Duisburg. .

Sie hüpfen. Strecken ihr Hinterteil in die Luft. Flattern mit den winzigen Flügeln. Die Storchenkinder im Storchenkorb an der Kaiserstraße inmitten der Rheinauen sind zurzeit Peter Guminskis tägliches Vergnügen. ,,Wenn ich kann, fahre ich raus, um mir die wunderbaren Tiere anzuschauen“, sagt der Naturliebhaber.

Kunststück. Denn es ist noch gar nicht lange her, dass die Störche zurück sind in Walsum, und vor allem: dass sie hier Nachwuchs großziehen. Die vierköpfige Familie im Horst an der Kaiserstraße gehört zu rund 20 Weißstörchen, die in diesen Monaten die saftigen Wiesen im Norden der Stadt bevölkern. ,,Das ist tatsächlich eine kleine Sensation“, meint Michael Kladny vom BUND. Der Naturschützer beschäftigt sich seit Jahren mit der Population der Weißstörche in der Region. ,,80 bis 90 Jahre lang waren sie hier nahezu ausgestorben, erst 2010 haben wir die ersten Tiere wieder beobachtet.“

Gefahrenquellen für Störche sind weniger geworden

Dass sich in diesem Sommer so viele Tiere in den Rheinauen aufhalten, erklärt Kladny unter anderem mit der Witterung. ,,Die Wiesen, die Untergründe sind feucht. Das ist für Störche optimal, denn das bedeutet, dass sie sehr viel Nahrung finden.“ Regenwürmer, Frösche, kleine Mäuse, Amphibien. ,,Auch wenn die Wiesen gemäht werden, fällt für die Störche reichlich Nahrung ab. Denn in den gemähten Wiesen bleiben Kleintiere zurück.“

Grundsätzlich, sagt Kladny, seien Gefahrenquellen wie Stromleitungen in den letzten Jahren weniger geworden. Und auch die globale Klimasituation habe sich günstig auf die Storchenpopulation in den Rheinauen ausgewirkt. ,,Wenn die Tiere von ihrem Winterdomizil in Afrika zurückkommen, sind sie jetzt wohl genährt. Das war aufgrund von Dürreperioden in den Jahren davor nicht so“, erklärt Kladny.

Tiere scheinen sich in den Rheinauen wohl zu fühlen

So viele Störche wie in diesem Jahr gab es in den Rheinauen die letzten 90 Jahre nicht. Foto: Peter Guminski
So viele Störche wie in diesem Jahr gab es in den Rheinauen die letzten 90 Jahre nicht. Foto: Peter Guminski

Ob der Positivtrend anhält, hängt auch davon ab, ob die Storcheneltern in der Kaiserstraße ordentliche Erziehungsarbeit leisten werden. ,,Vater und Mutter sind erst drei Jahre alt, sie sind noch sehr jung, normalerweise brüten Weißstörche erst mit vier Jahren“, sagt der Experte Michael Kladny. Bei so jungen Eltern könnten schon mal Fehler bei der Aufzucht passieren. Eigentlich, sagt Kladny, sei es aber sehr erfreulich, dass das junge Storchenpaar brüte. ,,Es war im Jahr 2010, als wir das erste Mal wieder Weißstörche in den Rheinauen beobachtet haben - also genau vor drei Jahren. Diese Tiere sind wiedergekommen. Und scheinen sich hier wohl zu fühlen, sonst würden sie keine Familie gründen.“

Auch Hobbyornitologe Peter Guminski ist sich nach seinen Beobachtungen sicher. ,,Die machen das ganz toll, die frischgebackenen Eltern!“ Rund vier Wochen sind die beiden Jungtiere jetzt alt, und es wird mindestens noch mal so viel Zeit vergehen, bis sie die ersten Flugübungen machen. ,,Spätestens im Oktober sollten sie dann das Nest verlassen haben“, sagt Kladny. Und gen Süden fliegen.

Störche pflegen Brutplatztreue

Ob sie im nächsten Jahr zurück in die Rheinauen kommen werden? ,,Das ist nicht unwahrscheinlich“, sagt Kladny. ,,Denn Störche pflegen Brutplatztreue: Wo sie einmal eine Familie gegründet haben, dahin kehren sie zurück.“ Ob es allerdings genau das gleiche Paar sein wird, hängt auch davon ab, wer zuerst zur Stelle ist. ,,Sollte ein anderes Weibchen schneller sein, kann es sein, dass es zu einer anderen Paarkonstellation kommt.“

Kladny ist aber optimistisch, dass auch die anderen Storchennester in der Umgebung in den nächsten Jahren angenommen werden. ,,Man kann dieses Jahr schon sehen, dass sich die Störche für die Nester interessieren, sie umkreisen. Vielleicht werden ja nächsten Sommer noch mehr Paare in Walsum brüten.“