Walsum. .
1850 Schiffe liefen auf der einstigen Walsumer Werft, die direkt am Südhafen angesiedelt war, vom Stapel. An die Tradition des Schiffbaus, die vor einem Vierteljahrhundert endete, erinnert der Vorsitzende des Walsumer Heimatvereins, Helmut Schorsch.
Die rund 300 Meter lange Anlage befand sich am Rheinufer. Die gesamte Werft nahm eine Fläche von rund 75.000 Quadratmetern ein und gehörte zur Gutehoffnungshütte Oberhausen (GHH). Erfahrung mit dem Schiffsbau hatte die GHH bereits: Von 1829 bis 1898 produzierte sie in Ruhrort Schiffe. Die Entscheidung, in Duisburg wieder in dieses Geschäft einzusteigen, fiel 1909, aber es dauerte noch zwölf Jahre, bis der erste „Pott“ ins Wasser glitt: Es handelte sich um einen 1350-Tonnen-Schleppkahn.
In Walsum stand eine Hochleistungswerft, die rasch einen so guten Namen hatte, dass die Schiffe weltweit Abnehmer fanden, berichtet Schorsch. Die USA, Venezuela, Saudi Arabien, Peru und Finnland etwa zählten zu den Käuferländern. Dort nahm man nicht nur Binnen-, sondern auch die so genannten Rhein-See-Schiffe (3000-Tonner) ab.
„Für Fünf Mark am Abend“
Bis zu 700 Menschen arbeiteten auf dem hermetisch abgeriegelten Gelände. „Da kam niemand ohne Passierschein drauf“, erinnert sich der Walsumer Heinz Hermsen (74). Das Vorstandsmitglied des Heimatvereins hatte als 15-Jähriger im Werkskasino als Kegeljunge einen Job ergattert, den er drei Jahre behielt: „Für Fünf Mark am Abend.“
Die Verwendung des eigenen Eisens
Die Gutehoffnungshütte suchte nach Möglichkeiten, das eigene Eisen selbst zu verwenden. So entstand die Idee, Schiffe zu bauen.
Anfangs, als die Kähne in Ruhrort gebaut wurden, mussten alle Arbeiten vor Ort erledigt werden.
In Walsum wurden vorgefertigte Teile verarbeitet, was den Schiffsbau effektiver machte.
Die riesigen Produktionshallen, die Ende der 1980er Jahre abgerissen wurden (die Produktion wurde bereits 1983 stillgelegt) dienten so manches Mal als Filmkulisse: „Da sind einige Schimanski-Tatorte gedreht worden“, weiß Helmut Schorsch. Die Hallen verfielen ja rasch – und somit hatten sie genau den richtigen Charme für die Krimis.
Übrig blieb eine riesige Brache
„Während des Zweiten Weltkriegs wurden dort massenhaft Kähne gebaut, beziehungsweise umgebaut“, so Schorsch. Die „spitzen Nasen“ wurden „abgeschnitten“. Dafür mussten Flachbuge angeschweißt werden, weil die Wasserfahrzeuge für die geplante Landung in England dienen sollten. Selbst Bauteile für U-Boote wurden dort gefertigt, wie alte Fotos belegen. Bekannt war die Rheinwerft auch, weil sie schwimmende Bagger produzierte, die zum Beispiel für Flussvertiefungen verwendet wurden.
Anfang der 1980er Jahre kriselte es in der Branche, das Gerücht von der Werksschließung kam auf. Zunächst gab es Entlassungen, zu Jahresbeginn 1983 wurde schließlich die bereits auf 150 Mitarbeiter geschrumpfte Mannschaft entlassen und die Werft geschlossen. Ende der 1980er Jahre begann der Abriss der Hallen. Geblieben ist eine riesige Brache.