Duisburg. . Manche Wirte wissen nicht, wie es nach Inkrafttreten des Nichtraucherschutzgesetzes für sie weitergehen soll. In Duisburg gibt es viele Kneipen, die ihre qualmenden Gäste nicht vor die Tür setzen können, weil einfach kein Platz ist.
Denkt Hannelore Grühn an den 1. Mai, dann packt die 61-Jährige das Grauen. Ab dann geht es um das nackte Überleben des Schankbetriebs, den mittlerweile ihre 30-jährige Tochter führt. Die Zukunft der kleinen Kneipe „Zum weißen Roß“ in Beeck malt die erfahrene Gastronomin in schwarzen Farben. „Wir leben hier nur vom Getränkeverzehr unserer Gäste“, sagt sie. Und die wollten beim Pilsken nicht auf ihre Zigarette verzichten.
Die Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes, das ab dem 1. Mai gilt, hängt wie ein Damokles-Schwert über dem Lokal. Hannelore Grühn muss künftig alle Aschenbecher aus dem Schankraum verschwinden lassen. Gäste, die sich einen Glimmstängel anzünden, muss sie dann vor die Tür bitten. Ob die Nachbarn dafür Verständnis haben? „Das glaube ich nicht.“ Genauso wenig glaubt sie daran, dies Kneipengängern zumuten zu können. Weder am Vordereingang noch hinten gibt es die Möglichkeit, es für Raucher wenigstens etwas gemütlich zu machen. Obwohl die älteren Beecker noch gerne am Tresen sitzen – selbst treue Gäste haben angekündigt fernzubleiben, wenn sie hier nicht mehr rauchen dürfen.
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Nicht weit von der Eckkneipe entfernt sorgen sich Wirt Dieter Schellhorn und Marina Fischer um die Zukunft ihrer Bürgerschänke. An der viel befahrenen Friedrich-Ebert-Straße gelegen, gibt es vor der Kneipentür keine Möglichkeit, baulich etwas zu verändern. Und der Hinterhof eignet sich kaum. „Vielleicht ließe sich hier ein Pavillon-Zelt aufbauen“, sagt die Wirtin. Keine Ideallösung. Die Raucher müssten durch das Treppenhaus, das auch die anderen Mieter nutzen.
Teure Investition ist jetzt nutzlos
Roland Jahn (59) von der Studentenkneipe Finkenkrug rechnet fest mit Ärger. Nähmen etwa Gäste ihr Bierchen mit auf die Straße, während sie rauchen, dann konsumierten sie es auf einem nicht konzessionierten Terrain. Das wäre ein Fall fürs Ordnungsamt. „Zum Glück habe ich einen Biergarten, den die Raucher nutzen können“, sagt Jahn. Jedoch überlegt der Wirt, baulich etwas zu verändern.
Er erwägt, den Eingang zu verlegen, damit es auf der Straße gar nicht erst zu Unklarheiten kommt. Denkt der Duisburger an Umbaumaßnahmen, kann er die Verbitterung kaum verbergen. Schließlich hatte er, um den bis heute gültigen Gesetzesbestimmungen zu genügen, einen abgeschlossenen Raum für Raucher geschaffen. Die Installation mit Automatik-Tür war eine Spezialanfertigung. Sie schlug damals mit 10 000 Euro zu Buche.
Nichtraucher als lange Zeit nicht beachtete Zielgruppe
Immerhin, so gibt Jahn zu, hat ihm das strenge Gesetz einen unerwarteten Zulauf beschert. „Die Gruppe der Nichtraucher ist bei uns gewachsen. Die haben wir früher zu sehr vernachlässigt.“ Ohnehin sieht er für moderne Kneipen nicht schwarz. In anderen Bundesländern und im Ausland hätten sich die Raucher schließlich auch an die strengen Gesetze gewöhnt.
Dass es zu Umsatzeinbußen kommen wird, davon gehen die Duisburger Wirte der Schankstuben fest aus. In der Bürgerschänke will man dies mit einem Speiseangebot wenigstens etwas auffangen. Beim Weißen Roß lässt sich dies nicht realisieren. „Wir räumen einfach die Aschenbecher weg und warten ab, was passiert“, sagt Hannelore Grühn. Allein, sie hat einfach keine andere Wahl.