Duisburg.

Eine „Traumposition“ nennt Dr. Söke Dinkla ihre neue Arbeit als Leiterin des Lehmbruck Museum, die sie am Mittwoch als Nachfolgerin von Raimund Stecker antrat, den das Kuratorium der Stiftung am Dienstag mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden hatte. Dennoch, erklärte sie gegenüber der NRZ, habe sie sich das nie träumen lassen, einmal diese Stellung zu erreichen, damals, als sie im Lehmbruck Museum ihre erste Arbeitsstelle in Duisburg antrat.

„Mir geht noch immer das Herz auf, wenn ich durch die Räume gehe und die Werke sehe, die zur Sammlung gehören“, schwärmt die aus Wilhelmshaven stammende Kunsthistorikerin, die zudem Literaturwissenschaften und Volkskunde in Kiel und Hamburg studiert hat. „Mit der ersten Arbeitsstelle ist das wie mit der ersten Liebe, die rostet nicht.“

Von 1996 bis 2000 war Söke Dinkla zunächst als freie, dann als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin im Lehmbruck Museum tätig, setzte Akzente bei den „Duisburgern Akzenten“, etwa mit dem „Küchenmonument“ von der Gruppe Raumlabor Berlin, vor allem aber mit dem ruhrgebietsübergreifenden Projekt „Connected Cities“, das zum Abschluss der Internationalen Bauaustellung (IBA) Emscher Park 1999 in acht Städten des Ruhrgebiets stattfand.

"Museum nicht mehr purer Luxus"

2000 wechselte Söke Dinkla ins Kulturdezernat der Stadt, übernahm im selben Jahr das Festivalbüro und war nach der Geburt ihres Sohnes im Jahr 2001 als Künstlerische Leiterin für Kunstprojekte im Rahmen der „Duisburger Akzente“ zuständig. 2007 übernahm sie die Leitung des Kulturhauptstadtbüros Duisburg. Auch in dieser Zeit begleitete und organisierte sie zeitlich begrenzte, aber auch dauerhafte Projekte im städtischen Raum, wie zuletzt die begehbare Großskulptur „Tiger & Turtle“.

Gerade durch die Projektarbeit sammelte Söke Dinkla Erfahrungen im Umgang mit Sponsoren sowie Verbindungen, die ihr jetzt hilfreich sein können. Denn die finanzielle Situation des Museums ist bekanntermaßen nicht gerade rosig. Was die neue Direktorin nicht schreckt. „Die Spielräume sind heute kleiner, als zu der Zeit, als ich im Lehmbruck Museum angefangen habe. Aber uns ist es immer gelungen, mit guten Ideen Mittel einzuwerben.“ Sie geht davon aus, dass ihr dies auch künftig gelingen wird: „Meine absolute Überzeugung ist, dass Kunst die Gesellschaft verändern kann. Diese Kraft muss gestärkt werden, dann wird ein Museum auch nicht mehr als purer Luxus angesehen.“

Stiftung darf keine Werke verkaufen

Wie ihr Vorgänger will auch Dinkla mit der Sammlung des Hauses punkten. „Es ist zentrales Anliegen und Stiftungszweck, die Sammlung in den Mittelpunkt zu stellen. Aber wir wollen auch Wechselausstellungen zeigen, die in der Regel mehr Besucher bringen.“ Ein Rezept, wie mehr Duisburger ins Museum gelockt werden könnten, hat auch sie nicht, aber sie vertraut darauf, dass es ihr gelingen kann: „Man braucht ein Gefühl für die Menschen und das Publikum, und das hab’ ich durch meine langjährige Arbeit in dieser Stadt bekommen. Ich kenne die Duisburger gut, und ich mag sie sehr. Das ist ein tolles Publikum, aufgeschlossen und offen.“

Eine Diskussion um den Verkauf eines Kunstwerkes aus der Sammlung, wie Raimund Stecker sie mit dem „Bein“ von Giacometti losgetreten hat, verbietet nach Ansicht der neuen Museumschefin schon allein die Stiftungssatzung: „Als Stiftung dürfen wir keine Werke aus der Sammlung verkaufen. Wohl aber tauschen, etwa gegen Werkgruppen, die ein anderes Werk aus dem Sammlungsbestand ergänzen. Aber sie werde nie ein skulpturales Hauptwerk weggeben. „Da bin ich kein Freund von.“