Ungelsheim. .

Hunderte Jugendliche strömten nach Ungelsheim, um einen besonderen Abend zu erleben. Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) lockten erstmals mit der „Nacht der Ausbildung“ auf ihr Werksgelände. Dank Cocktails, Tombola und Spielen herrschte zwar Partyatmosphäre, aber HKM schaffte es vor allem, sich als moderner Konzern zu präsentieren, bei dem es um weitaus mehr geht, als darum, am glühend heißen Hochofen Stahl zu kochen.

„Wir werden sehr oft unterschätzt“, sagt Detlef Weiler, Leiter der Erstausbildung. „Wir bieten auch Ausbildungsstellen, die kaum jemand in einem Stahlunternehmen vermuten würde. Momentan bilden wir unter anderem eine Arzthelferin, eine Feuerwehrfrau und einen Koch aus.“ Als international agierender Konzern sei man sehr facettenreich, und viele Tätigkeiten seien hochanspruchsvoll. „Die Arbeit in unserem Leitstand ist mindestens so komplex wie in einem Flugzeug-Cockpit.“

Am Wochenende ging es aber zunächst darum, erste Einblicke in den Betrieb zu ermöglichen, mit derzeitigen Azubis zu plaudern und Ausbilder kennenzulernen. Als Bonus konnte man einige Maschinen in Aktion erleben, darunter den Wasserstrahlschneider, der massives Metall und Gestein millimetergenau mit Wasserdruck bearbeitet. „Einen echten Einblick in die Berufe erhält man aber nur durch ein Praktikum“, sagt Weiler.

Das hat Julia Jamella (17) bereits hinter sich: „Ich möchte hier Verfahrenstechnik studieren, das plane ich schon seit über einem Jahr.“ Wer wie Jamella für 2014 eine Stelle sucht, muss sich allerdings beeilen. Die Bewerbungen für das kommende Jahr laufen bereits – und es herrscht das Windhundprinzip.

„Wir sind in einer besseren Lage als ein kleiner Handwerksbetrieb, wir sind eher nachgefragt als etwa ein Fleischer“, sagt Ausbildungsleiter Weiler. Im letzten Jahr kamen auf 54 freie Stellen rund 2000 Einsendungen. Auch dieses Jahr konnten alle 34 Plätze besetzt werden. „Aber die Bewerberzahlen gehen merklich zurück.“ Zudem sinke das „Qualifikationsniveau“ der Jugendlichen – das nur den Schulen anzulasten, sei aber „zu kurz gesprungen“.

Bislang sei das Unternehmen mit dem Großteil seiner Azubis sehr zufrieden, und da man nach Bedarf ausbilde, würden alle übernommen. „Ich wünsche mir aber mehr Frauen, die sich für technische Berufe interessieren.“ Sie seien meist besser qualifiziert und würden obendrein, heute wie vor 40 Jahren, das Betriebsklima verbessern.