Duisburg-Obermeiderich. . Der Bahnverkehr hat nach Einschätzung der Siedler Am Welschenhof in den vergangenen Jahren drastisch zugenommen. Lärm, Abgase und Erschütterungen sind die Folge. Alle Beschwerden haben bislang nichts genutzt: Die Bahn ändert nichts. Jetzt stellten die Bürger Forderungen auf.

Im Garten sitzen und die Ruhe genießen. Abends gemütlich einen Film im Fernsehen anschauen. Ein Pläuschchen vorm Haus mit den Nachbarn halten. Oder bei offenem Fenster schlafen. Die Anwohner der Wohngebietes Am Welschenhof, das direkt an der Bahnlinie Ruhrort – Oberhausen liegt, können sich gar nicht mehr erinnern, wann das möglich war.

„Der Bahnverkehr hat stark zugenommen“, sagen mehrere der rund 20 Anwohner, die sich an diesem nasskalten Morgen auf der Straße zusammengefunden haben, um der Redaktion ihr Leid zu klagen. In dem Moment saust auf dem nahen Damm ein kleiner Personenzug einer Privatbahn vorbei. Lautstärke etwa wie ein Omnibus auf der Autobahn. Aber den nehmen die Betroffenen gar nicht wahr.

Mehr Gütertransporte

Was sie stört, sind die vielen Güterzüge, die mitten durchs Wohngebiet rauschen. Mit gefühlten „100 Sachen oder mehr“. Laut scheppernd. Selbst Erschütterungen sind auf den Stichstraßen, die direkt an den Bahndamm führen, mitunter zu spüren. „Es sind definitiv in den vergangenen zwei, drei Jahren deutlich mehr Gütertransporte geworden, die auf dieser Strecke unterwegs sind“, sagen die Bürger wie aus einem Munde. Vor allem nachts nerven sie die Anwohner ungemein.

Und erst recht, wenn sie dann auch noch mitten in der Siedlung anhalten und auf die Freigabe der weiteren Strecke warten müssen. Dreißig, manchmal 45 Minuten stünden die stinkenden und vor sich hin wummernden Dieselloks dann praktisch direkt neben den Häusern, sagen Christa und Angelika Niersmann.

Lärm einer 4000-PS-Diesellok

Die Bahn sagt nichts

Und die Bahn AG? Mit der kebbelt sich Wiesner schon seit geraumer Zeit wegen der Probleme. Die einzige Antwort, die er bislang bekommen hat, ist eine „Beruhigungspille“: Es gebe die Absicht, Lärmschutzmaßnahmen durchzuführen. Sie seien für das Jahr 2017 geplant.

„Dies vorbehaltlich der öffentlich-rechtlichen Genehmigungen“, so die Bahn. „Wisst ihr, was das heißt?“, fragt Wiesner in die Runde der aufgebrachten Bürger. Kopfschütteln. „Da passiert gar nix.“

Auch die Stadt Duisburg, die wie Innenminister Ralf Jäger schon aktiv geworden ist, hatte bislang keinen Erfolg. Die Bahn hat auch Jäger und der Behörde ausweichend geantwortet. Und die Redaktion erhielt von einem Bahnsprecher am Donnerstag nur folgende Info: „Die Zugzahlen haben sich von 2012 auf 2013 nicht signifikant geändert.“

Ein Bahnsprecher, der zwar nicht auf diesen speziellen Fall eingeht, bestätigt auf Anfrage unserer Zeitung, dass die Situations-Beschreibung der Bürger grundsätzlich stimmt. Und er räumt auch ein, dass es durchaus starke Lärmbelästigungen gebe, wenn Güterzüge mit quietschenden Bremsen zum Stoppen gebracht werden. Aber auch, dass der Krach ohrenbetäubend werde, wenn eine 4000-PS-Diesellok einen langen Güterzug nach dem Stopp wieder anziehen muss.

„Manchmal komme ich mir vor wie in Kanada“, sagt der Obermeidericher SPD-Politiker Heinz Wiesner, selbst Siedlungsbewohner. „Dort rattern auch unendlich lange Züge durch die Gegend.“ Mit dem Unterschied, dass sie meist nicht durch Wohngebiete fahren.

Sofortmaßnahmen gefordert

„Eine Lärmschutzwand muss schnellstens her“, fordert etwa Sylvia Freek – und bekommt Zustimmung der anderen, aufgebrachten Bürger. „Flüsterschienen“ fänden die Bürger auch gut.

Und als Sofortmaßnahme fordern sie ein Nachtfahrverbot für Güterzüge, zumindest eine Temporeduzierung im Wohngebiet.“ „Bei 50 bis 60 Stundenkilometern“, ist sich Reinhard Schneider sicher, „wäre die Belastung schon deutlich reduziert“, stellt er klar.