Duisburg. Der Duisburger Mahmut Özdemir ist als jüngster Abgeordneter in den Bundestag gewählt worden. Seit einer Woche wohnt er in Berlin. Die Duisburger Luft schnuppert er zwar nun seltener, aber ein Spiel des MSV oder einen Spaziergang durch den Landschaftspark lässt sich der Fußball-Fan nicht nehmen.
Ein Eis von der Eisdiele am Hamborner Altmarkt, ein Spaziergang durch den Landschaftspark oder einfach nur mit einer frischen Pommes Rot-Weiß die heimische Luft genießen: Diese Duisburger Heimaterfahrungen werden für Mahmut Özdemir in den nächsten vier Jahren deutlich seltener werden. Aber er hat es ja so gewollt: Der 26-Jährige wurde von den Duisburgern in den Deutschen Bundestag geschickt. Er ist der jüngste Abgeordnete. Auf seine neue Aufgabe und das Leben in der Hauptstadt hat sich der Homberger gewissenhaft vorbereitet: „Wenn man sich eine vernünftige To-Do-Liste zulegt, geht das alles schon ganz gut“, meint der bundespolitische „Newcomer“.
Özdemir wohnt seit dieser Woche in einer 40 Quadratmeter großen Wohnung in der Straße „Unter den Linden“. Dort befinden sich auch die Büroräume. Bisher kannte er die neue Bleibe nur von Fotos. „Aber da habe ich mich ganz auf die Hilfe meine Mitarbeiterin verlassen“. Um sich über die gewachsenen Dimensionen, in denen er jetzt lebt, zu wundern, fehlt im wohl noch die Zeit.
Stolz auf große Tradition
Die erste Woche im Bundestag ging am Dienstag gleich mit dem Frühstück aller neuen Parlamentarier los. Danach war Zählappell in der Fraktion und dann, endlich: die erste Plenarsitzung. „Ich habe einfach Stolz empfunden. Man steht in diesem Parlament in der Tradition großer Sozialdemokraten, die nicht einmal davor zurückschreckten, ihr eigenes Todesurteil zu unterschreiben, anstatt ihr Abstimmungsverhalten zu ändern“, erinnert er an die SPD-Fraktion, die 1933 gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte.
Schon mit 14 Jahren war er politisch aktiv
Mahmut Özdemir ist ein frühberufener Politiker: Mit 14 Jahren trat er in die SPD ein und leitete kurz darauf bereits einen Juso-Unterbezirk. Zuletzt saß er in der Bezirksvertretung Homberg/Ruhrort/Baerl. Özdemir wurde mit 26 Jahren mit über 43 Prozent der Stimmen im Duisburger Norden zum jüngsten Bundestagsabgeordneten gewählt.
Özdemir ist ein großer Fußball-Fan. Als Duisburger hält er natürlich auch zum MSV. Da er aber ein begeisterter VW-Fahrer ist, hegt er die größten Sympathien für den VfL Wolfsburg.
Und die neuen Kollegen? „Die ganze Fraktion freut sich natürlich, den jüngsten Abgeordneten des Bundestages in ihren Reihen zu haben. Ansonsten ist die Stimmung sehr freundlich, da trägt keiner die Nase höher, nur weil er eine oder zwei Legislaturperioden mehr auf dem Buckel hat“, freut er sich. Zum ersten Tag gehörte auch ein Abendessen der neuen Fraktionsmitglieder mit Frank-Walter Steinmeier.
Große Politik auf dem Schreibtisch
Die ganz große Bundespolitik, vielleicht bald aus dem Ressort „Arbeit und Soziales“ liegt künftig auch auf Özdemirs Schreibtisch. Die Themen und Positionen der SPD in den Sondierungs - und Koalitionsgesprächen mit den Unionsparteien werden in der Bundestagsfraktion ausgiebig diskutiert. Darüber hinaus freut sich Özdemir über den Beschluss, die Parteimitglieder über den Koalitionsvertrag abstimmen zu lassen. „Ich habe absolutes Vertrauen in unsere Mitglieder. Deswegen ist mir ein solcher Entscheid auch besonders wichtig.“
Die Duisburger Luft schnuppert der Neu-Parlamentarier nun zwar seltener, einen Besuch beim MSV, wie am vergangenen Wochenende, lässt sich der Fußball-Fan aber nicht nehmen. Und wie man hört, muss sich Berlin in Sachen Pommesbude auch nicht vor Duisburg verstecken.