Essen. . Die Schwedin Aina Wifalk erfand 1978 eine fahrbare Gehhilfe. Heute ist der Rollator aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken. Ulla Schmidt lobte sie als „die größte Erfindung des letzten Jahrhunderts“. Wir erklären, welche Modelle es gibt und was die Kasse zahlt.
Die Schwedin Aina Wifalk hat ihn erfunden, 1978, den Rollator. Sie hat es zunächst für sich getan, war sie doch aufgrund einer Kinderlähmung gehbehindert. Über einen Entwicklungsfonds fand Wifalk Kontakt zu einer Firma, die einen Prototyp fertigte. Seit mehr als 20 Jahren ist die Gehhilfe auch in Deutschland verbreitet. Ex-Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt lobte sie im Jahr 2009 als „die größte Erfindung des letzten Jahrhunderts“.
Was ist das Segensreiche an dieser Erfindung?
Mobilität im Alter ist ein wesentlicher Beitrag zu körperlicher und geistiger Gesundheit. Menschen, die erst einmal an Bett oder Rollstuhl „gefesselt“ sind, bauen schnell ab. Der Rollator gibt vor allem eines: Sicherheit. Er kann Ängste vor Stürzen nehmen und Menschen dazu bringen, sich überhaupt in der Wohnung und auch im Freien zu bewegen. „Es ist schön zu sehen, dass Menschen, die sich zuvor kaum noch vor die Tür getraut haben, mit Hilfe eines Rollators wieder selbst zum Bäcker gehen oder auch nur zur nahe gelegenen Parkbank. Das vereinfacht die Teilhabe am sozialen Leben enorm“, sagt Sozialpädagogin Ursula Lenz von der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen.
Für welche Menschen ist der Einsatz eines Rollators hilfreich?
Im Gegensatz zu Stock oder Krücken bietet ein Rollator ständigen Halt, da er stets fest auf dem Boden steht. Er ist nicht nur für Senioren geeignet, ob im Alltag oder nach einem Krankenhausaufenthalt, auch für Rheuma- oder Parkinsonpatienten. Auch einseitig behinderte Menschen, die beispielsweise einen Schlaganfall erlitten haben, hilft der Rollator, weil er auch bei einseitiger Belastung Sicherheit gibt. Orthopäde Hans-Ulrich Schmidt aber warnt: „Ein Rollator sollte niemals aus reiner Bequemlichkeit eingesetzt werden. Wer sein Ziel auch mit dem Gehstock erreicht, sollte daran arbeiten, diesen Stand zu erhalten.“
Wie gehe ich mit einem Rollator?
Gehen Sie aufrecht und halten Sie den Abstand zwischen Rollator und Ihrem Körper möglichst klein. So bekommen Sie die beste Unterstützung und maximale Sicherheit. Ihr Blick sollte nach vorn und nicht nach unten gerichtet sein. Schieben Sie den Rollator niemals mit großem Abstand vor sich her. Stürze und Fehlbelastungen können die Folge sein. Schwierig wird es, wenn Sie mit Ihrem Rollator eine Bordsteinkante überwinden wollen. Das Anheben der Gehhilfe fällt vielen schwer. Leichter und schneller geht es in der Regel, wenn Sie mit dem Rollator über eine abgesenkte Stelle fahren. Bei Türschwellen und anderen niedrigen Hindernissen fahren Sie einfach etwas schräg versetzt hinüber. Wenn jedes Rad einzeln die Schwelle überwindet, ist der Kraftaufwand geringer.
Welche Rollator-Modelle gibt es?
Das Angebot ist riesig. Das klassische Standardmodell ist aus Metallrohren gefertigt. Die modernen Leichtgewichtrollatoren aus Aluminium wiegen weniger und sind wendiger. Daneben werden auch Rollatoren aus Holz hergestellt, die vor allem für die Nutzung in Innenräumen gedacht sind. Viele dieser Modelle haben nur drei Räder und sind besonders schmal.
Rollatorkurs für Senioren
Für die Sicherheit sorgen zwei voneinander unabhängige Bremsen, die nicht nur eine eventuell zu flotte „Fahrt” verlangsamen, sondern auch als Feststellbremse dienen. Die leichte Bedienbarkeit dieser Bremse zählt zu den Qualitätskriterien eines Rollators. Eine Sitzfläche und ein Einkaufskorb oder ein Einkaufsnetz machen den Gehwagen zu einem praktischen Begleiter bei alltäglichen Besorgungsgängen. Zusatzteile wie eine Stockhalterung oder eine Schirmhalterung erhöhen den Gebrauchswert zusätzlich.
Wie teuer sind Rollatoren?
Während günstige Modelle ab etwa 69 Euro zu haben sind, können Spezialrollatoren deutlich mehr kosten. Ein Gelände-Rollator zum Wandern kann 1000 Euro kosten.
Was zahlt die Krankenkasse?
Wer einen Rollator braucht, bekommt diesen vom Arzt verschrieben. Mit dem Rezept muss der Versicherte zu einem Sanitätshaus. Das hat mit den gesetzlichen Krankenkassen einen Vertrag über die sogenannte Versorgung ausgehandelt. Oft handelt es sich um eine Pauschalversorgung. Die Pauschale liegt meist zwischen 70 und 100 Euro. Dabei handelt es sich auch um die Summe, die die Krankenkasse übernimmt, wenn sich der Versicherte für ein teureres Modell, das über den Leistungsrahmen der gesetzlichen Krankenversicherung hinausgehende Extras beinhaltet, entscheidet. Das Sanitätshaus wählt ein Modell aus, das von der Krankenkasse bezahlt wird und stellt einen Rollator zur Verfügung – inklusive Service und Reparaturen. Mitunter geht das Hilfsmittel auch in den Besitz des Versicherten über. Dabei können auch gebrauchte Rollatoren zum Einsatz kommen.
Zehn Prozent des von der gesetzlichen Krankenkasse übernommenen Betrages – mindestens fünf, höchstens zehn Euro – muss als Zuzahlung aus eigener Tasche bezahlt werden. Es sei denn, der Versicherte ist von der Zuzahlung befreit. Bei privaten Kassen entscheidet der jeweilige Vertrag. Eine Vielzahl von Tarifen sieht Rollatoren als Leistung vor.