Duisburg. Was bietet mir die Mensa, wenn ich kein Gluten vertrage, Fruchtzucker meiden soll oder Vegetarierin bin? Ein Rundgang durch die Stationen soll zeigen, wie es um die Auswahl und Deklaration bestellt ist. Und wie schlägt sich die Mensa in Duisburg im Vergleich mit der renovierten Essener Kantine?

Was bietet mir die Uni-Mensa wenn ich a) eine Glutenunverträglichkeit habe, b) Vegetarierin bin oder c) unter einer Fructosemalabsorption leide?

11.15 Uhr, die Mensa Essen öffnet gerade ihre Pforten. Es ist noch leer, der große Ansturm ab 12 Uhr lässt noch auf sich warten. Gut für uns, wir können in Ruhe durch die „Stationen“ laufen ohne zu stören. Wir, das sind Marcel Richter mit Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), Sophie Schade, Vegetarierin, und die Schreiberin, Janna Cornelißen mit der Fructosemalabsorption. Sophie wird schon an der Pasta/Pizza Station fündig. Das Hauptgericht „Gefüllte Nudeln mit Mexicosoße und Rinderhack“ lässt sich kombinieren. „Vegetarische Füllungen sind dabei – das Rinderhack könnte man ja weglassen“, so Sophie.

Gutes Angebot für Vegetarier

Neben dem Hauptgericht kann sich der Vegetarier seine Nudeln mit zum Beispiel Tomaten- oder Pestosoße zusammenstellen. „Super Sache, einziger Knackpunkt ist der Preis – im Durchschnitt 1,10 Euro teuer als das Tagesgericht“, meint die 27-Jährige.

Für Marcel ist die Station absolut tabu. „Nudeln fallen schon mal völlig raus – da ist Gluten drin und auch die Soße ist bedenklich.“ Was uns direkt auffällt ist, dass es leider keine Kennzeichnung an den Theken gibt. Wer an einer Intoleranz oder Allergie leidet, muss jedes Mal fragen – unangenehm wenn hinter einem die Schlange immer länger wird, weil erst die Infos in der Küche eingeholt werden müssen. Für mich wäre das Tagesgericht auch zu riskant, die Soßen sind meist gezuckert – schon der normale Haushaltszucker enthält zu 50 Prozent Fructose.

Das Pastabuffet hingegen könnte für mich funktionieren – je nach Zuckergehalt der Pestosoße. Fazit: Für Marcel bietet die erste Station nichts. Pizza darf er nicht essen – der Teig ist voll von Gluten. Absoluter Pluspunkt: Vegetarier werden fündig. Und nicht nur dort. Drei Schritte weiter die „Vegan, Vegetarische“ Station. Ein Paradies für Sophie? „Ne überhaupt nicht. Ich persönlich halte nichts davon Tofu oder Soja als Fleischersatz zu essen – ich will ja nicht, dass etwas Fleisch imitiert, was ich eh nicht essen will.“ Das Soja-Gyros für die Vegetarierin ist damit raus – was natürlich ihren persönlichen Geschmack widerspiegelt. Was sagt Marcel? „Die Soße könnte wieder eine Falle sein, ich müsste nachfragen, ob Gluten drin ist“. Bei „Grill und Wok“ gibt's heute Matjesfilet auf Graubrot. „Matjes dürfte ich – Graubrot nicht“. Sophie kann auch direkt weitergehen – auf Fisch verzichtet sie auch

Was bieten die Tagesgerichte?

Wir kommen zu den Tagesgerichten. Essen 2: Gebratenes Lachsfilet mit Zitronen-Buttersoße. Marcel freut sich schon „Ja das könnte was für mich sein“ – dann die Enttäuschung: es ist Paniert, wie so vieles in der Mensa. „Das wäre mir schon wieder zu heikel.“ Ich vertrage die panierten Gerichte auch nicht gut, würde den Fisch vielleicht aus seinem Mantel befreien.

Auch das Gericht Nr. 2 „China Knusperschnitte mit Sesam-Ingwer-Dip“ ist paniert und damit für Marcel Richter außen vor. „Wenn ich in die Mensa gehe, stelle ich mir meistens Beilagen zusammen Kartoffeln, Pommes, Salat, oder ich frage schon mal wenn es Curry-Wurst gibt, ob ich sie ohne Soße bekomme.“ Sophie lobt, dass es überhaupt ein großes Angebot für Vegetarier gibt. „Aber über die Zubereitung lässt sich streiten. Das Gemüse ist mir meist zu zerkocht, und für meinen Geschmack mit sehr viel Fett.“ Marcels Wahl fällt heute, wie so oft, auf die Salatbar. „Davon werde ich nicht satt – ich koche mir dann meistens Zuhause noch was leckeres.“

Deklaration ist keine Pflicht 

„Eine gesetzliche Deklarationspflicht von Gluten bzw. glutenhaltigen Getreide in Deutschland, besteht nur für verpackte Lebensmittel“, erklärt Petra Karst, Sprecherin der Mensa. „Lose Ware“, wie es in der Mensa der Fall sei, könne ohne Kennzeichnung angeboten werden. Nur für Zusatzstoffe (bestrahlte Produkte und genetisch veränderte) existiere eine Kennzeichnungspflicht. „Es ist nahezu unmöglich, eine 100- prozentige Sicherheit in Bezug auf den Gehalt von Gluten in den Lebensmitteln zu bieten“, sagt Petra Karst. Durch Kreuzkontamination könne es im Großküchenbetrieb leicht versehentlich zu Verunreinigungen mit Allergenen kommen. Für Menschen mit Laktoseintoleranz verweist die Mensa auf das vegane Angebot. „Tierfreie Produkte können keine Kuhmilch enthalten“, so die Sprecherin.

Seit dem 1.Juni sei allerdings eine Ökotrophologin (Ernährungswissenschaftlerin) eingestellt worden, die sich mit Kennzeichnungen über die gesetzliche Pflicht hinaus beschäftigten würde. „Angedacht ist unsererseits die Kennzeichnung von Allergenen, sowie ein Ampelhinweis der einzelnen Gerichte“, verrät Karst. Aus der Ampel soll hervorgehen, welche Gerichte man häufig oder weniger häufig zu sich nehmen sollte. Im Gespräch wären auch Deklarationen über Nährwertangaben. Die veganen und laktosefreien Angebote würden in Kürze in den Cafeterien erweitert.

Duisburger Mensa hinkt veganer Küche noch hinterher

„Die Mensen in Essen und Duisburg unterscheiden sich vor allem in Größe und Ausstattung“, sagt Petra Karst. Die Essener Hauptmensa wurde erst im letzten Jahr komplett saniert und erweitert. Dadurch sei es erst möglich geworden, eine eigene Ausgabe für vegane Angebote zu schaffen. In Duisburg falle das vegane Angebot wegen „fehlender Produktionsflächen und kleinerer Ausgabesituation“ auch geringer aus. In Duisburg gibt es keine Pizza-Pasta-Station, dafür aber ein großes Pasta- und Salatbuffet.

Das Studentenwerk betreibt acht Mensen, acht Cafeterien und ein Restaurant. Im Jahr 2012 erzielten die Mensen einen Umsatz von 3.120.292 Euro, die Cafeterien 3.025.790 Euro, so Karst. Der Umbau der Hauptmensa Essen kostete 2,5 Mio Euro. Das Studentenwerk hätte auf die vielfach geäußerten Wünsche der Studieren­den reagiert und biete seit der Neueröffnung der Essener Hauptmensa täglich ein Essen ohne tierische Bestandteile an. „Das Angebot findet regen Anklang – rund 20 Prozent der Mahlzeiten, die hier über die Theke gehen, sind vegan“, sagt Petra Karst. Für die wachsende Gruppe der Laktoseintoleran­ten seien die Gerichte bestens geeignet.

In Zusammenarbeit mit dem Vegetarierbund erhiel­ten die Köche Schulungen zur Zubereitung rein pflanzlicher Mahlzeiten. Geplant sei darüber hinaus, in Duisburg und im Essener Kli­nikum zu den täglich angebotenen veganen Beilagen auch einen veganen Hauptgang anzubieten – das begrenzte Platzangebot sei jedoch noch ein großes Problem.