Wer kennt sie noch, die Nationalbrauerei am Zoo, die Brauereien Bodden an der Averdunkstraße, Böllert in Hochfeld oder Rheingold in Friemersheim? Lothar Runge kennt sie alle und noch viele mehr , und er hat nicht nur Wissen über die alten Braustätten gesammelt, sondern auch handfeste Erinnerungen: Flaschen, Gläser, Kneipenausstattung vom Bierdeckel bis zum Aschenbecher, Werbeschilder, Modellautos, Zeitungsartikel, ein Zimmer voll, das zu betreten staunen macht – und ein bisschen durstig.
Gläserne Regalböden tragen die Erinnerungsstücke aus Zeiten, als Bier auch in unseren Breiten noch an vielen Stellen gebraut wurde und an noch mehr Stellen abgefüllt.
„Früher war König eine kleine Brauerei“, weiß Runge, der 44-Jährige Neumühler, der in Beeck das Brauen gelernt hat und jetzt als Braumeister Kölsch produziert. Bergschlößchen beispielsweise, später Nationalbrauerei, sei bedeutender gewesen vor etlichen Jahrzehnten.
Schon 1000 Bierdeckel gesammelt
Überhaupt sei der Biermarkt mit dem heutigen nicht zu vergleichen. Und sogleich zeigt er Flaschen mit Namensprägungen: Michael Soldanski in Marxloh, der offenbar verwandte Gottlieb Soldanski in Bruckhausen, in fast jedem Stadtteil habe es Bierverleger gegeben, die sich Bier aus Brauereien haben anliefern lassen, um es unter eigenem Namen als Flaschenbier zu vermarkten. Stauder aus Essen sei beispielsweise in Neumühl auf Flaschen gezogen worden.
100 Jahre KöPi aus Duisburg
1/31
Flaschen, die Runge vorm Altglas bewahrt hat. Etwa, als er beim Gang mit dem Hund einen älteren Herren am Glas-Container sah, der alte Prägeflaschen entsorgen wollte. Zehn volle Flaschen aus aktueller Produktion habe er spontan zum Tausch angeboten, „und alle waren glücklich“.
Ansonsten sind die Trödelmärkte gute Adressen für den Sammler rund ums Duisburger Bier, der aber auch mit anderen Sammlern mit anderen Spezialgebieten Tauschbeziehungen pflegt. Zusammengetragen hat er bisher rund 120 historische bis neue Flaschen, 300 Gläser von Brauereien aus Duisburg und Umgebung sowie knapp 1000 Bierdeckel aus früheren Zeiten.
Weitere Raritäten gesucht
Dabei hat Runge nicht nur das Bier im Visier, sondern auch Erfrischungsgetränke ohne Alkohol. Wer erinnert sich noch an das sogenannte Klickerwasser, also Mineralwasser in der einer Flasche, die mit einer Glasmurmel verschlossen wurde. Auch solche Behältnisse füllen die Glasregalböden und künden noch heute von der „Gerdina“-Limonade aus Meiderich, von Erfrischungen von Ewald Puhle aus Rumeln oder Gottlieb Berger aus Duissern, vom Klickerwasser, das die Firma Walkenhorst in einem Marxloher Hinterhof abfüllte oder einem anderen, das die August-Thyssen-Hütte für die Hochofen-Belegschaft in eigene Flaschen füllte.
Auch wenn sein „Bier-Zimmer“ schon jetzt ganz schön voll ist, will Runge weiter sammeln. Wer also alte Gläser, Flaschen oder was auch immer rund um die Duisburger Getränkegeschichte hat – der Neumühler würde sich freuen, davon zu hören.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.