Duisburg. Unzulässiger Dienstwagen, teure Dienstreisen, häufiger Einsatz der Kreditkarte und Schuld an der Finanzmisere - Raimund Stecker, Direktor des Lehmbruck-Museums in Duisburg sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Aus seiner Sicht hat er jedoch nur getan, was zum Erhalt des Museums nötig war.

Der Direktor des Lehmbruck-Museums gerät weiter unter Druck. Professor Raimund Stecker, dem das Stiftungskuratorium bereits kurz vor Weihnachten die ordentliche Kündigung zum Ende des Jahres 2013 ausgesprochen hatte, soll für die Finanzmisere des Museums, das kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stand, maßgeblich verantwortlich sein. Zu diesem Ergebnis kommen die städtischen Rechnungsprüfer. „Die schwierige finanzielle Situation des Museums ist aus Sicht des Rechnungsprüfungsamtes fast ausschließlich durch Entscheidung des neuen Museumsdirektors herbeigeführt worden“, heißt es in einem internen Bericht.

Was die Rechnungsprüfer dem Direktor anlasten: Er soll sich bei Sonderausstellungen verkalkuliert, trotz finanzieller Engpässe Aufträge vergeben, langfristige Verträge abgeschlossen sowie neues und mehr Personal eingestellt haben. Eine der Folgen: Für die wichtigen Sonderausstellungen, bei denen Stecker 2011 mit 850.000 Euro und 2012 mit rund 400.000 Euro das Budget weit überzogen haben soll, sollen für die nächsten Jahre laut des internen Berichts gerade noch knapp 50.000 Euro zur Verfügung stehen.

Zwei bis drei Dienstreisen im Monat sind laut Stecker „wenig“

„Ich kenne diesen Bericht nicht“, sagt Stecker der NRZ. Die Wirtschaftsprüfer hätten festgestellt, dass seit 2000 jährlich eine Stelle hätte abgebaut werden müssen, um die Steigerung der Personal- und Sachkosten auszugleichen. „Dies ist nicht geschehen“, sagt Stecker. „Dass die grandiose Ausstellung ,100 Jahre Lehmbrucks Kniende’ finanziell die Kapazitäten des Museums überstiegen hat, das weiß ich jetzt, und dafür muss ich selbstverständlich verantwortlich zeichnen.“ Allerdings hätte er die Ausstellung bereits bei seiner Wahl zum Direktor angekündigt. „Als Budget, so hieß es immer, stünden für Ausstellungen und Ankäufe gute 600.000 Euro pro Jahr zur Verfügung. Diese, das weiß ich nun, haben nie zur Verfügung gestanden.“

Die Knienden von Duisburg

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    In der Kritik stehen auch die zwei bis drei Dienstreisen pro Monat, deren Kosten laut Prüfer die üblichen Grenzen überstiegen haben sollen und die Stecker nicht nach dem erforderlichen Verfahren abgerechnet haben soll. „Alle Dienstreisen wurden mit meinem vollsten Vertrauen von der Verwaltung abgerechnet. Zwei bis drei Dienstreisen sind für den Direktor eines so renommierten Museums wenig, schließlich verleihen wir Werke und leihen auch. Dies geht immer nur im persönlichen Vertrauensverhältnis“, sagt Stecker und betont, dass man mit dem Verleih von Werken 2010 rund 150.000 Euro eingenommen hätte. „Diese Kompensation mangelnder Etats erfordert Sammlerpflege und eben Dienstreisen.“

    Stecker musste Kreditkarte abgeben

    Allerdings soll das Kuratorium bereits Mitte letzten Jahres die Notwendigkeit und Häufigkeit der Dienstreisen in Frage gestellt haben. Stecker sollte jeweils Reiseberichte mit einer Kosten-Nutzen-Analyse vorlegen, was laut Prüfung aber nicht erfolgt sei. Inzwischen muss sich der Museumsdirektor jede Dienstreise vom Oberbürgermeister Sören Link persönlich genehmigen lassen.

    Weiterer Vorwurf: Flüge soll er direkt zu Lasten der Stiftung gebucht haben, die Ausgaben überwiegend mit der museumseigenen Kreditkarte bezahlt haben. Bis Februar soll für die Karte kein einziger Beleg für 2012 vorgelegen haben, die daraufhin nachgereichten Belege sollen derzeit noch geprüft werden. Im Bericht steht eine Summe von 20.000 Euro, die sich offensichtlich ausschließlich aus Dienstreisen, Tankrechnungen und Bewirtungsaufwendungen ergibt. „Es gibt keinen Umgang mit der Kreditkarte, der ein Geschmäckle hat“, sagt Stecker dazu. „Laut Wirtschaftsprüfungsbericht sind alle Vorgänge plausibel.“

    OB Sören Link als Dienstvorgesetzter soll Stecker um die Rückgabe der Museums-Kreditkarte gebeten haben. Der Direktor gab sie zwar zurück, soll laut Bericht aber gleichzeitig eine neue Karte auf seinen Namen und zu Lasten des Museums beantragt haben.

    OB verlangte auch den Dienstwagen

    Fragen wirft auch der Dienstwagen auf, der Stecker laut Rechnungsprüfern gar nicht zustehen soll. Dem hätte das Kuratorium schriftlich zustimmen müssen. Offenbar soll es aber damals eine mündliche Vereinbarung mit Ex-OB Sauerland gegeben haben. Stecker argumentiert, dass man errechnet habe, ein Dienstwagen sei günstiger als wenn er jeden Kilometer einzeln abrechnen würde. „Ich habe mir keinen Dienstwagen beschafft, er ist mir von Kuratoriumsvorsitzenden freundlicherweise aufgedrängt worden“, sagt Stecker der NRZ. Auf Drängen des Oberbürgermeisters hat er den Wagen vor drei Wochen zurückgegeben.

    Allerdings hatte Stecker erst im Dezember ein neues Fahrzeug bestellt. Der Mercedes steht jetzt im Fuhrpark der städtischen Fahrbereitschaft.