Ruhrgebiet. . Zwei Städte auf der Suche nach Lösung ihrer Integrations-Probleme: Duisburg will Integrationslotsen einsetzen, die ihren Landsleuten erklären, was in Deutschland geht und was nicht. In Dortmund und Duisburg sollen rumänische und bulgarische Polizisten ihren deutschen Kollegen bei der Verfolgung von Kriminellen helfen.

Es geht um das, was man eine klare Ansage nennt. Weil den Ruhrgebietsstädten Dortmund und Duisburg die Probleme mit rumänischen und bulgarischen Zuwanderern über den Kopf zu wachsen drohen, holen sie sich nun internationale Hilfe. In beiden Städten sollen rumänische und bulgarische Polizisten bei der Verfolgung von Kriminellen mitarbeiten.

Und damit nicht genug: Duisburgs Sozialdezernent Reinhold Spaniel will Integrationslotsen einsetzen, die ihren Landsleuten kulturelles Basiswissen vermitteln – dass Müll in die Mülltonne gehört und dass man eine Toilette benutzt statt Nachbars Garten.

Ende September reiste Duisburgs Sozialdezernent Spaniel deshalb eigens nach Berlin, verhandelte in der bulgarischen Botschaft. Für nächste Woche hat er seinen Besuch bei den rumänischen Diplomaten angekündigt. Schließlich leben in Duisburg inzwischen 8000 Armutsflüchtlinge aus Südosteuropa, die die Stadt und ihre Bewohner massiv fordern.

„Die Menschen, die hierhin kommen, stammen aus einem sozialen Umfeld, das völlig konträr zu unserem ist. Was die verstehen, ist eine deutliche Ansprache. Dazu brauchen wir Polizisten, die die Landessprache sprechen“, erklärt der Dezernent.

Erster Austausch 2011

Damit machte Dortmunds Polizei schon einmal, nämlich 2011, als es um den ausufernden Straßenstrich in der Nordstadt ging, gute Erfahrungen. „Da hatten wir Unterstützung durch bulgarische Kollegen, die uns viel Hintergrundwissen über ihr Land und dessen Strukturen vermitteln konnten. Sie erkannten auf der Straße sogar Landsleute, die bereits in Bulgarien straffällig geworden waren, die wir so besser in den Blick nehmen konnten“, sagt Dortmund Polizeisprecherin Amanda Vorderderfler.

Auch interessant

In Dortmund sind bereits zwei bulgarische Polizisten eingetroffen, in Duisburg werden sie in den nächsten Tagen erwartet. Sie werden mit auf Streife gehen, sollen die deutschen Polizisten über die Strukturen ihres Landes und der Flüchtlings-Familien aufklären.

Bis heute geht es um Themen wie Schleuser-Banden, überteuerte Matratzen-Lager in Schrott-Immobilien, oder Klaukids, die ohne Eltern in Deutschland anlanden und auf Diebestour geschickt werden. „Natürlich sind wir weiter als vor zwei Jahren, aber wir müssen noch mehr über jene Verbindungen erfahren, die zwischen Bulgarien und der Dortmunder Nordstadt existieren“, so Vorderderfler.

Auch in Duisburg ist der Druck groß. Die Unruhe in den Stadtteilen, in denen sich die Armutsflüchtlinge konzentrieren, ist virulent. Allein im ersten Halbjahr 2013 verzeichnete die Duisburger Polizei 2974 Straftaten, die von rumänischen und bulgarischen Einwanderern begangen wurden.

Die Hälfte mehr als im gesamten Jahr 2012. „Duisburg hat ein Problem“, sagt auch Polizeisprecher Ramon van der Maat und warnt gleichzeitig davor, den Einsatz bulgarischer und rumänischer Kollegen als Allheilmittel zu sehen.

„Unsere Fachleute beraten noch darüber, wo sie tatsächlich eine Unterstützung sein könnten“. Van der Maat verspricht sich offenbar mehr von Kooperationen wie jener im Frühjahr, als die Duisburger in ihrer Stadt fünf Männer festnahmen, die in Rumänien per Haftbefehl gesucht wurden.

Reise mit politischer Botschaft

Dabei gibt es auch andere Beispiele erfolgreicher polizeilicher Zusammenarbeit. In Düsseldorf gehen seit Jahren niederländische Polizisten mit auf Streife, wenn dort busseweise niederländische Weihnachtsmarkt-Besucher einreisen. „Natürlich können die Niederländer manchmal Deutsch und oft Englisch, aber in schwierigen Situationen ist es hilfreich, wenn man sie in ihrer Landessprache ansprechen kann“, heißt es in Düsseldorf.

Niederländische Weihnachtsmarkt-Besucher und südeuropäische Armutsflüchtlinge, das sind Probleme völlig unterschiedlicher Dimension. In Dortmund und Duisburg erhofft man sich von solchen Kooperationen jedoch offenbar einiges. Sozialdezernent Spaniel denkt außerdem an bis zu zehn Integrationslotsen.

Auf Kosten der Stadt, versteht sich. „Wir müssen uns neu aufstellen!“, sagt der Dezernent. Montag trifft er sich in Berlin mit den rumänischen Diplomaten. „Das ist auch eine politische Botschaft!“, sagt Spaniel, „Die müssen wissen, dass wir nicht über Einzelfälle reden, wie sie meinen!“