Duisburg. Eigentlich sollte Raimund Stecker noch bis Jahresende eine „Bewährungsfrist“ bekommen - jetzt muss der Chef des Duisburger Lehmbruck-Museums aber doch schon gehen. Das Kuratorium der Museumsstiftung entband Stecker am Dienstag von seinen Aufgaben. Die Kunsthistorikerin Söke Dinkla übernimmt.

Jetzt geht es ganz schnell: Schon am Mittwoch übernimmt Söke Dinkla die Leitung des Lehmbruck-Museums. Die Kunsthistorikerin, die in Duisburg bereits für „Akzente“ und Kulturhauptstadt zuständig war, tritt die Nachfolge von Raimund Stecker an, der am Dienstag vom Kuratorium „mit sofortiger Wirkung von seinen bisherigen Aufgaben entbunden wurde“, wie die Stadt mitteilt.

Der Vertrag sei „einvernehmlich“ aufgehoben worden. Kuratorium und scheidender Museumsdirektor erklärten: „Nach plausibler Aufklärung aller gegen Professor Raimund Stecker persönlich erhobenen Vorwürfe haben sich das Kuratorium und Professor Stecker geeinigt, die zukünftige Zusammenarbeit zu beenden.“ Als Grund für die Trennung – offiziell zum 30. September – wurden „unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige künstlerische Ausrichtung des Museums“ genannt. Das Kuratorium danke Stecker „für seinen engagierten Einsatz für das Lehmbruck-Museum“.

Mehr aus der Sammlung ausstellen

Bereits Ende 2012 hatten sich das Kuratorium und Stecker, wie es auch damals hieß „in beiderseitigem Einvernehmen“ darauf geeinigt, den Vertrag Ende 2013 zu beenden, nachdem das Haus an den Rand der Zahlungsunfähigkeit gekommen war. Stecker, der 2010 Chef des Lehmbruck-Museums geworden war, wurden finanzielle und organisatorische Fehler angelastet. Im Dezember 2012 wurde die Vertragsauflösung noch von der weiteren Entwicklung abhängig gemacht und war von einer halbjährigen „Bewährungsfrist“ gesprochen worden.

Wie Söke Dinkla kurz nach der Entscheidung des Kuratoriums im Gespräch mit der WAZ sagte, freue sie sich sehr auf die „tolle Aufgabe“. Sie war von 1996 bis 2000 Kuratorium im Lehmbruck-Museum, das für die Wilhelmshavenerin die erste Arbeitsstelle in Duisburg war. „Ich kenne die Mitarbeiter, und die Sammlung liegt mir sehr am Herzen.“ Der damalige Museumschef Christoph Brockhaus hatte sie ans Haus geholt, wo sie die Ausstellung „Connected Cities“ für die Internationale Bauausstellung (IBA) in acht Städten kuratierte.

„Meine Themen sind neue Medien, digitale Kunst und Partizipation“, so Dinkla. Dazu gebe es „tolle Arbeiten“ im Lehmbruck-Museum, von denen im Moment wenig zu sehen sei. Sie wolle den Raum besser nutzen, um Werke der Sammlung auszustellen. Eine große Chance, positive Aufmerksamkeit aufs Haus zu lenken, sei die Wiedereröffnung des Lehmbruck-Trakts im kommenden Jahr. Ebenfalls geplant ist eine Ausstellung zum Thema 1. Weltkrieg rund um Lehmbrucks „Gestürzten“. Wegen des „guten Rufs“ des Hauses ist sie „fest überzeugt“, Geldgeber für Ausstellungen gewinnen zu können. Auch für ihr Erfolgsprojekt „Tiger & Turtle“ habe sie zwei Millionen Euro eingeworben.

Dinkla will den öffentlichen Auftrag des Museums hervor heben: „Wir sind kein verlängerter Arm des Kunstmarkts. Ich nehme Kunst ernst als Kraft, die Gesellschaft verändern kann.“