Duisburg. In Duisburg hat sich nach einer Störung bei den Hüttenwerken Krupp-Mannesmann eine schwarze Staubschicht auf Gebäude und Autos in mehreren Stadtteilen gelegt. Betroffen waren weite Teile von Hüttenheim und Ungelsheim. Betroffene können sich beim Unternehmen melden, das schnelle Abhilfe verspricht.

In der Nacht zum Samstag ist nach einer Betriebsstörung bei den Huckinger Hüttenwerken Krupp-Mannesmann (HKM) eine staubig-ölige Partikelwolke auf weite Teile von Hüttenheim und Ungelsheim niedergegangen. Hunderte Autos, Balkone, Gärten wurden mit einer schwarzen Staubschicht verschmutzt.

Gleich am Samstag richtete HKM eine Hotline ( 0203/999-116, Email: umwelt@hkm.de) ein, bei der sich betroffene Anwohner informieren und auch ihre Schäden melden können. HKM versprach eine „schnelle und unbürokratische Regelung“. Das dürfte auch notwendig sein, denn die schwarze Wolke trug gegen 3.45 Uhr eine beträchtliche Menge Staub in die Wohnviertel. Mit Wind aus Nordwesten reichte der Staubniederschlag in einer rund 500 Meter breiten, süd-östlichen Schneise bis zur B 288. Besonders betroffen das schmale Hüttenheimer Wohnviertel südlich der Mündelheimer Straße direkt unter HKM.

Mitarbeiter des Umweltamtes im Einsatz

Die für Betriebsstörungen bei Großbetrieben zuständige Bezirksregierung Düsseldorf und das Landesumweltamt waren am Samstagvormittag vor Ort und nahmen Proben des Staubniederschlags. Der Vorfall gilt als „nicht bestimmungsgemäßer Betrieb“, als Störung, nicht aber als umweltgefährdender Störfall. Auch die HKM-Werksfeuerwehr und die Umweltbeauftragten rückten aus.

Mitarbeiter des Duisburger Umweltamtes gingen die Straßen ab, um das betroffene Gebiet abzugrenzen. In den Straßen wurden Infozettel verteilt „Wir bedauern diesen Vorfall außerordentlich. Wir haben zur Schadensregulierung die Versicherung eingeschaltet, entschuldigte sich HKM-Umweltchef Udo Kalina.

Lawine aus Koks und Erz löste den Vorfall aus

Binnen einer Woche war das der zweite Schadensfall bei HKM, und der eine hängt mit dem anderen zusammen. Vergangenen Sonntag musste wie berichtet nach einer Explosion an einer Zuleitung ein Hochofen abrupt heruntergefahren werden. Ab Freitag sollte er das Wochenende über wieder in Betrieb gehen. Dabei kam es im Hochofen zu einem lawinenartigen Abrutschen des Koks-Erz-Gemischs und einem plötzlichen Druckstoß, erläutert Kalina.

Dadurch öffnete sich für rund 20 Sekunden ein Sicherheitsventil, durch das die Überdruck-Staubwolke entwich. „Durchbläser“ nennen das die Stahlkocher. „Das kann passieren. Wir hatten durch die Schnellabschaltung des Hochofens jetzt keine optimalen Bedingungen für das Hochfahren“, so Kalina.

Die Folgen haben jetzt zunächst die Anwohner zu tragen. Denn der schmierige Staub lässt sich nur schwer entfernen. „Alles ist schwarz, verschmiert und klebt. Das geht nur mit dem Kärcher weg“, stöhnt Dietmar Sterzel auf seiner verdreckten Terrasse. Nachbar Ingo Kuckartz steht auf der Ungelsheimer Straße im Schatten des Hochofens vor seinem immer noch verdreckten schwarz lackierten Wagen, obgleich der schon gleich morgens in der Waschstraße war.

„Mit einer speziellen Lackreinigung geht das weg“

Ein Jahr ist das Auto erst alt, aber der Lack hat weiter Flecken, ist stumpf. Der herbeigeeilte HKM-Mitarbeiter Tobias Hellermann, Abteilungsleiter für Luftreinhaltung und Lärmschutz, versichert: „Mit einer speziellen Lackreinigung geht das weg“. Ein Fall für die HKM-Versicherung.

Die Schadensregulierung wird sicher auch Michael Kirstein in Anspruch nehmen. Der 47-Jährige wohnt Im Höschegrund 8 und hatte nachts mit seiner Frau Marion schon das ungewöhnliche Sirren und Zischen bei HKM gehört. Morgens stand er dann schockiert vor seiner schwarzen Terrasse, die eigentlich terrakottafarben ist.

„Mit Dreck muss man rechnen, aber das ist zu viel“

Er war es, der morgens bei HKM anrief, die Behörden und die Polizei informierte. Er will auch Anzeige erstatten. Er weiß um seinen großen Industrienachbarn und weiß, wo er wohnt. Aber jetzt ist er sauer: „Mit Dreck muss man hier halt rechnen, aber das ist zu viel.“

Sein schwarzer Mercedes steht noch vor der Tür. Mit dicker Staubschicht. „Das ist richtig aggressives Zeug, das frisst sich in den Lack“, schaut er auf seine schwarz Hand, mit der er über die Scheibe gewischt hatte. Seine Frau Marion war mit dem Zweitwagen schon in der Waschstraße.

Neun Wagen vor ihr („einmal HKM, bitte“), 9,50 Euro Vollwäsche. „Hinter mir stand ein Golf, dass der weiß war, war nicht zu sehen“. Aber auch nach der Autowäsche ist der Lack ihres Wagens weiter stumpf und schmierig. „Das geht so auch nicht weg“, meint ein Nachbar. Der wird’s wissen: Er arbeitet selbst in einer Waschstraße.

Schwarzer Staub geht in Duisburg nieder

In der Nacht zu Samstag ging über Duisburg-Hüttenheim eine Staubwolke nieder. Ursache war eine Verpuffung nach dem Anfeuern eines Hochofens im Hüttenwerk HKM.Familie Kirstein war von dem Niederschlag besonders betroffen. Michael Kirstein zeigt seine verdreckte Hand nachdem er damit über das Dach seines Wagens gestrichen ist.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
In der Nacht zu Samstag ging über Duisburg-Hüttenheim eine Staubwolke nieder. Ursache war eine Verpuffung nach dem Anfeuern eines Hochofens im Hüttenwerk HKM.Familie Kirstein war von dem Niederschlag besonders betroffen. Michael Kirstein zeigt seine verdreckte Hand nachdem er damit über das Dach seines Wagens gestrichen ist.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Kirstein zeigt die Staubkörnchen auf der Windschutzscheibe seines Wagens.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Kirstein zeigt die Staubkörnchen auf der Windschutzscheibe seines Wagens.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Auch das Dach des Wagens ist völlig verdreckt.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Auch das Dach des Wagens ist völlig verdreckt.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Mühsam versucht er, den Dreck von seiner Terrasse zu entfernen.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Mühsam versucht er, den Dreck von seiner Terrasse zu entfernen.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Doch der ölige Staub ist hartnäckig.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Doch der ölige Staub ist hartnäckig.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Marion Kirstein zeigt die Folgen in ihrem Garten.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Marion Kirstein zeigt die Folgen in ihrem Garten.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Die rechte Rose öffnete sich erst am Morgen nach der Staubwolke, die linke war bereits in der Nacht geöffnet, als der Staub kam.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Die rechte Rose öffnete sich erst am Morgen nach der Staubwolke, die linke war bereits in der Nacht geöffnet, als der Staub kam.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Auch auf den Kamillenblüten im Garten der Familie sind schwarze Sprengsel des Staubs zu sehen.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Auch auf den Kamillenblüten im Garten der Familie sind schwarze Sprengsel des Staubs zu sehen.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Wer am Auto oder im Garten etwas anfasst, muss mit schwarzen Fingern rechnen.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Wer am Auto oder im Garten etwas anfasst, muss mit schwarzen Fingern rechnen.Foto: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
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