Duisburg.
Auch die Menschen in Duisburg brauchen mehr Videoüberwachung – meint Erich Rettinghaus. „Denn“, so sagt der Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, „die Bürger wollen in ihrer Stadt sicher leben und sich frei bewegen können.“
Und spätestens nach der schnellen Ergreifung der Attentäter von Boston sei klar: Ohne Videoüberwachung würden die Ermittlungsbehörden immer noch nach den Tätern fahnden. Deshalb fordert der Polizeigewerkschaftler deutlich mehr Videoüberwachung gerade und auch in der einwohnerstarken Großstadt Duisburg.
Mehr Bilder aus dem Rockermilieu
Zum Beispiel an diesen Stellen: Videoüberwachung auf der Königstraße, zwischen der Kuhstraße, dem „Forum“ und dem Averdunkplatz; Videoüberwachung rund um das von gewaltbereiten Rockergruppen kontrollierte Bordell-Quartier Vulkanstraße/Charlottenstraße in Hochfeld; Videoüberwachung auf anonymen Großparkplätzen und natürlich an neuralgischen Verkehrsknotenpunkten wie dem Hauptbahnhof oder U-Bahnhöfen.
Mit Videoüberwachung, davon ist der Polizeifunktionär überzeugt, könne man Straftaten auch verhindern und das „subjektive Sicherheitsgefühl des Einzelnen“ deutlich stärken. Und Videobilder helfen wie zuletzt im US-amerikanischen Boston, enorm bei der Aufklärung von Verbrechen: „Hätten wir mehr Video-Bilder aus dem Rockermilieu, hätten wir mehr Auto-Kennzeichen, mehr Gesichter, Personen mit einer Waffe in der Hand, könnten wir Durchsuchungsbeschlüsse erwirken und Beweise sichern.“
"Kriminelle Szene wird lediglich verdrängt"
Der Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft widerspricht energisch seinem obersten Dienstherrn, NRW-Innenminister Ralf Jäger, der am Montag am Rande des Deutschen Präventionstages in Bielefeld erklärte, er halte „nichts von flächendeckender Videoüberwachung.“ Er sei zudem skeptisch, ob diese Überwachung eine vorbeugende Wirkung habe. Videokameras würden „die kriminelle Szene lediglich vom überwachten Ort in nicht überwachte Orte verdrängen“.
Und dies ist mit hoher Wahrscheinlichkeit genau die Absicht, die die Deutsche Bahn und die Duisburger Verkehrsbetriebe DVG mit einem ganzen Geflecht von Überwachungskameras am Hauptbahnhof wie aber auch mit Hunderten von Kameras in Bussen, Bahnen und auf DVG-Betriebsanlagen (Bahnsteigen) verfolgen. Verdrängen – aus Bussen und Bahnen.
Die Bahn mochte auf Nachfrage der NRZ nicht über ihr seit gut 10 Jahren eingesetztes 3-S-System (Sicherheit, Service, Sauberkeit) sprechen, das nach Worten von Rettinghaus, mit vielen hocheffektiven Kameras in und am Hauptbahnhof erlaube, „auch mal ganz nah an Taschen , Tüten, Rucksäcke von verdächtigen Personen zu zoomen. Von „Abstimmungsgesprächen mit dem Bundesinnenministerium spricht die Bahn, weswegen man „zur Zeit keine Auskünfte zu Überwachungsmaßnahmen an einzelnen Bahnhöfen“ gebe.
Bislang in zwei Städten in NRW öffentliche Überwacherungskameras
Indes, Helmut Schoofs, Sprecher der DVG, zeigte sich zu diesem Thema offen und deutlich: „Seit Ende 2012 sind in allen 116 Bussen der DVG Überwachungskameras installiert. Ebenso in 10 von 65 Straßenbahnen. Bis zum Jahresende 2014 werden wir auch alle Bahnen komplett bestückt haben. Wir wollen damit das subjektive Sicherheitsgefühl unserer Kunden stärken.“ Natürlich gebe es strenge Regeln im Umgang mit den Videodaten (u.a. Löschung nach 72 Stunden). Aber vorbei die Zeiten, dass Gewalttäter oder Zerstörer die DVG als rechtsfreien Raum ansehen könnten.
Derzeit gibt es nur in Mönchengladbach und Bielefeld als einzige Städte in NRW Überwachungskameras im öffentlichen Raum. Nicht mitgezählt jene Kameras, die Banken oder Unternehmen absichern. Geht es nach der Polizeigewerkschaft, soll sich dies ändern. Die Politik dürfe sich dieser Forderung nicht pauschal verweigern: Mittlerweile gebe es intelligente Videoüberwachungs-Technik, die in einer Vielzahl von Bereichen einsetzbar sei.