Duisburg.

Duisburg wird bis 2015 weitere 500 Kita-Plätze für unter Dreijährige einrichten, erwartet Thomas Krützberg, neuer Dezernent für Jugend, Bildung und Kultur. Zugleich kündigt er die baldige Besetzung wichtiger Rathaus-Stellen an.

Ein neuer Wind weht in dem großen Rathaus-Ressort seit Krützbergs Amtsantritt zum 1. Mai. Es gab keine Schonfrist für den 53-Jährigen – aber auch nicht für die Mitarbeiter, die sich auf den „kontrollierenden und motivierenden“ Arbeitsstil („Ich will die Schriftstücke kennen, unter denen mein Name steht“) des Verwaltungsfachmanns mit 35-jähriger Berufserfahrung einstellen müssen. Überrascht zeigt sich Krützberg selbst lediglich von der „Fülle der Termine“.

Die führten ihn vor allem vielfach zu bislang eher ungewohnten Kulturveranstaltungen, in Konzerte, zu Ausstellungen. Zugleich will er die Duisburger Kulturszene, die etablierte wie die freie, an einen Tisch bringen. An dem sollen Lösungen erarbeitet werden, keine Zänkereien stattfinden. Ziel: ein Kulturentwicklungsplan. „Ich will die Kulturlandschaft ausbauen, dazu braucht es nicht unbedingt mehr Geld.“ Krützbergs Beitrag ist auch ein personeller: Für die Nachfolge der Kulturbetriebe-Leiterin Uta Saalmann erwartet er eine Besetzung, die manche „überraschen“ mag.

Duisburg soll Top-Bildungsstandort werden

Besetzt wird auch die verwaiste Chefstelle des Stadtarchivs. Eine Hauptaufgabe, die Krützberg für den Neuen parat hat: Die zeitnahe Realisierung der NS-Dokumentationsstätte im Stadtarchiv. Dort soll es auch genügend Platz für das lange umstrittene Vorhaben geben, weil die Sammlung Königsberg Duisburg verlässt. Weitere Personalie: Die – externe – Besetzung seiner Ex-Stelle als Jugendamtschef steht bevor: Es gibt „vier gute und einen sehr guten“ Bewerber mit Großstadt-Verwaltungserfahrung.

Mit OB Link ist sich Krützberg einig, Duisburg zum Top-Bildungsstandort zu machen: Dazu gehört, die hohe Schulabbrecher-Quote zu senken. Krützberg will alle bisherigen Programme auf den Prüfstand stellen, die besten auswählen und zugleich ein neues mit dem Wuppertaler Institut Apeiros in jeweils einer Schule jeder Schulform testen. „Wir müssen Türen für Bildungskarrieren öffnen“, fordert Krützberg, der zugleich nicht zuletzt als ehemaliger Jugendamtsleiter weiß: „Ohne Elternarbeit geht das nicht“.

Krützberg glaubt an neue Schulform

Notfalls auch ohne Eltern: Denn bei den Zuwandererfamilien droht er den wenigen und identifizierten Klau-Kinder-Familien, die „alle unsere Erfolge mit Negativschlagzeilen zerschreddern“ in härtesten Fällen mit dem Entzug des Sorgerechtes. Zu den Erfolgen zählt Krützberg, dass – Stand heute – die Warteschleife für 250 nicht beschulte Kinder abgebaut ist, fast 1000 aufs ganze Stadtgebiet in Seiteneinsteigerklassen beschult und betreut werden. Dazu gebe jetzt auch das Land Mittel frei.

Einen Gang zurück schaltet der Bildungsdezernent bei der Sekundarschule. Krützberg glaubt zwar an die neue Schulform, an die Kraft guter „Mund-zu-Mund-Propaganda“, ihre Einführung soll aber nicht mit „Brachialgewalt“ erfolgen. So in Hamborn zunächst nur an einer Schule und die nächste Elternbefragung soll 2014 wohl nur in einem und nicht in zwei Stadtbezirken erfolgen.

Wie Thomas Krützberg die Duisburger Kulturlandschaft erhalten und ausbauen will 

Bis aufs Sprechtheater habe er inzwischen alle Sparten der „Hochkultur“ besucht, aber auch bei zahlreichen Ausstellungseröffnungen und anderen Veranstaltungen war der neue Kulturdezernent Thomas Krützberg zu Gast. „Es war mir mit das Wichtigste, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie die Kulturlandschaft erhalten und ausgebaut werden kann“, sagte er beim Besuch der Redaktion.

Wie wollen Sie mit wenig Geld die Kulturlandschaft ausbauen?

Thomas Krützberg: Es liegt nicht immer nur am Geld, es braucht auch gute Ideen. Ich will bis Mitte 2014 einen Kulturentwicklungsplan haben, um klar zu sehen, was an Finanzen da ist und was gemeinsam entwickelt werden kann. Ich habe heute noch einen Termin mit Vertretern des Vereins „Traumzeitretter“. Vielleicht wird ein runder Tisch eingerichtet. Wir sind auf einem konstruktiven Weg, Lösungen zu finden. Kulturbüro und DMG sind auch dabei. Mein Vorteil ist: Ich bin unbelastet.

Sie haben schwierige Personalfragen zu lösen. Etwa die Nachfolge von Ute Saalmann, Leiterin der Kulturbetriebe.

Krützberg: Ich bin zuversichtlich, das noch im August zu lösen. Ich habe eine bestimmte Person im Auge – das wird für viele eine Überraschung sein.

Und im Lehmbruck-Museum ist Söke Dinkla noch nicht als Direktorin installiert?

Krützberg: Sie ist bis 31. Dezember abgeordnet. Eine Findungskommission will mindestens drei Kandidaten vorschlagen. Söke Dinkla hat die herausragende Chance, sich in dieser Zeit zu positionieren, sie hat schon gute Arbeit geleistet.

Dabei gibt es Einschränkungen, weil das Museum renoviert wird.

Krützberg: Ja, bis 2016 soll es für 4,1 Millionen in Abschnitten saniert werden. Und es gibt auch Einschränkungen anderer Art. 700.000 Euro wurden aus dem Stiftungsvermögen entnommen, die müssen mit 70.000 Euro pro Jahr abgezahlt werden.

Für Ausstellungen müssen also Sponsoren gewonnen werden.

Krützberg: Ja, auch da hat Söke Dinkla gleich für „Moving Sculptures“ gute Arbeit geleistet und Mittel der Bezirksregierung bekommen.

Der Vertrag mit der Rheinoper ist für drei Jahre verlängert worden. Und dann?

Krützberg: Die drei Jahre stehen. Wir müssen schon darauf achten, was passiert, wenn es weniger Vorstellungen gibt. Nehmen dann auch die Besucherzahlen ab? Bei den Verhandlungen mit Düsseldorf hat sich jedenfalls gezeigt, dass wir mit Jochen Grote und Christoph Meyer hoch qualifizierte Kooperationspartner mit einem intensiven Blick auf Duisburg haben. Es stimmt jedenfalls nicht, dass sie nur auf Düsseldorf schauen.

Königsberg-Museum verlässt Duisburg - NS-Dokumentationszentrum soll hier einziehen 

Dass sich bei der Baustelle Stadtfenster, dem Domizil für Stadtbibliothek und VHS, seit Wochen nichts tut, beunruhigt Sie nicht?

Krützberg: Es gibt die klare Aussage von Multi Development, dass die Arbeiten Anfang bis Mitte September fortgesetzt werden. Übergabetermin ist Mitte Mai 2014.

Aber das NS-Dokumentationszentrum zieht nicht ein?

Krützberg: Nein, das ist ja Ratsbeschluss. Meine Vorstellung ist nach wie vor, dass wir im Stadtarchiv mit der Arbeit anfangen. Das Museum der Stadt Königsberg verlässt spätestens 2015 Duisburg, damit stehen dann entsprechende Räume für das Dokumentationszentrum zur Verfügung, die unmittelbar ans Stadtarchiv angrenzen. In einem ersten Schritt soll ein großer Raum im Archiv multimedial ausgestattet werden. Dafür stehen die Mittel zur Verfügung und sind frei gegeben.

Aber die Stelle des Stadtarchiv-Leiters ist doch schon seit über einem Jahr vakant. Es sollte doch ein Wissenschaftler werden?

Krützberg: Ja, am 28. August läuft das Auswahlverfahren für die Stadtarchiv-Leitung. Wir hatten eine große, gute Auswahl und haben fünf oder sechs Kandidaten eingeladen. Es wird die Hauptaufgabe des neuen Stadtarchivleiters werden, die Gestaltung des NS-Dokumentationszentrums zu übernehmen.

Offensichtlich gelingt es Ihnen, Lösungen für Probleme zu finden, die zum Teil seit Jahren auf dem Tisch liegen. Wie gelingt Ihnen das?

Krützberg: Meine Erfahrung ist, dass ein klares Wissen um Positionen bei Verhandlungen hilft. Wenn es zum Beispiel darum geht, zwei, die beide Gutes für die Stadt wollen, aber verfeindet sind, zusammen zu bringen.