Rotterdam/Duisburg. Der Niederländer Cor Klein pendelt jede Woche mit seinem Binnenschiff von Rotterdam nach Duisburg. 24 Stunden dauert diese Fahrt von Hafen zu Hafen. Wir haben den Partikulier begleitet.
"Schuhe aus“, fordert Cor Klein den Besuch auf und streift sich die Treter ab. „Das Schiff ist unser Zuhause, hier wollen wir es schön haben.“ Der Niederländer pendelt jede Woche mit seinem Binnenschiff von Rotterdam nach Duisburg. Diesmal bringt er Erz zur ehemaligen Kupferhütte nach Hochfeld. 24 Stunden dauert die Fahrt stromaufwärts. Zurück geht’s ein paar Stunden schneller.
Ungefähr bei Rheinkilometer 1000 legt Cor Klein ab. Das Hafengebiet Rotterdam ist verzweigt – es dauert, bis man tatsächlich auf dem Fluss fährt. Die „MS Oriana“ tuckert ruhig. 1520 PS sind die beiden Motoren stark. Man hat trotzdem den Eindruck, dass das Schiff schleicht. Es macht ordentlich Wellen – an Bord bekommt man davon nichts mit. Dazu ist der Kahn mit seiner 5570 Tonnen schweren Ladung zu groß. Industriehallen säumen das Ufer. Erst später ziehen auch Wiesen vorbei. Cor Klein beachtet die Landschaft gar nicht, der Rhein ist für ihn das, was für andere die A 40 ist.
Er hockt im Chefsessel seiner Kommandobrücke. Dutzende Instrumente zeigen ihm den Kurs an. Fast alles läuft automatisch. Das Cockpit ist geräumig, statt Steuerrad gibt es Schaltknüppel. Die 135 Meter lange „MS Oriana“ hat er erst vor ein paar Jahren angeschafft – eine Millioneninvestition. „Das muss man sich heutzutage gut überlegen. Das Geschäft ist nicht einfacher geworden“, erzählt der selbstständige Partikulier. Für jede Fahrt muss er den Preis aushandeln. Klein kennt das Geschäft, er ist in einer Binnenschifferfamilie groß geworden. Es ist das Gefühl, sein eigener Chef sein zu können, was ihm gefällt. Und die Freiheit, die ihm der Rhein bietet. „Man kann sich die Arbeit selbst einteilen.“
Schiffbau ist Bühne für „Rheingold auf dem Rhein“
Im vergangen Sommer ist er eine besondere Tour gefahren. Statt Erzen hat er Musik befördert. „Ein Studentenorchester aus Utrecht hat ein Schiff für eine Aufführung gesucht. Ziemlich verrückt, aber ich habe gedacht: warum nicht?“ Im Bauch der Oriana wurden die Seitenwände herausgenommen. Dort, wo sonst das Schüttgut lagert, wurde eine Bühne eingebaut, auf der die Studenten eine moderne Version von „Rheingold“ inszenierten. „In die Oper geh’ ich eher nicht, aber das war ein schönes Experiment“, erzählt der 44-Jährige von der Kultur-Expedition. In Duisburg machte das Ensemble an der Mercatorinsel fest. Sonst legt die Oriana in den Industriehäfen an.
Die Liebe zur Schiffahrt teilen Vater und Sohn
Wenn der Familienvater längere Touren fährt, wechselt er sich mit seiner Frau ab. Sohn Andy geht inzwischen in die Schule, Tochter Ciska wird bald eingeschult. In den Ferien fährt die Familie gemeinsam. Für die beiden Kinder gibt es eigene Kabinen. „Andy“ steht an der Tür des Achtjährigen. Er ist von der Schifffahrt ebenso fasziniert wie der Vater. In seinem Zimmer hat er aus Lego einen Containerterminal nachgebaut. Ein Kran hievt gerade einen Container vom Schiff. Ciska (5) spielt mit einer Matrosen-Puppe. Auf der Mütze steht „Oriana.“
In Duisburg kennt sich die Familie inzwischen aus. „Wenn wir mal Freizeit haben, gehen wir im Innenhafen spazieren und den Zoo haben wir uns auch mal angeschaut“, erzählt Cor Klein. Ein Souvenir aus Duisburg hat er übrigens immer an Bord – eine Kiste „Köpi“. „Bier könnt ihr Deutschen einfach besser.“