Duisburg-West. . Die „Brücke der Solidarität“ gilt als Wahrzeichen des Arbeitskampfes. Zu ihren Füßen liegen ein Naherholungsgebiet und ein Teil des Rheinufer-Radwanderweges.

Was gäbe es besseres für den Beginn unserer Serie, als das Bauwerk, das Millionen seit dem Arbeitskampf von 1987/88 mit Rheinhausen verbinden? Dabei steht die „Brücke der Solidarität“ ja streng genommen nur mit einem ihrer zwei großen Hauptpfeiler am Rheinhauser Rheinufer und mit dem anderen in Hochfeld. Aber immerhin überspannt sie auf Rheinhauser Seite auch auf acht kleineren Trägern das weiträumige und idyllische Rheinvorland mit seinen Pferdeweiden und Spazierwegen.

Gar nicht so idyllisch waren die Zeiten ihrer Benennung: Ausgerechnet kurz vor Weihnachten war 1987 ans Licht gekommen, dass Krupp das Rheinhauser Hüttenwerk schließen und Tausende von Menschen in die Arbeitslosigkeit schicken wollte. Im Rahmen der bundesweit Aufsehen erregenden Proteste dagegen wurde erstmals am 10. Dezember 1987 die Brücke von protestierenden Arbeitern besetzt.

Lehrlinge schufen das Schild

Am 20. Januar 1988 zogen 50.000 Stahlarbeiter aus über 60 Hüttenwerken zur Solidaritätskundgebung auf die Brücke. Jugendliche aus der Krupp-Lehrwerkstatt hatten zu diesem Anlass ein großes Schild aus Stahl angefertigt und am Brückenbogen befestigt: „Brücke der Solidarität 1988“. Das Schild durfte nicht nur hängen bleiben, die Stadt übernahm den Namen wenig später sogar offiziell. Ansonsten war der Arbeitskampf begrenzt erfolgreich - es wurde ein für damalige Verhältnisse großzügiger Sozialplan erkämpft, aber das Stahlwerk war nicht zu retten.

Vom Werk blieb ein Hafenbecken, ein paar hundert Meter stromaufwärts der Brücke, das heute Teil des Logistik-Gewerbegebietes „Logport“ ist.

Zu Füßen der Brücke breiten sich die Rheinhauser Rheinwiesen aus, ein beliebtes Naherholungsgebiet, in dem unter anderem der „Gnadenhof“ der Familie Zolopa liegt, auf dem Jugendliche ehrenamtlich „ausgediente“, vor der Schlachtbank bewahrte Reitpferde pflegen. Der Radweg, der am Deich entlang auch unter der Brücke herführt, ist Teil des 375 Kilometer langen „Erlebnisweg Rheinschiene“.

Krupp-ArbeitskampfÜbrigens: Dass die von Juli 1945 bis Juli 1950 gebaute Brücke nur drei Fahrspuren hat, war eine Auflage der britischen Militärregierung - es sollten keine zwei Panzer nebeneinander den Fluss überqueren können. Den Vorgänger hatten die Nazis im März 1945 sprengen lassen, in der irrigen Hoffnung, die von Westen vorrückenden Alliierten aufzuhalten. Der einzelne, von Krupp konstruierte „Stabbogen“ ist mit einer Spannweite von 255,9 Metern der größte seiner Art in Deutschland.

Wie man hinkommt?

Man kann die „Brücke der Solidarität“ zwar in den Linien 921, 924 und 923 von Duisburg-Mitte über Rheinhausen nach Moers bzw. Rumeln überqueren, aber einen Halt gibt’s, wie der Name „Hochfeld Brückenkopf“ schon sagt, nur auf Duisburger Seite. Wer das Rheinhauser Ufer zu Fuß erkunden will, kann dort aussteigen und rund 800 Meter über die Brücke laufen. Kürzer, aber mit weniger Aussicht, ist unterwegs, wer in Rheinhausen an der Werthauser Straße aussteigt und von dort 500 Meter zur Brücke läuft.

Parkplätze für Autos gibt es etwa am letzten Stück der Moerser Straße vor dem Kreisverkehr, über den es zur Brücke geht.