Duisburg. Mehr als 70 Hetzschriften der rechten NPD wurden in der Bezirksbibliothek Rheinhausen zwischen Bücherseiten versteckt. Darin wüten die Rechtsextremen gegen Europa und den Euro. Nach einem Hinweis einer Leserin durchsuchte die Duisburger Bücherei stichprobenweise ihren Bestand.
Eine Nutzerin der Stadtbibliothek wollte Ende der vergangenen Woche zunächst ihren Augen gar nicht trauen. Für sie war es geradezu unfassbar, was sie da zusammen mit Büchern unfreiwillig aus der Bezirksbibliothek Rheinhausen ausgeliehen hatte. Denn in drei der acht Reiseführer fand sich Informationsmaterial der NPD, mit dem die Rechten gegen Europa und den Euro Front machen. Die Leserin alarmierte die Redaktion und die Stadtbibliothek. Bei einer ersten Durchsuchung des Buchbestandes der Rheinhauser Bibliothek fanden sich mehr als 70 weitere Pamphlete.
„Offenbar hat da jemand großzügig über den gesamten Bestand hinweg Flyer in die Bücher geschoben“, so Jan-Pieter Barbian, Leiter der Duisburger Stadtbibliothek. In Romanen, Büchern über Zeitgeschichte, Politik, Geographie und eben in Reiseführern fanden sich die Flugzettel.
NPD-Propaganda landet im Reißwolf
„So etwas ist mir in den 15 Jahren an der Spitze der Bibliothek noch nicht untergekommen“, ärgert sich Barbian. Man habe sofort alle Zweigstellen angewiesen, den Buchbestand auf ähnliche Propagandamittel zu untersuchen. Auf entsprechende Rückmeldungen werde noch gewartet.
„Es ist zutiefst ärgerlich, dass hier jemand die Bibliothek missbraucht, um politische Werbung zu betreiben“, empört sich Jan-Pieter Barbian. Besonders ärgert ihn, dass eine derartige Aktion und die nun folgenden flächendeckenden Kontrollen das ohnehin knappe Personal der Bibliothek zusätzlich belastet. „Davon, dass wir derzeit 30 Prozent Ausfälle wegen Grippe haben, einmal ganz zu schweigen.“
Die gefundenen Flyer werde man nun in den Reißwolf entsorgen, so Barbian. „Schade, um die Bäume, die für das Papier ihr Leben lassen mussten.“Ermittlungen nach dem Täter laufen: „Selbstverständlich wird er nie wieder eine Bibliothek betreten dürfen und obendrein gibt es eine Strafanzeige wegen Hausfriedensbruch“, kündigt Barbian an. Mögliche Nachahmer bräuchten sich gar keine Hoffnung machen, dass sie mit derartigen Aktionen durchkämen. „Unsere Nutzer sind sehr aufmerksam. Und auch wir werden zukünftig ein noch wacheres Auge auf Besucher werfen. Wir haben das unter Kontrolle.“