Heiß ist es an diesem Nachmittag. Und im Ruhrorter Werk von Arcelor-Mittal, dem größten Stahlkonzern der Welt, wird es gleich mit Helm, Schutzkleidung und -brille nicht gerade kühler. Trotzdem sind alle 20 Leser gekommen, um bei einer weiteren Folge der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ dabei zu sein. „Ich muss das unbedingt mal kennen lernen, weil ich als Duisburgerin doch tatsächlich immer noch nicht weiß, wie Stahl hergestellt wird“, sagt Ursula Höhner aus Homberg.

Modernste Drahtstraße der Welt

Günter Dormann, mittlerweile in Rente, aber als früherer Obermeister ein Mann des Fachs, wird es auch ihr gleich erklären. Zudem verfügt Arcelor-Mittal in Ruhrort derzeit über die modernste Drahtstraße der Welt. Doch ein Abstecher dorthin dauert noch ein wenig. Dormann führt die WAZ-Leser zunächst über Treppen zu einem Besuchersteg ins Stahlwerk. Es ist ein früheres Thyssen-Werk. Thyssen-Krupp liefert immer noch das Roheisen, aus dem dann Stahl wird.

Dies geschieht in einem großen Konverter. Kräftig Sauerstoff wird eingeblasen, um zunächst den Kohlenstoff zu reduzieren. Schließlich werden verschiedene Legierungsstoffe wie Chrom oder Nickel zugefügt, damit der Stahl ganz den individuellen Wünschen des Kunden entspricht. Ein Drittel des Stahls von Arcelor-Mittal landet am Ende im Auto – zum Beispiel in Form von Ventilfedern. Aber auch Bestecke, Werkzeug, die Schienen von TSTG werden daraus gefertigt.

Im Werk zischt und glüht es weiter, für die Gruppe geht es nun aber zum zentralen Leitstand. „Der ganze Ablauf wird von hier in einer Früh-, Mittags- und Nachtschicht gesteuert“, erklärt Dormann, der die WAZ-Leser dann wieder nach draußen vorbei an einer Filteranlage zur Stranggießanlage führt. Dort wird der flüssige Stahl in Form gegossen. Zu größeren Blöcken oder zu langen Knüppeln. Funken sprühen, wenn die glühenden Knüppel per Gasbrenner auf die gewünschte Länge geschnitten werden. Der Schweiß bei den Gästen läuft.

Die bekommen einzelne Stahlstäbe kurz darauf wieder zu Gesicht – auf der neuen Drahtstraße, die sich noch in der Einlauf- beziehungsweise Hochlaufphase befindet. Deshalb läuft vorerst parallel noch der Betrieb im Drahtwalzwerk von Arcelor-Mittal in Hochfeld weiter. Gegen Ende des Jahres soll es stillgelegt werden. Dann wird nur noch in Ruhrort produziert.

Die hochmoderne Drahtstraße dort ist in eine etwa 80 Jahre alte Halle integriert worden. Die Walzen, die hier permanent mit reichlich Wasser gekühlt werden, sorgen dafür, dass nach 800 Metern Strecke Draht mit einem Durchmesser von 5,5 bis 21 Millimetern entsteht. An großen Drahtrollen laufen die WAZ-Leser vorbei, als sie die Halle wieder verlassen – das Ende der Führung.

„Es ist toll, einmal den ganzen Produktionsablauf sehen zu können“, sagt Horst Brönner aus Buchholz. Und auch Ursula und Willi Niermann sind begeistert, sprechen am Ende von einem „überwältigenden Erlebnis“.