Duisburg. Bei einer Diskussionsveranstaltung warf Opfer-Anwalt Julius Reiter dem neuen OB Sören Link „Tatenlosigkeit“ vor .

Am Mittwoch, 24. Juli, jährt sich die Loveparade-Tragödie mit 21 Todesopfern und mehr als 500 Verletzten zum dritten Mal. Ein neues Stadtoberhaupt wurde seither gewählt, am vergangenen Freitag die Gedenkstätte am Karl-Lehr-Tunnel eröffnet. Die Staatsanwaltschaft trug mehr als 30.000 Akten im Zuge der Ermittlungen zusammen. Noch in diesem Jahr soll Anklage gegen einzelne städtische Mitarbeiter erhoben werden. Doch wie weit reicht die Aufarbeitung der unfassbaren Tragödie?

Am Freitag trafen sich Oberbürgermeister Sören Link, Opferanwalt Julius Reiter, Jürgen Hagemann, Vorsitzender des Vereins „Loveparade Selbsthilfe“ und Lothar Evers, Initiator, von Docu.News.org (Internet-Informations-Plattform) zu einer Bestandsaufnahme. Rund 60 Bürger, Hinterbliebene und Verletzte nahmen an dem Podiumsgespräch im „Kleinen Prinzen“ teil. Titel der Veranstaltung: „Fakten auf den Tisch“. Die Standpunkte:

Das Unglück der Loveparade: Zwei Jahre danach

weitere Videos

    Der Selbsthilfeverein

    Jürgen Hagemann, Vater einer Verletzten, findet den Zustand „unbefriedigend, teils empörend“. Er bemängelt fehlende Transparenz von Seiten der Stadt. „Ich möchte gerne wissen, was los war, welche Schwachstellen dazu geführt haben und warum nicht die Person ermittelt werden kann, die dafür verantwortlich ist.“

    Der Opferanwalt

    Julius Reiter: „Den Hinterbliebenen der Opfer ist es wichtig, dass sie innerlich mit dem Sachverhalt abschließen können.“ Dazu fehle ihnen ein klares Bild von dem, was passiert sei. OB Link warf er vor, zwar einen Neuanfang bei Antritt seines Amtes, das mit einem schweren Erbe belastet war, propagiert, aber nicht konsequent umgesetzt habe. Noch immer würde er mit Mitarbeitern, die diese Katastrophe geahnt haben müssten, zusammenarbeiten: „Sie nehmen in dieser Sache dieselbe Haltung ein wie Herr Sauerland.“ Zudem würde er Einsichtnahme in Unterlagen verweigern.

    Gedenkstätte für Loveparade-Opfer

    Auf dem damaligen Gelände der Duisburger Loveparade...
    Auf dem damaligen Gelände der Duisburger Loveparade... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...ist zum dritten Jahrestag der Katastrophe eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die 21 Toten fertiggestellt worden.
    ...ist zum dritten Jahrestag der Katastrophe eine Gedenkstätte zur Erinnerung an die 21 Toten fertiggestellt worden. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Eine Gedenktafel...
    Eine Gedenktafel... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    und 21 Kreuze stehen im Mittelpunkt der 500 Quadratmeter großen Anlage...
    und 21 Kreuze stehen im Mittelpunkt der 500 Quadratmeter großen Anlage... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    l
    l © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    picturegallery-320024_1225140.jpg
    © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...im alten Zu- und Abgangsbereich der Loveparade von 2010.
    ...im alten Zu- und Abgangsbereich der Loveparade von 2010. © dpa
    picturegallery-320024_1225130.jpg
    © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Dort waren junge Menschen im Gedränge gestorben und mehr als 500 verletzt worden.
    Dort waren junge Menschen im Gedränge gestorben und mehr als 500 verletzt worden. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Fünf Tage vor dem eigentlichen Jahrestag stellten Duisburgs Oberbürgermeiuster Sören Link...
    Fünf Tage vor dem eigentlichen Jahrestag stellten Duisburgs Oberbürgermeiuster Sören Link... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...und der Ombudsmann für die Opfer der Loveparade der Stadt Duisburg, Jürgen Widera....
    ...und der Ombudsmann für die Opfer der Loveparade der Stadt Duisburg, Jürgen Widera.... © dpa
    ...der Öffentlichkeit die neue Gedenkstätte am alten Güterbahnhof vor.
    ...der Öffentlichkeit die neue Gedenkstätte am alten Güterbahnhof vor. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    picturegallery-320024_1225133.jpg
    © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    picturegallery-320024_1225138.jpg
    © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Zum dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe am Mittwoch...
    Zum dritten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe am Mittwoch... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...hat die evangelische Notfallseelsorge Angehörige der Opfer und verletzte Überlebende...
    ...hat die evangelische Notfallseelsorge Angehörige der Opfer und verletzte Überlebende... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...zu Treffen, Andachten und zum Gedenken eingeladen.
    ...zu Treffen, Andachten und zum Gedenken eingeladen. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Etwa 60 Menschen kommen zu einem Hinterbliebenen-Treffen, rund 20 Überlebende des Unglücks zum Verletztentreffen...
    Etwa 60 Menschen kommen zu einem Hinterbliebenen-Treffen, rund 20 Überlebende des Unglücks zum Verletztentreffen... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...wie das Team der Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland am Freitag in Duisburg mitteilte.
    ...wie das Team der Notfallseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland am Freitag in Duisburg mitteilte. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    An den neu gestalteten Unglücksort sollen auch Angehörige aus Spanien, Australien, China, Italien und den Niederlanden an, hieß es.
    An den neu gestalteten Unglücksort sollen auch Angehörige aus Spanien, Australien, China, Italien und den Niederlanden an, hieß es. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    In die Begleitung zum Jahrestag sind 23 Mitarbeitende der Notfallseelsorge eingebunden, darunter fünf Dolmetscher.
    In die Begleitung zum Jahrestag sind 23 Mitarbeitende der Notfallseelsorge eingebunden, darunter fünf Dolmetscher. © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Nach und nach werden nun auch die alten Erinnerungsstücke...
    Nach und nach werden nun auch die alten Erinnerungsstücke... © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    ...die im Zuge der Umbauarbeiten abgenommen wurden...
    ...die im Zuge der Umbauarbeiten abgenommen wurden... © dpa
    ...wieder an Ort und Stelle gebracht.
    ...wieder an Ort und Stelle gebracht. © dpa
    picturegallery-320024_1225125.jpg
    © Stephan Eickershoff/WAZ FotoPool
    Silhouetten im Tunnel erinnern an die Massenpanik an der Rampe.
    Silhouetten im Tunnel erinnern an die Massenpanik an der Rampe. © dpa
    picturegallery-320024_1225137.jpg
    © dpa
    1/27

    Der Oberbürgermeister

    Sören Link wünscht sich ebenfalls eine schnelle Aufklärung, sieht sich aber auch seinen städtischen Mitarbeiter gegenüber in der Verantwortung. „Es wird keine Vorverurteilung geben. Es gilt erst einmal die Unschuldsvermutung.“ Sobald Anklage erhoben werde, „wird es auch Disziplinarverfahren geben“, so Link. Jeder Einzelfall werde geprüft. Außerdem gewähre er der Staatsanwaltschaft Einblick in alle angefragten Unterlagen.