Duisburg. .
Eine Zeitreise durch drei Jahrhunderte, durch die Geschichte einer Familie, eines großen Unternehmens und eines Stadtteils machten 20 Leserinnen und Leser in Ruhrort: Die Aktion „WAZ öffnet Pforten“ ermöglichte es ihnen, die Firma Haniel kennen zu lernen.
Und mit dem ersten Schritt auf das Gelände zwischen Dr.-Hammacher- und Hafenstraße beginnt die Reise. Marthe Herchert, Gästeführerin des Haniel-Museums, geht es langsam an. Im lichtdurchfluteten Foyer der Haniel-Akademie deutet sie auf das Auditorium, in dem Seminare, Kongresse, auch die Gesellschafterversammlungen stattfinden. „In den 50er Jahren war das noch eine Tennishalle“, erzählt sie. Ein Teil der Ausstattung ist noch zu sehen: die riesigen weißen Lampen im Foyer. Der Architekt des neuen Gebäudes wollte sie nicht entsorgen, sondern in die moderne Umgebung einbinden.
Dass in Ruhrort überhaupt noch der Haniel-Schriftzug leuchtet, ist Hans Georg Willers zu verdanken, der Mitte der 60er zum Unternehmen wechselte. Er hatte den Plan, den Firmensitz zu verlegen, vielleicht nach Düsseldorf. Zahlreiche Veranstaltungen wurden damals ohnehin in die Landeshauptstadt ausgelagert. Doch Willers begann, sich für die Geschichte des Unternehmens zu interessieren, erkannte die Verbundenheit mit Ruhrort und das Potenzial, das im Stadtteil steckte. Schließlich stärkte er den Standort, statt ihn aufzugeben.
Eine Tankstelle wurde zur Raucherkabine
Marthe Herchert spaziert mit den Besuchern weiter – wenige Schritte, doch zurück ins Jahr 1756. Sie weist auf das alte Packhaus. „Das ist die Keimzelle des Unternehmens. Es war das Geschäfts- und Familienwohnhaus, im Keller wurden Tabak, Tee oder Kakao eingelagert, auch Kohle.“ Herchert geht zur Hafenstraße, einen Steinwurf entfernt liegt der Rhein. Vorm ehemaligen Haupteingang des Firmensitzes bleibt sie stehen. „Hier soll Franz Haniel auf einer gusseisernen Bank gesessen und den Händlern zugeschaut haben, die vorbeigingen zum Hafen.“
Zurück auf dem Platz, zwischen meterhohen Kunstwerken, einem Brunnen und dem Haupthaus, springt Herchert durch die Jahrhunderte. Alte Gebäude, umgebaute, neu gebaute – steter Wandel. Eine Tankstelle wurde Raucherkabine, Fassaden änderten sich, Eingänge wurden verschoben. Ganz wie früher sieht es in einigen Räumen des Haniel-Museums aus. Die Besucher treffen hier auf Franz, seinen Bruder Gerhard und Mutter Aletta Haniel, sie schauen von Gemälden herab. Und sie drücken wohl ein Auge zu, wenn die Besucher in den Büros umherlaufen, in den alten Kontorbüchern blättern, schwere Telefonhörer abheben.