Duisburg. Berühmt wurde die Rheinquerung zwischen Rheinhausen und Hochfeld beim Krupp-Arbeitskampf. Erste Brücke war in den letzten Kriegstagen gesprengt worden.
Als Ekkehard Schulz, seinerzeit Vorstandsvorsitzender der Thyssen-Krupp AG und Aufsichtsratsvorsitzender der Thyssen-Krupp Steel AG, sich am Abend des 29. März 2004 einreihte bei den demonstrierenden Stahlarbeitern, war der Ort der Kundgebung alles andere als Zufall: Die „Brücke der Solidarität“ ist DAS Symbol für die Bereitschaft der Stahlbelegschaften, für ihre Arbeitsplätze zu kämpfen, ausdauernd und einfallsreich.
2004 ging es unter roten Fahnen und flammenden Fackeln gegen die Pläne von Umweltminister Jürgen Trittin zum Emissionshandel, die Arbeitnehmer und Arbeitgeber in seltener Gemeinsamkeit auf die Palme brachte – und auf die Brücke der Solidarität.
Rheinhausen wurde zum Begriff für Gegenwehr
17 Jahre zuvor war der Ruf der Brücke begründet worden, als im Dezember 1987 Krupp-Arbeiter die Rhein-Querung besetzten, um gegen die drohende Schließung „ihrer“ Hütte in Rheinhausen zu protestieren. Die Bilder der Aktion waren in Tagesschau und Tageszeitungen zu sehen, Rheinhausen wurde zum Begriff für Gegenwehr, die Brücke zum Symbol, auch als weitere Aktionen der Kruppianer folgten von Autobahnblockaden über die Besetzung der Villa Hügel in Essen bis zu einer Menschenkette zwischen den Stahlstandorten Duisburg und Dortmund.
Und die Solidarität ging über die Krupp-Belegschaft weit hinaus, umfasste die Kollegen von anderen Hütten, umfasste die Nachbarn in Rheinhausen und letztlich ganz Duisburg.
Krupp-ArbeitskampfZur „Brücke der Solidarität“ wurde der stählernen Doppelbogen am 20. Januar 1988, als 50 000 Stahlkocher von 60 Stahlstandorten dort demonstrierten. In der Krupp-Lehrwerkstatt war über Nacht das Schild mit dem Namen angefertigt worden, der umgehend auch offiziell von der Stadt übernommen wurde. 25 Jahre nach dem 164-tägigen Arbeitskampf wurde Ende 2012 an der Brücke eine Gedenktafel enthüllt als Erinnerung an Wochen und Monate gelebter Solidarität.
Stählerner Doppelbogen mit 256 Metern Spannweite
Gebaut wurde die Brücke von 1945 bis 1950. Baubeginn war wenige Monate nach der Sprengung der 1936 fertig gestellten „Admiral-Graf-Spee-Brücke“ durch deutsche Truppen wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkrieges. Besonderes Kennzeichen der Nachkriegsbrücke war der stählerne Doppelbogen mit 256 Metern Spannweite. Weitere Besonderheit: die drei Fahrstreifen der Straßenbrücke zwischen Rheinhausen und Hochfeld. Eine Ampelschaltung macht je nach Bedarf die eine oder andere Fahrtrichtung zweispurig. Und sieht man von der Brücke rheinauf, sieht man von Krupp nichts mehr. Das 265 Hektar große frühere Hüttengelände ist zu Logport geworden, aber das ist eine eigene Geschichte.
Eine kleine Brücke der Solidarität in Pink mit Plüsch und Strass steht inzwischen im Duisburger Rathaus. Sie wurde Oberbürgermeister Sören Link beim Christopher Street Day überreicht als Preis für dessen Einsatz für die Gleichstellung Homosexueller.