Duisburg. .

Der Frühling ist normalerweise eine schöne Zeit für die Nachfahren von Franz Haniel: Man trifft sich mit der Verwandtschaft in Ruhrort, man bummelt bei Lust und Laune ein wenig durch den Hafenstadtteil, wo für den Familienkonzern vor mehr als 250 Jahren alles angefangen hat – und man kassiert eine stattliche Dividende. Nicht so in diesem Jahr.

Einen „historischen Verlust“ gab gestern Haniel-Vorstandsvorsitzender Stephan Gemkow bekannt. 1,9 Mrd Euro beträgt der Verlust für 2012. Nach einer „selbstgesetzten Regel“, so Finanzchef Dr. Florian Funck, habe man bisher immer 25 Prozent des Konzerngewinnes an die rund 600 Familienmitglieder ausgeschüttet. Seit November, so Gemkow, sei mit den Gesellschaftern über die aktuelle Dividende diskutiert worden. Aus deren Kreis sei der Wunsch geäußert worden, sich verantwortlich zu zeigen und auf eine Ausschüttung zu verzichten. Dabei geht es um rund 50 Mio Euro.

Wachstum im Ausland

Der Dividenden-Verzicht ist laut Vorstand der erste in den letzten 60 Jahren, und er soll auch die Ausnahme bleiben. Funck präzisierte Gemkow und sprach daher von einem „historisch einmaligen Verlust“. Für 2013 könnten die Familienmitglieder beim jährlichen Treffen wieder mit einer Ausschüttung rechnen.

Während die große Haniel-Beteiligung Metro mit Sitz in Düsseldorf massive Sorgen bereitete, habe die kleine Beteiligung ELG mit Duisburger Adresse in einem schwierigen Jahr die „starke Marktposition“ behauptet, lobte Funck gestern die Spezialisten für Edelstahlschrott-Recycling. Gemkow kündigte an, im laufenden Geschäftsjahr 20 Mio Euro bei ELG zu investieren. Ziel ist Wachstum in Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder in den USA sowie der Ausbau des Carbon-Geschäfts. Man gehe von einem „leichten Nachfrage-Anstieg“ aus und einem Plus bei Umsatz und Gewinn.

Xella unbeeindruckt

„Mit sofortiger Wirkung“, so Gemkow gestern, stoppt Haniel weitere Sanierungen von Gebäuden, in denen schadhafte Kalksandsteine aus der Produktion der früheren Konzern-Tochter Xella verbaut sein könnten. Man habe bisher gezahlt „ohne rechtliche Verpflichtung“ und dafür umfassende Rücklagen gebildet. Die Meldungen von möglicherweise schadhaften Steinen aus der Zeit vor der Jahrtausendwende liege derzeit bei zwei pro Monat. Die Gesamtzahl der Schadensfälle liege bei 430.

Beim Baustoffproduzenten Xella in Huckingen hat sich durch die geänderte Haltung des einstigen Mutter bislang nichts geändert. Man verweise nach wie vor in dieser Frage auf Haniel, hieß es gestern.