Duisburg.
Fast hinten übergefallen wäre Reiner Lenk, der Obermeister der Tischlerinnung, als er vor mehr als drei Jahren einen bedeutungsschweren Brief erhielt. Im Detail war darin die Errichtung einer Stiftung zur Förderung von Junghandwerkern beschrieben. Hans Werner Eßmann hatte damit die Hälfte seines zeitlebens gesparten Vermögens und sein Haus in Neudorf dieser Institution vermacht. „Wir waren baff, als der Brief ankam“, erinnert sich Lenk heute.
Auf sieben handgeschriebenen Blättern und in 18 Paragrafen hatte der Tischlermeister kurz vor seinem Tod im Jahr 2009 die Stiftungssatzung notiert. Bis zu den Posten der Vorstandsmitglieder und des Kuratoriums hatte er alles bis ins Detail geplant für die Stiftung, die seinen und den Nachnamen seines Schwiegervaters aus erster Ehe, ein Dachdeckermeister, trägt. Mit der Stiftung sollten gezielt junge Handwerker aus der Tischler- und Dachdeckerbranche gefördert werden, damit sie die Meisterschule besuchen können.
Bis zu 10.000 Euro für ein Jahr Meisterschule
Als Lenk diesen Brief vor sich hielt, konnte er es kaum glauben, als er den Namen des Stiftungsgründers las. „Dem hab ich alles zugetraut, aber nicht das“, sagt er über Eßmann, den er während seiner eigenen Meisterschulzeit kennen gelernt hatte. Er beschreibt ihn als exzellenten Handwerker mit Leib und Seele. Seine Lehrlinge habe er häufig ermahnt, besser aufzupassen, wenn sie es zu etwas bringen wollten. Dass der große Lehrmeister nun ein Vermögen zur Ausbildung von Handwerkern hinterließe, beschreibt er als „Hammer“. Seine Ehefrau hingegen überraschte das Engagement ihres Mannes keineswegs: „Er war immer erpicht darauf, dass die Jugend fleißig ist“, erinnert sich Doris Eßmann. Bei ihm habe jeder Lehrling die Meisterschule geschafft.
„Die einjährige Meisterschule kostet heute viel Geld, so zwischen 5000 und 10.000 Euro“, schätzt Obermeister Lenk. Für junge Handwerker sei es nicht einfach diesen Betrag alleine zu stemmen. Der Meistertitel bringe viele Vorteile mit sich. Der Verdienst sei höher, die Aufstiegschancen besser und die Handwerker können sich selbstständig machen. „Dadurch werden sie Herren ihrer eigenen Arbeit und können ihre kreativen Ideen umsetzen“, erklärt Lenk.
Stiftung nimmt Bewerbungen entgegen
Laut Bundesverband gibt es in Duisburg 58 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts. In einer Serie stellen wir in loser Folge einige vor.
Diesmal geht es um die Eßmann-Dücker-Stiftung, zu der es bei der Kreishandwerkerschaft, Düsseldorfer Straße 166, 47053 Duisburg, und unter 0203/99 63 40 weitere Infos gibt. Auch Bewerbungen zur Förderung der Meisterschule gehen mit dem Stichwort „Eßmann-Dücker-Stiftung“ an diese Adresse, zu Händen des Hauptgeschäftsführers Stefan Piel.
Drei junge Männer auf ihrem Weg zum Tischler-Meister hat die Eßmann-Dücker-Stiftung nun bereits mit je 2500 Euro unterstützt. Die Fördersumme könne aber je nach Umständen unterschiedlich hoch ausfallen, erklärt der 53-Jährige. Ausschlaggebend für eine Förderung seien hauptsächlich die Ausbildungsnoten der Handwerker. „Jemanden mit lauter Vieren auf dem Zeugnis können wir nicht nehmen, der schafft das nicht“, weiß er aus Erfahrung. Der Stiftungsvorsitzende hofft, dass sich bald noch mehr Dachdecker und Tischler bei ihm bewerben, um ihren Meister zu machen und dabei Unterstützung benötigen. „Es ist toll, wenn man sieht, dass sie es schaffen. Da hängt mein Herzblut dran“, sagt Lenk.