehört allen. Als die Stadt versucht hat, in Walsum eine Drogenberatungsstelle einzurichten, haben Nachbarn dagegen geklagt. Das Oberverwaltungsgericht hat die Klage abgewiesen und den Eltern gesagt, sie sollten ihre Kinder darauf vorbereiten, dass es Drogenkonsum in der Gesellschaft gibt und man eine Spritze nicht aufhebt, genauso, wie man eine Glasscherbe nicht anfasst.
Muss sich die Szene denn unbedingt auf einem Spielplatz treffen?
Storm: In anderen Städten wird so genanntes Junkie-Jogging veranstaltet, man versucht die Menschen von einem Ort zum nächsten zu vertreiben. Dadurch verschwinden sie aber nicht. Und wenn sie dann am Dellplatz wären, würden sich da sicherlich auch Bewohner beschweren.
Warum wird aus dem geforderten Druckraum nichts?
Storm: So ein Druckraum ist teuer. Er muss jeden Tag geöffnet sein, denn es bringt natürlich nichts, ihn nur von montags bis freitags zu betreiben. Zum anderen bekommen Personen, die alkoholisiert sind, keinen Zugang. Auch Substituierte sind ausgeschlossen. Wenn man das berücksichtigt, ist die Frage, ob sich der Aufwand dann noch lohnt. Außerdem, wenn in der Stadtmitte ein Druckraum geschaffen wird, werden sicherlich auch Begehrlichkeiten im Norden geweckt.
Einige Personen, die im Kantpark sitzen, verrichten dort auch ihre Notdurft. Warum wird aus der Toilette nichts, die ebenfalls auf der Tagesordnung stand?
Storm: Die Forderung nach einer Toilette ist nachvollziehbar, aber dann schafft man einen illegalen Druckraum, der auch wieder beobachtet werden müsste. Man muss bei so einer Forderung eben auch immer die Folgen mit bedenken.
In der Kriminalitätsstatistik taucht der Kantpark zwar nicht besonders häufig auf, allerdings haben viele Bürger ein mulmiges Gefühl an der Gruppe, die dort immer sitzt, vorbeizugehen. Sind die Personen aggressiv?
Storm: Das ist nur ein subjektives Empfinden, aggressiv sind die Personen nicht. Sicherlich gibt es eine Hemmschwelle und sie entsprechen nicht dem bürgerlichen Bild, aber da passiert eigentlich nichts.
Empfiehlt es sich, die Personen anzusprechen und Sie zu bitten, woanders hinzugehen?
Storm: Das hätte bei Passanten sicherlich nicht den gleichen Effekt, wie, wenn Polizei oder Ordnungsamt das tun würden. Diese Klientel will möglichst keinen Stress mit den Ordnungskräften haben. Polizei und Ordnungsamt könnten auch ein Platzverbot aussprechen, aber das müsste natürlich auch kontrolliert werden.