Duisburg. Nachdem eine 23-Jährige beim Ausstieg stürzte, fuhr der Zug einfach wieder los. Ein anderer Fahrgast und Zeuge zog schnell die Notbremse und verhinderte damit wahrscheinlich Schlimmeres. Der Vater der verletzten Frau ist empört - denn anscheinend muss niemand für den Vorfall gerade stehen.
„Das ist doch Fahrerflucht“, empört sich Haymo Pelz nach einem Unfall auf einem Bahnsteig des Duisburger Hauptbahnhofs Ende vergangener Woche. Und mit Fahrerflucht meint er den Lokführer, der seine Fahrt trotz des Unfalls und einer von ihm ausgelösten Notbremsung des Hamburg-Köln-Expresses „HKX 1800“ fortgesetzt hatte.
Wie Haymo Pelz berichtet, wurde eine junge Frau beim Aussteigen von zu früh schließenden Türen des Zuges quasi aus dem Zug geschubst. „Ich wollte aus dem Wagen 5 aussteigen, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Deshalb ging ich in den Wagen 6. Hier war eine ältere Dame mit Krücken, die längere Zeit zum Aussteigen brauchte. Als die nachfolgende Frau aussteigen wollte und sich auf den Stufen befand, fing die Tür an sich zu schließen, und gleichzeitig fuhr der Zug an.“ Der Zug habe zu diesem Zeitpunkt 29 Minuten Verspätung gehabt.
Unfall zu Protokoll gegeben
Da Haymo Pelz, der selbst nicht mehr aussteigen konnte, davon ausging, dass die Frau gestürzt sein könnte, zog er die Notbremse. „Obwohl das Zugpersonal von mir darauf angesprochen worden ist, dass es einen Unfall gegeben hat, und die Frau durch den Sturz aus dem Zug verletzt worden sei, haben beide Zugbegleiter sich weder um den Unfall noch um die verletzte Person gekümmert, sondern ausschließlich darum, dass der Zug weiterfahren kann.“ Haymo Pelz sei mit der verletzten Frau anschließend zum Info-Schalter der Bahn gegangen und gab das Unfallgeschehen zu Protokoll.
Empörung auch beim Vater der 23-jährigen Verletzten, der sich ebenfalls in der Redaktion meldete: „Amelie stürzte aus dem Zug, geriet mit dem linken Bein zwischen Zug und Bahnsteigkante. Meine Tochter hatte unendliches Glück; Prellungen, Hautabschürfungen und Schwellungen in Gesicht, Beinen, Händen werden sicher wieder heilen, das verletzte Knie muss noch genauer untersucht werden.“
Grobe Pflichtverletzung vorgeworfen
Was ihn wütend macht: „Hier liegen grobe Pflichtverletzung, fahrlässige Körperverletzung und unterlassene Hilfeleistung vor, ohne dass anscheinend jemand dafür gerade stehen muss“, so Krystian Scheinert.
Bei der Duisburger Polizei habe er Anzeige erstattet. Doch dort habe man ihm wenig Hoffnung gemacht, da das Verfahren vermutlich wegen Geringfügigkeit eingestellt werde.
Das private Bahnunternehmen HKX, das den Hamburg-Köln-Express betreibt, hat sich trotz Bitte um Stellungnahme bislang nicht zu dem Vorfall geäußert.