Duisburg. Um weitere Aslybewerber, die das Land der Stadt Duisburg zuweist, unterbringen zu können, wird in jedem der sieben Stadtbezirke jeweils eine neue Unterkunft gebaut. Die ersten werden im November und zum Jahreswechsel fertig sein. Sozialdezernent Spaniel plant Bürgerversammlungen zur Aufklärung.

An sieben Standorten – gerecht verteilt auf alle Stadtbezirke – will die Stadt in den nächsten Monaten Notunterkünfte mit je 80 bis 100 Plätzen für die erwartete weitere Zuweisung von Asylbewerber einrichten. Mit Querschüssen aus der Politik rechnet Sozialdezernent Reinhold Spaniel. Er hatte vor der Bekanntgabe der Standortauswahl am Donnerstag kurz zuvor in großer Runde Parteien, Kirchen, Wohlfahrtsverbände und alle sieben Bezirksbürgermeister informiert und einmütige Unterstützung signalisiert bekommen.

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25 mögliche Standorte hatte die Stadt geprüft. Spaniel war gewarnt: Als das leer stehende St. Barbara-Hospital in Neumühl als mögliche Unterkunft publik wurde, gab es jüngst postwendend auch von Lokalpolitikern von SPD und CDU Kritik. Nun betonte der Sozialdezernent gestern auf einer Pressekonferenz, dass es einen großen partei- und bezirksübergreifenden Konsens gebe.

Jeden Monat 100 Flüchtlinge

Gleichwohl rüstet sich Spaniel für mögliche Debatten, wenn er auf Bürgerversammlungen die Pläne für die Notunterkünfte vorstellen wird. „Es ist die Pflicht für jeden Demokraten und jeden Duisburger, den bedrängten Menschen zu helfen“, stellte er aber schon im Vorfeld klar. Denn Duisburg steht enorm unter Druck. Nach festen Quotenschlüsseln werden der Stadt Asylbewerber aus Kriegs- und Krisengebieten zugewiesen. 1050 sind es aktuell, die Hälfte ist in Wohnungen unterbracht, die Notunterkünfte sind voll. Und jeden Monate steht die Ankunft von 100 neuen Flüchtlingen im Raum. „Wir müssen handeln, und zwar schnell“, so Spaniel.

Wedauer Beispiel macht Mut - ein Kommentar von Oliver Schmeer

Sozialdezernent Spaniel ist mitunter in seiner Wortwahl etwas burschikos: Da kommen Menschen, „denen man angedroht hat, ihnen die Ohren und Nasen abzuschneiden“. Doch er hat Recht und sein plakatives Beispiel sagt einfach klipp und klar: Asyl ist Menschenrecht, Nächstenliebe.

Also: Die Standortauswahl für die Notunterkünfte darf keine Polit-Spielwiese werden. Neumühler Lokalpolitiker, die von Panik und Unruhe faselten, wurden zu Recht zusammengestaucht. Asyl darf auch kein Kampffeld für rechtspopulistische Parolen und Anwohner-Applaus werden. Man schaue nach Wedau: Erst gab es Protest, dann Gespräche und Bürgerrunden. Nun werden Fahrräder für die erwarteten Neuankömmlinge gesammelt. Das macht Mut und kann gutes Beispiel für die anderen Not-Unterkünfte sein. Und Not-Unterkünfte sind die Schlichtbauten im doppelten Sinne.

Als Auswahl-Kriterium für die sieben Standorte galt denn eben auch der Zeitfaktor. So sind alle Standorte (siehe Kasten) Örtlichkeiten, die entweder hergerichtet werden, wie aktuell an der Helmholtzstraße, oder ungenutzte Flächen ehemaliger Unterkünfte, an denen es u.a. noch Betonfundamente und Versorgungsleitungen gibt. Denn alle Neubauten werden als Schlicht-Unterkünfte in Container-Bauart errichtet.

Landeshilfen decken nur einen Teil der Kosten

Weiteres Kriterium: Die Verteilung auf alle Stadtbezirke zum Zwecke der „politischen Verträglichkeit“, so Spaniel. Als erstes fertig wird die Masurenallee im November, ihr folgen die Helmholtzstraße in Beeck (Dezember) und die Königstraße in Alt-Walsum (Anfang 2014), die nach dem Notauszug vor einigen Monaten neu gebaut wird. Die Deichstraße in Hochemmerich und der Kaßlerfelder Standort stehen dann auf der Liste. Mit rund 800.000 € pro Unterkunft rechnet Spaniel. Zahlungen des Landes pro Asylbewerber von 1045 € im Quartal decken aber nur ein Drittel der Kosten.