Duisburg. . Die Einschornsteinsiedlung in Neudorf-Süd steht im Fokus dieser Folge der Serie “Das ist unser Duisburg“. In ihrem Mittelpunkt gab es früher ein zentrales Waschhaus. Dessen Schornstein steht auch heute noch. Mittlerweile ergänzen aber auch moderne Stadthäuser das Siedlungsbild.
Schnurgerade Straßen, Flachdächer, sanft getönte Fassaden, große, grüne Innenhöfe – die Einschornsteinsiedlung in Neudorf-Süd ist eine Besonderheit unter den Duisburger Siedlungen.
Modernität strahlte sie aus, als sie erbaut wurde, der Bauhaus-Gedanke mit seiner Betonung klarer Formen stand unverkennbar Pate. Zwischen 1928 und 1930 entstanden die Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 360 Wohnungen sowie 81 Einfamilienhäusern. Bauherr war der „Gemeinnützige Bauverein Essen“. Von „kubistischer Formgebung“ ist die Rede, als 2007 die Denkmalfibel vorgestellt wurde für eine der schönsten Seiten des Stadtteils Neudorf.
Waschhaus als zentrale Versorgungseinrichtung
Und von der „Zentralisierung der Versorgungseinrichtungen“, der die Siedlung ihren Namen zu verdanken hat. Denn die Architekten Johannes Kramer und Werner Kremer aus Ruhrort hatten in Zusammenarbeit mit dem städtischen Baurat Hermann Bräuhäuser in den Mittelpunkt ihrer Planung ein Waschhaus gestellt, von dem heute nur der Schornstein steht.
Von dort aus wurden Häuser und Wohnungen mit Warmwasser und Fernwärme versorgt, dort gab es gemeinschaftliche Räume für Wäschewaschen und -trocknen (dafür konnte auf die Trockenböden unterm Dach der Wohnhäuser verzichtet werden), Versammlungssaal, Garage mit Werkstatt und Kindergarten.
Zwei- und dreigeschossige Häuser, Wohnungen mit zwei bis vier Räumen, eingeschossige Anbauten zu den Gärten hin, reine Wohnstraßen im ganzen Quartier, Platz für 15 Geschäfte und kleine Dienstleistungsunternehmen an der Gabriel-straße – die Siedlung unweit der Koloniestraße sieht nach wie vor einheitlich aus, ohne auch nur ansatzweise monoton zu wirken.
Viel Wert gelegt wurde schon bei der Planung auf großzügige Grünflächen gelegt, und der Blick in die Gärtenhöfe hinter den Häusern lohnt sich auch heute noch.
2007 wurde das Waschhaus abgerissen
Unansehnlich war irgendwann jedoch das alte Waschhaus, dessen frühere Funktionen längst nicht mehr gefragt waren. Während die Wohnhäuser wieder mit ihrem historischen Anstrich versehen wurden, vergammelte das ungenutzte Zentralgebäude über Jahrzehnte. Die lange Suche nach neuen Nutzern und neuen Nutzungen blieb erfolglos. 2007 rückten die Abrissbagger an, das historische Gebäude war Geschichte.
An seine Stelle traten im Jahr 2008 neun moderne Stadthäuser, die sich architektonisch in die denkmalgeschützte Umgebung harmonisch einfügen. Und der Schornstein, der der Siedlung den Namen gegeben hat, blieb stehen als Teil des Hauses, das Architekt Guido Pfaffhausen an der Richard-Dehmel-Straße für sich selbst geplant hat. Sein Traum bei Baubeginn: Ganz oben im Backsteinkamin sollte auf einer Fläche von drei mal drei Metern ein „Zigarrenzimmer” entstehen, „damit es wieder qualmt”.