Duisburg. Ein Anhänger der NPD hat in mehreren Sparkassen-Filialen im Duisburger Westen Parteiflyer in Broschüren für Baufinanzierung und Pflegeversicherung versteckt. Aufgefallen sind die Propaganda-Blättchen bei der Kontrolle der Prospektständer. Es ist nicht der erste Fall dieser Art in Rheinhausen.
Wer es nötig hat, sein Werbematerial klammheimlich in einer Sparkasse auszulegen, oder besser gesagt zu verstecken – zwischen Blättchen für Baufinanzierung und Pflegeversicherung – der ist nicht zu beneiden. Entweder schämt er sich für das, was er zu sagen hat oder er muss jede Chance nutzen, weil ihm sonst einfach keiner zuhören will. So geschehen in mehreren Sparkassen-Filialen im Duisburger Westen.
Man stelle sich nur mal vor: Da betritt der typische NPD-Anhänger Max Musterdeutsch eine kleine Sparkassen-Filiale in Duisburg-Rheinhausen, die Kapuze seines typischen schwarzen Pullovers mit dem typischen Markennamen tief ins Gesicht gezogen. Sein Blick fällt auf den akkurat sortierten Prospektständer mit Broschüren im freundlichen Rotton, die für lauter seriöse Finanzprodukte werben. Ein bisschen was von diesem seriösen Ruf abzugreifen – das wäre doch was, denkt sich der NPD-Mann und, schwubs, schiebt er seine NPD-Flyer zwischen das Sparkassenmaterial. Eine tolle Werbemaßnahme: So muss er auch nicht jeden Briefkasten abklappern.
Partei bedankt sich auf Facebook
So könnte es abgelaufen sein. Dumm nur, dass die braven Sparkassen-Mitarbeiter ihre Prospekt-Ständer regelmäßig kontrollieren und alles, was dort nicht hingehört, sofort aussortieren. So dürften denn auch nicht allzu viele Kunden die geheime NPD-Werbeaktion bemerkt haben, vermutet Sparkassensprecher Johannes Hümbs.
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Trotzdem bedankt sich die Partei auf ihrer Facebook-Seite für den tollen Coup bei ihren „Jungs“, die immer bestrebt seien, „das Volk aus seiner geistigen Umnachtung zu befreien“. In wiefern Sparkassenkunden „umnachtetes Volk“ sind und ob man auch Kunden von Volksbank und Deutscher Bank „befreien“ wolle, wird dort nicht erläutert. Eine ähnliche Nacht- und Nebelaktion hatten die „Jungs“ schon im Februar mal ausprobiert, als sie NPD-Flyer in Büchern der Rheinhausener Bibliothek versteckten. Auch hier legten sie es offenbar nicht so sehr darauf an, dass jemand ihr Werbematerial zu Gesicht bekam – bei 70 Flyern verteilt auf 600.000 Bücher.
Strafrechtlich drohen wohl keine Konsequenzen
Strafrechtlich scheinen Max Musterdeutsch, so er denn gefasst wird, keine Konsequenzen zu drohen. Für einen Hausfriedensbruch gebe es keine Anhaltspunkte, sagt Polizeisprecherin Daniela Krasch. Ein bisschen Aufmerksamkeit ist ihm dennoch sicher: Wohlwollendes Hätscheln von Seiten der Kleinst-Partei, und Stirnrunzeln von Seiten der Leser.