Duisburg. .

Leben auf Pump ist im Emschergebiet ohne Alternative – allerdings im übertragenen Sinne: Denn seit 100 Jahren wird permanent Wasser gepumpt, muss dauerhaft gepumpt werden. Ursache ist der Bergbau, der das Land absacken ließ, stellenweise bis zu 25 Meter. Bäche änderten ihre Fließrichtung, überflutete Landschaften förderten Epidemien, Abhilfe war dringend erforderlich – und kam in Form eines Rundbaus, der auch nach einem Jahrhundert im Dienst der Entwässerung noch zu faszinieren weiß.

Wenn man ihn denn erst einmal findet. Autobahnen, Straßen, die Großindustrie erschweren den Blick auf das Pumpwerk Alte Emscher in Beeck, eine der ersten technischen Anlagen der 1904 gegründeten Emschergenossenschaft, deren vordringliche Aufgabe die Regulierung des Flusses war, der ihr den Namen gab. Der Emscher fehlte es durch den Kohleabbau im Untergrund längst an Gefälle, der heutige Duisburger Norden war in Gefahr „abzusaufen“. In den Folgejahren wurde die Emschermündung zweimal rheinab verlegt. 1911 begannen die Planungen für das Pumpwerk, das 1914 fertiggestellt wurde.

Kein Grundriss der Ästehtik

Nach den Plänen von Architekt Alfred Fischer entstand der Rundbau mit seinem Kuppeldach. Mit einem Durchmesser von 41 Metern damals die zweitgrößte freigespannte Betonkuppel nach der Breslauer Jahrhunderthalle. Der kreisförmige Grundriss war keineswegs der Ästhetik geschuldet, sondern auch Vorsicht. Ein Rundbau gewährte die größtmögliche Sicherheit, dass bei einem seinerzeit durchaus für möglich gehaltenen Bruch der Rheindeiche dem Wasserdruck standhalten zu können. Schließlich musste auch in diesem Fall weiter gepumpt werden.

Wer beim Tag der offenen Tür die Gelegenheit nutzt, einen Blick ins Innere des Pumpwerks zu werfen, dürfte vor allem über die Höhe des Bauwerks staunen: 24,5 Meter beträgt die von außen kaum zu ahnende Höhe des Innenraumes, die nötig war wegen der Abwärme der mächtige Schiffsdieselmotoren, die einst die Pumpen antrieben. „Das Äußere dieser wahren Trutzburg lässt die Kraft der Maschinen erahnen, die im Inneren zuverlässig ihren Dienst verrichten“, schrieb der aktuelle Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, Dr. Jochen Stemplewski, über die Beecker Anlage.

Inzwischen sorgen Elektro-Pumpen nicht minder wirksam für die Entwässerung der Emscher-Umgebung. Das Wasser der Alten Emscher wird zunächst zur Kläranlage Alte Emscher gepumpt, gereinigt und weiter in den Rhein geleitet. Abschalten wird man die Pumpen nie mehr. Die Kosten trägt der Bergbau.

Seit 1999 steht das Pumpwerk Alte Emscher unter Denkmalschutz, im Mai 2013 wurde es als „Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst“ ausgezeichnet.