Duisburg. . Es sind nur noch wenige Tage bis zur Premiere des Verdi-Klassikers „La Traviata“ im Duisburger Stadttheater. Und Brigitta Kele, Sopranisitin bei der Deutschen Oper am Rhein, fiebert ihrem großen Auftritt entgegen. Erstmals in ihrer Karriere singt sie die Hauptrolle der Violetta.

Brigitta Kele erscheint leicht humpelnd, aber dennoch lächelnd am Treffpunkt im Theater. Die Sopranistin, die aus Rumänien stammt und seit dem Vorjahr festes Ensemblemitglied bei der Deutschen Oper am Rhein ist, war bei den Proben zu „La Traviata“ ausgerutscht und verletzte sich dabei am Fuß. Bis zur Premiere des Verdi-Klassikers im Stadttheater am Dienstag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr will und muss die Sängerin aber wieder top-fit sein. Denn anspruchsvolle Rollen wie die der Violetta Valery erfordern in den Interpretationen der Gegenwart nicht nur stimmliche Brillanz, es bedarf auch stets des vollen körperlichen Einsatzes.

In der Inszenierung von Andreas Homoki dreht sich alles um Violetta. Oder wie Brigitta Kele es beschreibt: „Sie steht immer im Zentrum des Ganzen, sie muss die ganze Inszenierung allein tragen.“ Daher sei es so wichtig, nicht nur psychisch, sondern auch physisch in bester Form zu sein. „Wir müssen heute in der Oper viel mehr schauspielern als früher, als man meistens starr auf der Stelle stand und sich aufs Singen fokussieren konnte“, schildert die in Düsseldorf lebende Künstlerin. „Inzwischen singen wir beim Rennen oder auf dem Boden liegend. Das bekam man an keiner Schule beigebracht.“

Die Balance zwischen den Extremen finden

Daher sei das Üben auch so immens wichtig. Bereits seit Januar studierte sie ihre Rolle ein, in den vergangenen sechs Wochen kamen dann alle Beteiligten zu den Proben vor Ort zusammen. Samstag steigt die Generalprobe, ehe es am Dienstag wirklich ernst wird. „Bei der Premiere ist oft noch alles ganz frisch, die Abläufe müssen sich immer erst finden“, so Kele. Die Erfahrung habe ihr gezeigt, dass oft die letzte Show die beste sei, weil dann bei jedem alles fast automatisch perfekt sitze.

Die Sopranistin geht optimistisch in die neue Aufgabe, die sie erstmals in ihrer Karriere zu stemmen hat: „Ich glaube, ich werde eine gute Traviata, weil ich ein Talent für den dramatischen Moment habe.“ Diese Rolle sei für sie schon immer ein Traum gewesen. Nun geht er in Erfüllung.

Natürlich verspüre sie im Vorfeld eine gewisse Nervosität. „Wenn ich auf der Bühne stehe, merke ich das aber nicht. Dann flutet sofort das Adrenalin den Körper und alles läuft nahezu automatisch ab.“ Jede kraft- und nervenaufreibende Probe oder Aufführung sei eine Herausforderung für Körper und Seele. „Vorher bist du voller Energie und meinst, den höchsten Berg erklimmen zu können. Danach wartet emotional oft ein tiefer Fall“, so Kele. „Deshalb ist es für uns Künstler so wichtig, die Balance zwischen diesen Extremen zu finden.“