Duisburg. . 88 Asylbewerber mussten aus einer einsturzgefährdeten Einrichtung in Duisburg-Walsum praktisch Hals über Kopf in eine Notunterkunft nach Hamborn umziehen. Jetzt sucht die Stadt eine Lösung und erklärt ihre Notlage.

Mit Flatterband ist die Zufahrt zum Parkplatz des ehemaligen Gesundheitsamts in Hamborn abgeriegelt. Vor dem Haus steht eine Gruppe von Ordnungsamtsmitarbeitern. Sie warten am Donnerstag auf ihren Einsatz als „Postboten“: In der mittäglichen Hitze müssen sie Flugblätter an die Bürger in der Nachbarschaft verteilen. Die Ordnungshüter wirken angespannt. Die Botschaft, die sie überbringen müssen: Warum in einer Blitzaktion am Mittwochabend 88 Asylbewerber, wie berichtet, in das leerstehende Bürogebäude einziehen mussten.

Noch am Abend, als die Mazedonier, Serben und Tschetschenen einzogen, hatte es dem Vernehmen nach erste Proteste von Bürgern gegeben. Ausländer in ihrer Nachbarschaft, noch dazu Asylbewerber, die wollten sie nicht. Nun ist es an der Stadt, die Wogen zu glätten: Auf einer DIN-A-4-Seite nennt das Sozialamt die Gründe für den plötzlichen Umzug (die Walsumer Unterkunft ist einsturzgefährdet) und bittet die Nachbarn um Verständnis für die Notaktion. Ein anderes Gebäude habe kurzfristig nicht zur Verfügung gestanden. Und die Behörde versichert: Es handele sich um eine reine Notunterkunft, die schnellstmöglich wieder aufgegeben werde.

Pläne für Unterkunft an der Masurenallee liegen auf Eis

Laut dem Beigeordneten Thomas Krützberg am Donnerstag werde umgehend mit den Wohnungsgesellschaften Kontakt aufgenommen und nach freien Unterkünften im ganzen Stadtgebiet gesucht. Die Asylbewerber sollen nämlich möglichst nicht mehr in einer Sammelunterkunft wohnen müssen. Insgesamt leben derzeit in Duisburg 927 ausländische Flüchtlinge. Pläne, an der Masurenallee ein Containerdorf zu errichten, liegen bislang auf Eis.

Die derzeitige Herberge gefällt den Betroffenen nicht sonderlich: Noch gibt es keine Kochmöglichkeit (die wird gerade erst geschaffen). Schlafen müssen sie in Feldbetten – die wurden eilig in den kahlen Büros aufgestellt. „Das ist kein Zustand“, sagt Krützberg. Zumal fast die Hälfte der Asylbewerber Kinder sind. Orientierungslos laufen die Menschen durchs Gebäude. Warten darauf, dass ihr spärliches Hab und Gut, das sie in Walsum zurücklassen mussten, von der Stadt geholt wird. Die Kinder erkunden die neue Bleibe auf ihre Weise: Sie tollen im Hausflur herum, können gar lachen.

Hamborns Bezirksbürgermeister Uwe Heider (SPD) schaut am Donnerstagmittag an der Viktoriastraße vorbei, spricht auch mit Asylbewerbern. Er erfährt von einem Vater aus Mazedonien in fast fehlerfreiem Deutsch, dass er mit seiner siebenköpfigen Familie vor der Gewalt in seiner Heimat geflohen sei.

Kritische Fragen stellt Bezirksvertreter Sebastian Haak (SPD): „Wieso kommt es zu einer so spontanen Entscheidung? Warum sind die Mängel nicht früher aufgefallen?“