Duisburg.

Obszön, drastisch, krass: Mit „Othello“ hat sich das Ensemble „Spieltrieb“, der Jugendclub des Theaters Duisburgs, an einen Klassiker gewagt. Die Übersetzung von Feridun Zaimoglu und Günter Senkel garantiert indes Modernität. Die beiden Autoren haben Shakespeares Tragödie sprachlich mit aller Wucht in die Gegenwart katapultiert. Die Protagonisten reden oft vom „Ficken“, Frauen sind „Fotzen“, der beförderte Leutnant wird abwertend „scheiß-schwul Cassio“ genannt. „Othello“, in anderen Übersetzungen als „Mohr“ bezeichnet, wird zum „Neger“ oder „Schoko“. Dabei passt die Wortgewalt zu den rohen Themen der Tragödie. In „Othello“ geht es schließlich um Sexismus und Rassismus. Der Skandal fällt also aus.

Fähnrich Jago (Stefan Kolkenbrock) fühlt sich vom General Othello (Behzad Sharifi) bei einer Beförderung übergangen. Statt ihm wurde Cassio (Leo Meier) zum Leutnant ernannt. Gleichzeitig verliebt sich Othello in Desdemona (Hanna Kertesz), was dem Vater Brabantio (Matthias Matz), auch wegen der Hautfarbe, gar nicht passt. Gleichzeitig ist Rodrigo (Adrian Hildebrandt) hinter Desdemona her. Jago intrigiert, benutzt Rodrigo, in dem er ihm verspricht, eine Nacht mit seiner Angebeteten zu arrangieren. Gleichzeitig zeigt er sich vordergründig loyal gegenüber Othello, redet ihm aber ein, dass Desdemona mit Cassio ins Bett steigt. „Er hält mich für korrekt. Das ist mein Vorteil und sein Handicap“, sagt Jago hasserfüllt.

Ensemble besteht aus Laiendarsteller

Stefan Kolkenbrock spielt den Unsympathen aggressiv und voller Wucht. Dabei hat er dieses hinterhältige und dämonische Lachen, wenn seine Intrige gelingt und die anderen ihm auf den Leim gehen. Auch Behzad Sharifi zeigt eine herausragende Leistung, wenn er sich vom verliebten General in einen fast irre werdenden eifersüchtigen Ehemann verwandelt und seine Frau erniedrigt. Dem Ensemble merkt man nicht an, dass es – bis auf Matthias Matz – aus Laiendarstellern besteht. So hat Hanna Kertesz keine Scheu, sich in ihrer Rolle auszuziehen, um ihren Mann milde zu stimmen und zu überzeugen, dass sie nur ihn liebt. Der erniedrigt sie hingegen.

Zwischen den drastischen Szenen webt Regisseur Michael Steindl immer wieder leise Momente ein. So wird die Fürstin von Jennifer Riahi als Business-Lady im Blazer dargestellt, die, wenn sie die Herren zu sich ruft, die Hände zur Merkel-Raute formt und in ähnlichem Tonfall referiert. Für diese Ironie gibt’s viel Gelächter im Publikum.

Besucher feiern Ensemble mit Applaus

Am Ende feiern die Premierenbesucher das Ensemble mit langanhaltendem Applaus. Die Rosen aus dem Publikum bekommen aber nicht etwa die Hauptdarsteller Kolkenbrock und Sharifi zugeworfen, sondern Leo Meier alias Cassio.

Weitere Aufführungen des Jugendclubs von „Othello“ gibt es am Dienstag, 24. September sowie am Freitag, 27. September, und Samstag, 28. September. Beginn ist bereits um 19.30 Uhr im Foyer III. Karten kosten zehn Euro.