Duisburg. . Der Berliner Filmregisseur Cüneyt Kaya stellte im Duisburger Programmkino Filmforum seinen ersten Spielfilm „Ummah – Unter Freunden“ vor. Dabei erzählte er, dass sich ein Projekt auch mit einem schmalen Budget verwirklichen lässt – wenn man bereit ist, reichlich Herzblut zu investieren.
Dies ist sein Spielfilmdebüt. Dennoch durfte Regisseur Cüneyt Kaya „Ummah – Unter Freunden“ schon auf den renommierten Festivals in Montreal und Warschau präsentieren. Der 33-jährige Berliner schaute nun im Filmforum am Dellplatz vorbei, um sein Erstlingswerk zu zeigen. Die Besucher erfuhren im Gespräch von den Schwierigkeiten einer Produktion, für die kaum Geld zur Verfügung stand – die aber dank des Einsatzes von ganz viel Herzblut dennoch ein sehenswertes Ergebnis zum Vorschein gebracht hat.
Schatten der Vergangenheit
„Ich wollte die Geschichte eines kaputten Menschen erzählen, der durch neue Freundschaften ein Stück weit den Weg zurück in die Normalität findet“, erzählt Kaya vor der Filmvorführung im WAZ-Interview. Diese innerlich zerrissene Persönlichkeit ist Daniel (gespielt von Frederick Lau), der als verdeckter Ermittler des Verfassungsschutzes im rechten Milieu arbeitet, nach einem beinahe tödlichen Zwischenfall aber aussteigen will. Sein Chef verordnet ihm nur eine Verschnaufpause in einem Unterschlupf der Behörde. Dort lernt er in einer von Türken und Arabern geprägten Nachbarschaft neue Kumpel kennen. Doch die Schatten der Vergangenheit lassen ihn nicht so schnell los.
Schaupieler verzichteten auf ihre Gage
Gedreht wurde „Ummah“ – was „Gemeinschaft“ bedeutet – in Kayas Heimatstadt Berlin. Weil das Budget gen Null tendierte, dienten in der Not Wohnungen von Freunden, echte Telefonläden sowie viele Straßen des Stadtteils Neukölln als Drehorte. Vielleicht erklärt dieser Umstand auch die Tatsache, dass der Film in manchen Momenten so authentisch wie eine Dokumentation wirkt. „Schauspieler wie Kida Khodr Ramadan haben ohne Gage mitgemacht, Hauptdarsteller Frederick Lau hat dafür sogar ein anderes Projekt abgesagt“, erzählt Kaya. Die Chancen einer Finanzierung durch die Kooperation mit einem TV-Sender hat er im Vorfeld gar nicht erst abgeklopft. Er wollte sein Ding durchziehen. Und als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor in Personalunion hatte er sich eine Mammutaufgabe aufgehalst. „Bei diesem Projekt war das aber die richtige Entscheidung.“
Sein zentrales Anliegen war es, endlich einmal ein anderes, positiveres Bild von Migranten zu zeichnen. „Die tauchen in vielen anderen Produktionen immer nur als Gangster oder Drogenhändler auf. Ich wollte diesem Klischee etwas entgegensetzen.“ So konfrontiert Kaya seine Zuschauer mit Rassismus, der Migranten im Alltag begegnet. So zählt eine Polizeikontrolle zu den intensivsten, beklemmendsten Szenen eines Films, der vielen die Augen öffnen könnte.
Glaubt Cüneyt Kaya auch an den kommerziellen Erfolg seines ersten Spielfilmes? Da lacht der junge Mann mit der wuscheligen, leicht angegrauten Mähne und sagt: „Es ist schon ein Wunder, dass wir für den Film einen bundesweiten Kinostart bekommen haben und er schon auf mehreren Festivals gezeigt wurde.“ Natürlich wäre es toll, wenn sich viele Interessierte „Ummah“ anschauen würden. „Für mich wäre es aber ein noch größerer Erfolg, wenn die Menschen verschiedener Herkunft im Alltag auf sich zugehen, sich zuhören und sich so besser kennen lernen“, sagt Kaya.
Inzwischen hat er selbst den Film unzählige Male gesehen. Und die Fassung, die nun im Kino läuft, gefällt ihm. „Wenn man spürt, dass etwas auf der Leinwand so funktioniert, wie man es sich im Vorfeld gedacht hat, dann sind das die wunderschönsten Momente.“