Duisburg. Weil sie beim Umstellen auf das neue Sepa-Verfahren den Überblick über 34 Jahre alte Lastschriftdaten verloren hat, verschickte die Stadt zahlreiche Info-Schreiben an Personen, die diese gar nicht benötigen. Sinnlos wurde so Geld für Portokosten ausgegeben.

Das war wirklich gründlich, mit Sicherheit viel zu gründlich und somit streckenweise eine ganz und gar unnötige Geldausgabe für die arme Stadt Duisburg: Mehr als 100.000 Briefe hat die Verwaltung in diesen Tagen an alle jene Duisburger verschickt, die der Stahlstadt innerhalb der vergangenen 34 Jahre irgendwann einmal eine Einzugsermächtigung per Lastschrift zum Begleichen der Hundesteuer, des Kindergarten- oder Hortbesuches, der Grundsteuer oder etwas Ähnlichem erteilt haben. Der Grund des vorsorglich fürsorglichen Info-Briefes der Stadtverwaltung an ihre zahlungspflichtigen Bürger: Das am 1. Februar 2014 in Kraft tretende neue SEPA-Zahlverfahren. (Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum).

Dumm nur, dass die Stadt in diesem Zusammenhang auch eine ihr völlig unbekannte Anzahl von Duisburgern per frankiertem Brief über die Umstellung auf das neue Zahlverfahren informiert hat, die mit der Stadt aber längst nicht mehr in einem Lastschrift-Kontakt stehen: Bürger, die schon lange keinen Hund mehr haben und somit per Lastschrift auch keine Hundesteuer abgebucht bekommen, Eltern, deren Kinder den städtischen Kindergarten zuletzt vor 19 Jahren betreten haben, Hausbesitzer, die keine Grundsteuer mehr per Lastschrift zahlen, weil ihr Haus vor 33 Jahren verkauft wurde.

„Als gegenstandslos betrachten!“

Sinnlose Briefe also, die sinnloses Portogeld gekostet haben. Wie viele tausend oder eher zehntausend Irrläufer und wie viel nutzlose Briefe das genau waren, das weiß die Stadt leider nicht. Aber: 30.000 Euro hat das Versenden der kompletten 100.000 Info-Briefe gekostet. Rückantwort noch nicht eingerechnet.

„Aus technischen Gründen“, so ließ die Stadt verlauten, mussten „leider alle Bürger angeschrieben werden“, die der Stadt Duisburg seit dem Jahr 1979 jemals eine Abbuchungsermächtigung erteilt haben. Es habe in diesem Zusammenhang nicht berücksichtigt werden können, ob tatsächlich noch aktuelle Zahlungsverpflichtungen der Bürger vorlägen. Sprich: Es waren einfach zu viele gesammelte Daten in zu vielen Datenbanken aufgelaufen, die in der Kürze der Zeit von dem städtischen Rechnersystem nicht mehr getrennt werden konnten. „Bei rund 100.000 Zahlungspflichtigen“, so eine Sprecherin auf Nachfrage der NRZ, „wäre das System über Wochen blockiert worden. In einer Güterabwägung hat man daher auf eine Selektion verzichtet.“Somit: Post für alle, weil’s einfacher ist. Wem dieser Sepa-Brief von der Stadt spanisch vorkommt, darf ihn getrost wegwerfen. Die Sprecherin der Stadt formuliert es vorsichtiger: „Alle, die keine Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen haben, brauchen keine Zahlungsermächtigung ausstellen und können die Schreiben als gegenstandslos betrachten.“