Duisburg. Die Stadt Duisburg hat 2012 rund 100.000 Krankheitstage ihrer Mitarbeiter festgehalten. Bei städtischen Mitarbeiterinnen liegt die Ausfallquote inzwischen bei zehn Prozent. Gründe seien Belastung und Druck auf die Mitarbeiter, so der Personalratsvorsitzende Jürgen Hagenacker.

Frauen, die bei der Stadt Duisburg arbeiten, müssen offenbar ein erhöhtes Gesundheitsrisiko in Kauf nehmen: Rechnerisch fällt jede zehnte Beschäftigte das ganze Jahr über krankheitsbedingt aus. Nach dem neuen Personalstrukturbericht der Stadt haben sich die Ausfallzeiten erneut deutlich erhöht, bei den weiblichen Beschäftigten stieg die Quote von 9,0 auf 9,9 Prozent. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Krankenstand in NRW liegt nach Auswertungen großer Kassen wie DAK und AOK zwischen 3,5 und 5,4 Prozent.

Insgesamt hat die Stadt 2012 rund 100.000 Krankheitstage ihrer Mitarbeiter festgehalten. Die Folgen sind auch für Bürger spürbar: Sie müssen länger auf Genehmigungen warten, Ämter wie die Einbürgerungsstelle sind zeitweise dicht, zuletzt sorgten aufgestaute Krankentransport-Rechnungen in Höhe von 18 Mio Euro für Furore.

"Der Druck auf die Mitarbeiter steigt weiter an"

Die Gründe für die vielen Krankheitstage liegen für den Personalratsvorsitzenden Jürgen Hagenacker auf der Hand: „Die Belastung und der Druck auf die Mitarbeiter steigt weiter an.“ Zwischen 2010 und 2022 muss die Verwaltung 1000 Stellen abbauen. „Das sind 25 Prozent weniger für die Versorgung einer Bevölkerung, die im gleichen Zeitraum nur um zehn Prozent abnimmt.“ Zudem steigt der Altersschnitt der Beschäftigten weiter an, laut Bericht innerhalb des letzten Jahres von 44,7 auf 45,4 Jahre. Selbst diese Zahl bezeichnet der Personalrat noch als „geschönt“, denn mitgezählt sind darin die vielen jungen Erzieherinnen in den Kindertagesstätten, der Schnitt in den klassischen Verwaltungsbereichen daher deutlich höher.

Das Personal der Stadt: Zahlen & Fakten

6181 Mitarbeiter zählt die Kernverwaltung der Stadt, fast zwei Drittel davon sind Frauen.

39 % sind älter als 50 Jahre, 21 % älter als 55. Jünger als 31 Jahre sind nur 13 %.

Die Quote der Krankheitsausfälle liegt bei Männern unverändert bei 6,8 %, bei Frauen bei 9,9 und insgesamt bei 8,3 % (+0,4).

Bei Beamten ist die Ausfallquote deutlich höher als bei Tarifkräften.

Der Krankenstand in den Abteilungen ist sehr unterschiedlich: Die höchste Ausfallquote gibt es bei Beamtinnen im Umweltdezernat (12,7%), die geringste bei männlichen Angestellten im OB-Dezernat (2,6%).

Den Druck spüren Mitarbeiter überall in der Stadt, sagt Hagenacker. Seien es die Erzieherinnen, die noch einige Kinder mehr in ihrer Gruppe aufnehmen müssen, um die geforderte Quote zu erfüllen. Oder die Mitarbeiter in der Kämmerei, die in Sonderschichten die nachträglich erhöhte Grundsteuer neu berechnet haben. Oder die Beschäftigten in der Druckerei, die in zusätzlichen Nachtschichten die Bescheide drucken mussten. Oder die Mitarbeiter, die die Arbeit der kranken Kollegen mit übernehmen müssen.

Immer weniger Experten kümmern sich um die Arbeitsbelastungen

Hagenacker sieht ein weiteres Problem: Die internen Experten, die sich um Arbeitsbelastungen kümmern, werden auch immer weniger. Es gibt nur noch eine Betriebsärztin, auch weil der öffentliche Dienst für mache Berufsgruppen zu unlukrativ ist. Gleiches gilt bei Fachkräften für Arbeitssicherheit, die händeringend gesucht, aber bei der letzten Ausschreibung nicht gefunden wurden.

Die Frage ist: Wo führt das hin? Der Trend sei klar, sagt der Personalrat: Der Krankenstand werde weiter steigen. „Der Druck muss ‘raus. Bei weniger Personal wird das nur über den Abbau von Aufgaben funktionieren, in dem das Leistungsangebot zurückgefahren wird.“ Allerdings wird auch das am Ende wieder der Bürger zu spüren bekommen.