Duisburg. Mit “Schlagerstar“ eröffnete ein künstlerischer Dokumentarfilm die 37. Filmwoche im Duisburger Filmforum. Damit soll eine “Woche der Wirklichkeit und abseits der Massenbildhaltung“ eingeleutet werden. Der Eröffnungsfilm beweist, dass eben diese Wirklichkeit unangenehm und anstrengend sein kann.
„Eine Woche Wirklichkeit und Welt abseits der Massenbildhaltung“, versprach Festivalleiter Werner Ruzicka bei der Eröffnung der 37. Filmwoche am Montagabend im Filmforum am Dellplatz. Einen intensiven Einblick in die Welt des Schlagers, Abteilung alpines Stimmungslied, gab der Eröffnungsfilm „Schlagerstar“ von Marco Antoniazzi und Gregor Stadtlober aus Österreich, der als deutsche Erstaufführung gezeigt wurde. Ruzicka hatte im Scherz angekündigt, der Film werde mit Untertiteln gezeigt. Tatsächlich blieb manches Wort österreichischer Zunge fremd, doch die Welt Marc Pirchers rückte ganz nah: Der Stern am Himmel volkstümlicher Schlagermusik heizt in Bierzelten und Hallen, beim Musikantenstadl und Après-Ski-Zirkus seinem Publikum ein.
Auch nach 20 Jahren scheint die Stimmungskanone nicht müde zu werden, zum Schunkeln und Tanzen, Mitklatschen und Mitsingen zu animieren: „Wer will heute feiern? Hände in die Höh’“. Die Töne sind schnell im Ohr, die Texte schlicht – je schlichter desto erfolgreicher, wie der Hit „Anna-Lena“ zeigt, den das Publikum auch noch weiter singt, als ein Stromausfall Lichter und Beschallung längst ausgeknipst hat.
Pircher kennt keine Berührungsängste, und so hautnah er seinen rührend treuen „Fäänz“ kommt, so dicht erlebt man aus der Perspektive der Kamera dieses knallharte Gute-Laune-Geschäft: vor und nach Konzerten, auf der Straße, im Studio, bei Honorarverhandlungen, beim Foto-Shooting, bei Presse- und Radioterminen.
„Engagierte Medienarbeit“
Ein Film, der mit 90 Minuten zu lang ist und manchmal das Verlangen nach Ohrstöpseln weckt, aber Respekt für die Protagonisten weckt. Und damit für das Genre „künstlerischer Dokumentarfilm“ steht: Die Wirklichkeit abseits der Massenbildhaltung kann unangenehm und anstrengend sein.
Die Filmwoche und „doxs!“
Die Duisburger Filmwoche findet vom 4. bis zum 10. November im Filmforum am Dellplatz statt.
Karten sind im Filmforum erhältlich und können außerdem unter 0203 / 283 4171 reserviert werden. Die Preise: Einzeltickets kosten fünf, Tagestickets 15 Euro. Eine Dauerkarte, die zum Besuch aller Filmvorführungen berechtigt, kostet 30 Euro.
Parallel zur 37. Filmwoche findet mit „doxs!“ ein Dokumentarfilmprogramm für Kinder und Jugendliche statt. Es richtete sich an Schülerinnen und Schüler vom Grundschulalter bis zur Oberstufe.
Auch für brisante Themen wie den Umgang mit Krankheiten und Tod stehe der Dokumentarfilm, sagte Oberbürgermeister Sören Link, der die „gute und wichtige Tradition“ der Filmwoche lobte und besonders das Kinder- und Jugend-Filmfestival „doxs!“ als „Markenzeichen für engagierte Medienarbeit“ hervorhob. Damit bilde Duisburg in der Filmlandschaft eine „positive Landmarke“.
Das weiß auch die Landesregierung zu schätzen, die sowohl die Filmwoche als auch „doxs!“ fördert. Sie lobt 2013 zum ersten Mal den Preis „Carte blanche“ aus, ein „Gutschein“ über 5000 Euro für ein noch zu verwirklichendes Projekt. Staatssekretär Bernd Neuendorf: „Die Filmwoche bringt von jeher frische, mutige und innovative Arbeiten auf die Leinwand. Mit der ,Carte blanche’ möchte das Land junge Filmkünstler in ihrer individuellen Entwicklung fördern und Ansporn geben, den eingeschlagenen Weg weiter zu verfolgen.“ Ab 2014 wird es dann ein neues Programmfenster „Carte blanche“, in der die Preisträgerarbeit oder ihr bis dahin erreichter Status quo vorgestellt wird.“