Duisburg. Bislang gab es in Duisburg für Tiere aus Armutshaushalten keine Hilfe. Dies will die „Tiertafel Deutschland“ jetzt ändern und sucht zu diesem Zweck nach Tierfreunden im Stadtgebiet. Einmal pro Woche können Bedürftige dann hier kostenloses Futter für ihre Haustiere erhalten.

Wie das Herrchen so der Hund: Wenn die Armut aus dem Hundehalter bereits einen armen Schlucker gemacht hat, dann ist aus seinem Freund, dem Vierbeiner, ebenfalls ein „armer Hund“ geworden. Doch während sich der Mensch in Armut wenigstens bei einer so genannten „Tafel“ kostenlose Lebensmittel für ein Essen abholen kann, gibt es für Tiere in Duisburg, die in Armutshaushalten leben, bislang keine Hilfe. Doch genau das will Claudia Hollm, Vorsitzende des Tierschutzvereines „Tiertafel Deutschland“, mit Sitz im entfernten Brandenburg, im Ruhrgebiet, speziell in Duisburg, sehr gerne ändern. Der Verein, der von mehr als 2000 Mitgliedern und vielen Sponsoren getragen wird, hat in ganz Deutschland bereits ein Netz von 23 so genannten „Tiertafeln“ aufgebaut. Hier gibt es einmal pro Woche Futter für den leeren Fressnapf und manches mehr dazu.

Drei von diesen Standorten befinden sich in der Duisburger Nachbarschaft: In Düsseldorf, in Dortmund und in Herten. Hollm: „Herten besteht erst ein Jahr, und doch verteilen dort bereits neun ehrenamtliche Helfer pro Monat 900 Kilo Tierfutter an rund 200 Tierhalter – für 102 Hunde, 191 Katzen und mehr als 70 Kleintiere. Die wirtschaftliche Not der Menschen im Revier ist offenbar viel größer, als man glaubt. Und die Haustiere leiden sehr darunter, deshalb wäre eine zusätzliche Abgabestelle im Westen des Reviers wichtig und nötig.“ Mehr als 25.000 Hunde sind in Duisburg amtlich gemeldet – wie vielen von ihnen regelmäßig der Magen knurrt, weil dieser so leer ist wie Herrchens Geldbörse, ist aber unbekannt.

Tiere müssen regelmäßig mitgebracht werden

Gesucht sind also Räume für eine neue „Duisburger Tiertafel“. „Die Suche nach geeigneten Räumen ist aber immer die große Hürde für eine neue Tiertafel in einer neuen Stadt, ehrenamtliche Mitarbeiter finden sich immer“, sagt die Vereinsvorsitzende: „Die Kundschaft von Tiertafeln sind arme Menschen, oft alte Menschen, die meist ihre Tiere mitbringen, Hunde, Katzen, Vögel, Nagetiere.“ Das heißt: Kein Geld, dafür aber viele hungrige Tiere. Eine Kombination, die die Akquise von preiswerten Räumen, die zudem zentral, diskret gelegen, ebenerdig und ausreichend groß sein müssen, nicht gerade erleichtert.

Einmal pro Woche kommt dann Leben in diese Tiertafel: 100 bis 200 Menschen besuchen nach Schätzung der Vereinsvorsitzenden an einem Öffnungstag die Ausgabestellen. Neben Futterspenden für Hunde, Katzen oder Nager wird auch Tierzubehör wie Körbchen, Halsbänder, Leinen oder Kratzbäume ausgegeben. Zudem können Kunden Zuschüsse für die Tierarztkosten bekommen, oder ein Arzt oder Tiertrainer ist mal vor Ort in der Tafel, um Mensch und Tier zu unterstützen. „Wir bieten ganz vielfältige Hilfe an“, betont Hollm.

Doch diese Hilfe ist an strikte Regeln gebunden: Um Betrug zu vermeiden, muss bei jeder Neuanmeldung ein gültiger Hartz-IV-Bescheid, Rentennachweis oder ähnliches vorgezeigt werden, die Bedürftigkeit muss bewiesen werden. Zudem müssen Hunde alle vier bis sechs Wochen zur Ausgabestelle mitgebracht werden, bei Katzen werden gar stichprobenartig Hausbesuche gemacht, um zu überprüfen, ob die angegebenen Tiere tatsächlich existieren und das Futter nicht einfach nur weiterverkauft wird. Auch darf kein Mensch in wirtschaftlicher Not sich noch ein Tier anschaffen und dann von der Tiertafel Unterstützung erbitten.

Kontakt: Tiertafel Deutschland, Telefon 03385/494965 oder Mail an Claudia Hollm: claudia@tiertafel.de