Duisburg. . Eine Woche lang war Rudolf Brinkmann mit dem Greenpeace-Schiff „Beluga II“ auf der Nordsee unterwegs. Der Naturschützer hatte mit Wellengang und Schlafmangel zu kämpfen, freut sich aber über den Erfolg der Reise. Mit der Informationskampagne will Greenpeace Ölbohrungen im Wattenmeer verhindern.

„Hey Rudi“, haben ihn die jungen Leute auf dem Schiff gerufen. Und der 64-Jährige fand das Klasse. Rudi heißt eigentlich Rudolf Brinkmann und war für eine Woche mit dem Greenpeace-Schiff Beluga II unterwegs. Freiwillig hat er sich für die Aufklärungskampagne gegen Ölbohrungen im Wattenmeer gemeldete; weil man das als Greenpeace-Anhänger eben so macht, auch wenn es nicht immer leicht ist.

„Cuxhaven, Büsum, Husum, Bremerhaven und schließlich Wilhelmshaven.“ Brinkmann tippt auf den Küchentisch als läge dort eine Karte, während er die Stationen seiner Schiffstour aufzählt. Eine Woche war er an Bord der Beluga unterwegs. In jedem der Häfen führte der pensionierte Lehrer Neugierige über das Schiffsdeck, zeigte ihnen Technik und Innenleben des 34 Meter langen Zweimasters.

Naturschützer auf Werbetour

„Das Schiff war unser Eyecatcher“, sagt Brinkmann, ein Anreiz für Urlauber und Einheimische, bei Greenpeace vorbeizuschauen und ins Gespräch zu kommen. Bei den Interessierten warb er um Stimmen gegen geplante Ölbohrungen im Wattenmeer. „Die Urlauber reagierten teils entsetzt“, sagt der Naturschützer und verbucht seine Aufklärungsmission als Erfolg. Hunderte Unterschriften gegen das Vorhaben des Ölkonzerns RWE Dea seien in jedem Hafen zusammengekommen. Aber er wurde auch beschimpft und ausgelacht. „Mit solchen Leuten geht man gar nicht um“, antwortet Brinkmann auf die naheliegendste Frage. „Man ignoriert sie. Solche Leute kann man gar nicht überzeugen und die Gespräche kosten nur Kraft.“

Brinkmann ist schon früher zur See gefahren. In den Siebzigern hat er mal auf einem Frachter gearbeitet, mit Containerschiff ist er bis nach Hongkong gereist – als Gast, nur so zum Spaß. „Mit der Seefahrt hat mich immer etwas besonderes verbunden“, sagt er. Weil ihn das Wasser fasziniert, ist er auch bei Greenpeace gern auf Schiffen aktiv und schon über Rhein und Main geschippert.

Das Alter spielt keine Rolle

Kochen, Putzen oder mal die Reling streichen, bei ihrer Tour über die Nordsee mussten die Greenpeacer auf der Beluga mit anpacken, wo immer es ging. Nur ans Steuerrad durften die Landratten nicht. Fünf bis neun Personen waren meist an Bord der Beluga: zwei erfahrene Seeleute, sonst nur Ehrenamtliche. Junge Leute meist, viele Studenten. „Ich war da der absolute Grufti“, sagt der pensionierte Lehrer mit viel Humor. Zwischenmenschliche Probleme gab’s an Bord trotzdem nicht. Beim Kampf für die gemeinsame Sache spielt das Alter keine Rolle.

Brinkmann bekam es ganz anderen Schwierigkeiten zu tun. Enge Zweierkojen und unbequemen Betten machten dem pensionierten Lehrer schaffen. „So ein Schiff bewegt sich eben. Das ist schon was anderes als zu Hause”. Brinkmann braucht beide Arme, um den Wellengang zu simulieren.

Mitgründer der Greenpeace-Gruppe Niederrhein

Außerdem war da noch dieses Dröhnen. Dieses laute, unerträgliche Dröhnen. Weil nahezu die ganze Zeit über Flaute herrschte, blieben die Segel des Zweimasters unten. Stattdessen tuckerte der Schiffsmotor die ganze Nacht, um die Greenpeacer von einem Hafen zum nächsten zu bringen. „Spätestens nach dem dritten Tag ist der Schlafentzug aber so groß, dass man einfach einschläft”, winkt Brinkmann ab. Klar sei es schwer gewesen, aber er will kein Nörgler sein. Die Rolle passt auch gar nicht zu dem quirligen Mann, der sein Alter als Schuldigen für seine Probleme benennt: „Früher konnte ich auch drei Nächte durchmachen.“

Viel ruhiger will Rudolf Brinkmann es auch in Zukunft nicht angehen lassen. Schon lange setzt er sich für den Naturschutz ein, vor dreieinhalb Jahren wurden er und seine Frau Charlotte zu Mitgründern der Greenpeace-Gruppe Niederrhein. Seitdem halten sie Mahnwachen für Fukushima und Tschernobyl, machen mit Demonstrationen auch die Verschmutzung der Meere aufmerksam. Auch an Schiffstouren will Brinkmann weiter teilnehmen – aber auf keinen Fall länger als eine Woche am Stück.