Duisburg. .

Das hat seit 28 Jahren Tradition. Wer die Duisburger von ihrer angenehmsten Seite erleben will, der muss aufs Weinfest gehen. In der Innenstadt bevölkern sie am Samstagabend Brunneneinfassungen, Rasenflächen, Citybänke, Blumenkübelränder und hunderte von Biertischgarnituren.

Sie entdecken bei einem kühlen Tropfen gemeinsam den Rheinländer in sich. Sie laufen mit Flaschen, Gläsern und Brettern voll heißem Flammkuchen umher, das Stimmengewirr, die Musik und die Temperatur erinnern an eine italienische Piazza. Die 50 Winzer in kommen mit dem Ausschenken der Weine kaum nach.

Dominik Steinke und Tomasz Kaszubowski bestechen durch cooles Aussehen mit Sonnenbrille und Hut und haben einen lieblichen Roten im Glas. „Wir sind eigentlich Biertrinker“, stellen sie klar, „aber dieser Dornfelder ist ein guter Einstiegswein und wir kommen jetzt langsam altersmäßig in die Ü-30 Zone. Da dachten wir, ein wenig Weinfesterfahrung könnte uns nicht schaden.“

Etwas Ruhe zum Feierabend

Mehr Erfahrung haben Elisabeth Leu und Markus Schenk, die beide als Verkäufer in Düsseldorf arbeiten. Sie lassen sich im Jahr etwa zehn Kisten Wein schmecken, die sie auf dem Weinfest bei ihrem Lieblingswinzer bestellen. Ihren Schluck zum Feierabend nehmen sie etwas abseits vom Trubel auf einer der Hochrasenflächen vor dem Stadttheater. „Wir haben einen sehr stressigen Berufsalltag“, sagt Schenk, „deshalb tut ein schöner Halbtrockener und etwas Ruhe zum Feierabend uns gut.“ Ruhe zum Feierabend? Nicht mit Clara Bonnmann, Gertrud Müller und Lene Krahn aus Kaßlerfeld. Die fidelen Seniorinnen kommen jedes Jahr und haben ordentlich Spaß, das hört man schon von weitem. „Was wir trinken? Moment mal, vielleicht kriegen wir es noch zusammen. Also erst den Kerner und dann die Scheurebe und den leckeren Gewürztraminer, oder war das umgekehrt?“ Die munteren Damen haben heute Irmchen Fries kennengelernt und sofort integriert. „Ich habe vor lauter Lachen gar keine Stimme mehr“, klagt sie, sieht dabei aber ausgesprochen fröhlich aus.

Ein paar Stände weiter blickt Sergio Perdighe zufrieden über den Tisch. Krabbensalat, Melone mit Schinken, Oliven, Chorizo und Käse sind angerichtet. „Ich bin Italiener“, sagt Perdighe, „und habe natürlich viel Familiensinn, da schüttet man sich nicht einfach den Wein rein, das muss schon ein bisschen Stil haben.“ Damit das gute Essen rutscht, hat er mit seinen Freunden vor zwei Jahren den kompletten gekühlten Vorrat des lachsfarbenen Elbingers, den ihr bevorzugter Moselwinzer vorhielt, niedergemacht.