Essen. . Der Stahlkonzern Thyssen -Krupp steckt tief in der Krise. Konzernchef Heinrich Hiesinger sagt, das Unternehmen leidet unter der Ökostromförderung. Die Branchensituation für das Stahlgeschäft in Europa sei „derzeit brutal hart“. Am Ende könnten die Öfen in Duisburg ausgehen.

Der Thyssen-Krupp-Konzern macht die Zukunft des Stahlstandorts Duisburg abhängig von den politischen Entscheidungen zur Ökostromförderung. „Es gibt keine Pläne für einen Abschied von der Stahlproduktion in Europa. Allerdings hängt viel auch vom Umfeld und den politischen Weichenstellungen ab“, sagte Vorstandschef Heinrich Hiesinger im Interview mit unserer Zeitung.

Mit Nachdruck forderte er ein neues Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Allein die höhere EEG-Umlage, die im nächsten Jahr von 5,3 auf 6,24 Cent pro Kilowattstunde steigt, mache bei Thyssen-Krupp jährlich Zusatzkosten in Höhe von 15 Millionen Euro aus. „Dabei hat unsere Stahlsparte nach neun Monaten gerade mal 33 Millionen Euro als Ergebnis erzielt. Und das, obwohl wir eine Härtefall-Regelung haben“, sagte Hiesinger. „Wenn wir die EEG-Umlage voll bezahlen müssten, hätten wir einen Betrag von über 300 Millionen Euro zu zahlen. Damit wären wir tief in den roten Zahlen.“

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Von Ulrich Reitz, Thomas Wels, Ulf Meinke

Es sei unabdingbar, dass das Erneuerbare-Energien-Gesetz überarbeitet werde, forderte der Thyssen-Krupp-Chef. „Wenn in Sachen EEG die falschen Entscheidungen getroffen werden, entscheiden nicht wir als Vorstand über die Zukunft von Steel Europe, sondern dann entsteht eine Situation, in der uns die Entscheidung abgenommen wird“, sagte Hiesinger zur Frage, ob hohe Energiekosten den Standort Duisburg in Gefahr bringen können. Er fügte hinzu: „Das wollen wir nicht. Dann würden unsere eigenen Bemühungen zur Makulatur. An dieser Stelle kämpfen wir.“

Konkurrenz im Ausland ist angeblich im Vorteil

Bis das EEG überarbeitet sei, müsse die Härtefall-Regelung, die den Stahlkonzern teilweise von der Zahlung der EEG-Umlage befreit, bestehen bleiben, „denn unsere Wettbewerber außerhalb Deutschlands haben diese Kosten nicht“, betonte Hiesinger. „Sehr wichtig“ sei, dass auch die Eigenstrom-Erzeugung aus Prozessgasen im Stahlwerk befreit bleibe. Thyssen-Krupp habe Hunderte von Millionen investiert, um diese Gase umweltschonend zu sammeln, wieder zur Energieerzeugung zu nutzen und zu verbrauchen.

Die Branchensituation für das Stahlgeschäft in Europa sei „derzeit brutal hart“, sagte Hiesinger. Trotz der „äußert schwierigen Situation“ schreibe der Standort Duisburg aber noch schwarze Zahlen. Thyssen-Krupp hatte angekündigt, in der europäischen Stahlsparte rund 2000 Stellen und in den weltweiten Konzernverwaltungen 3300 Arbeitsplätze abzubauen.