Duisburg. Die Aufregung um den umstrittenen Museumsdirektor Raimund Stecker geht weiter. Im Pressegespräch schilderte Stecker jetzt seine Sicht der Dinge - und verglich seine Situation mit der Affäre Dreyfus. Unterdessen ist fraglich, ob der Vertrag des Museumsdirektors verlängert wird oder Ende des Jahres ausläuft.
Raimund Stecker, Direktor des Lehmbruck-Museums „auf Bewährung“, wollte sich gestern nicht äußern zum Bericht der städtischen Rechnungsprüfer über die Finanzsituation des Hauses. Darin wird das Gesamtdefizit der Stiftung Wilhelm-Lehmbruck-Museum von gut einer Million Euro zum Jahresende 2012 in erster Linie dem „Finanzgebaren“ des Museumschefs angelastet. Er ist seit 2010 im Amt. Sein Vertrag endet im Dezember 2013. Sollte sich bis Mitte des Jahres eine Verbesserung der Situation abzeichnen, wollen Kuratorium und Stecker über einen neuen Vertrag verhandeln.
Den Bericht der Rechnungsprüfer habe er erst am Morgen auf den Tisch bekommen, so Stecker. Er werde ihn genau lesen „und dann ganz in Ruhe weitersehen“. Es sei nicht richtig, sich über Interna zu äußern, die an die Öffentlichkeit gekommen sind. Er werde das zuerst im Kuratorium klären.
"Sehr schön essen gegangen"
Allerdings hatte Stecker zum Pressegespräch, in dem zwei neue Ausstellungen im Mittelpunkt standen, ein Buch über den „Fall Dreyfus“ mitgebracht. Damit stellte er einen Zusammenhang her zwischen seiner Situation und einem der größten Skandale, die Frankreich im 19. Jahrhundert erschütterten: Die falsche Verurteilung des französischen Artillerie-Hauptmanns Alfred Dreyfus wegen Landesverrats an die Deutschen.
„Die Zahlen, die rumgeistern, werden in sich zusammenfallen“, zeigte sich Stecker überzeugt. Er verwies auf Schenkungen und Ausstellungen, die ihm von Kunstsammlern und Mäzenen fürs Museum in Aussicht gestellt worden seien. Solche Zusagen – wie für die neuen Ausstellungen mit Werken von Tony Cragg und Karin Sander – entstünden „in entspannter Atmosphäre“. So habe er einen Frankfurter Unternehmer gewonnen, dem Lehmbruck-Museum Arbeiten von Tony Cragg zu kaufen – und nachher „sind wir sehr schön essen gegangen.“ Dieser Frankfurter Unternehmer habe sowohl die Cragg- als auch die Sander-Ausstellung ermöglicht.
Hey Alter
Hochmotivierte Mannschaft
Sollte zu viel Geld ausgegeben worden sein, müsse man diese Beträge als Investitionen begreifen. „Die Saat wird aufgehen“, sagte Stecker. Auf die Frage, was das noch bringe, wenn das Haus finanziell vor die Wand gefahren sei, antwortete Stecker: „Ich sehe die Wand nicht.“
Über den künstlerischen Weg des Hauses gebe jedenfalls keinen Dissens. „Sofort gehen“ würde er allerdings, „wenn die Kunstszene nicht hinter mir steht“.
Befragt nach der personellen Situation im Haus, das in jüngster Zeit zwei Mitarbeiter verlassen haben, äußerte Stecker Bedauern. Dass die beiden sofort neue Jobs gefunden hätten, zeige, welch „fantastische Mitarbeiter“ er ans Haus geholt habe. Die verbliebene Mannschaft sei hoch motiviert bei der Arbeit. Seine eigene Motivation nennt er „top“.