Eine einzige Einstellung. Der Blick geht in Richtung Meer, rechts liegt die Innenstadt von Beirut, auf asphaltierten Wegen am Strand knattern ein paar Roller vorbei, zwei Jungen balgen sich um einen Ball. Das ist er, der Trailer der 37. Duisburger Filmwoche. Vor jeder einzelnen Vorführung wird er das Publikum im Saal auf den folgenden Dokumentarfilm einstimmen.

Die kurze Szene aus Beirut könnte beinahe eine Persiflage sein. „Dokumentarfilme leiden ein wenig darunter, hoch wissenschaftlich zu sein“, sagt Thomas Krützberg. Jedenfalls sei das ihr Ruf. „Aber wenn man sie hier anschaut, merkt man, dass es nicht so ist.“ Der Kulturdezernent ist optimistisch, dass sich das vor der inzwischen schon 37. Auflage der Filmwoche auch in Duisburg herumgesprochen hat. „Wir zielen hier sehr stark auf Publikum.“ Doch sei das Festival nicht nur „ein wichtiger Bestandteil der Duisburger Kulturszene“, sondern auch „ein Solitär in der Filmfestivallandschaft in Deutschland“. Während man andernorts über rote Teppiche schlurfe und Champagner schlürfe, ginge es bei der Filmwoche nicht um Glanz und Gloria. „Hier wird auf den Inhalt geschaut.“

Festivalleiter Werner Ruzicka kennt den Inhalt und scheint sehr zufrieden. „Ich darf ihnen versprechen: Das Programm ist gut.“ Filme mit harten Stoffen seien dabei, Filme mit weicheren, verschiedene geschichtliche Dimensionen und Themen aus den entlegensten Ecken. „Es geht von China bis Kuba, von Sachsen bis Bayern – die wichtigen Stämme der Welt sind vertreten.“ Ruzickas scherzhafter Kommentar unterstreicht, dass es während des Festivals nicht nur um politische Themen und soziale Fragen gehen wird. Traditionell sei der Eröffnungsfilm „ein bisschen leichter“, erklärt der Festivalleiter. In diesem Jahr wird den österreichischen Filmemachern Marco Antoniazzi und Gregor Stadlober die Ehre zuteil, mit ihrem Werk „Schlagerstar“ das Festival zu eröffnen. Sie begleiteten Marc Pircher, einen Stern am Himmel der volkstümlichen Schlagermusik. Man erlebt Pircher, wie er mit Playback im Kopfhörer hemmungslos ins Mikrofon schmettert, wie ihn ein Video der Kastelruther Spatzen in Ekstase versetzt. Doch es gibt auch traurige Beiträge, verstörende – und in der Vorschau scheinen tatsächlich alle gut zu sein.

Eine gute Nachricht erreichte die Filmwoche aus Düsseldorf. Das Land NRW als einer der Hauptförderer wird in diesem Jahr auch einen Preis stiften. Der Nachwuchspreis trägt den Titel „Carte Blanche“ und ist mit 5000 Euro dotiert. Ausgezeichnet wird damit kein Wettbewerbsbeitrag direkt, sondern eine Filmemacherin oder Filmemacher, um damit ein Projekt in der Zukunft realisieren zu können. Damit werde „in Köpfe investiert“, lobte Ruzicka die Idee hinter dem Preis.